Missabougou | mit viel Schwung in die Ehe

Die Familien Diarra, Diamoutene und Banou hatten zur Doppelhochzeit ins Gemeindezentrum nach Missabougou geladen. Wir waren vom Pastor der Gemeinde Abdias Diarra eingeladen worden, da auch sein Sohn Jephiné vor den Altar ziehen würde, um seine Verlobte zu heiraten. Wir kennen die Familie Diarra schon sehr lange, und es war wirklich ein buntes und rhythmisches Fest. Wir bekamen einen Platz im Pastorenblock direkt neben der Bühne zugewiesen und hatten alles gut im Blick. Jugendliche bildeten in einheitlicher Kleidung ein Spalier, um die Brautleute vom großen Eingang zu ihren Plätzen zu geleiten. Die Jungs hatten ihren Spaß, doch die Hauptpersonen, die Verlobten verzogen beim Einzug keine Miene. Im Hintergrund sangen und tanzten zwei Chöre und die Band spielte einen flotten Rhythmus zum Auftakt. Die jungen Herren erkannten wir sofort, denn die haben wir schon des Öfteren im Chor singen sehen. Die Damen sind bei solchen Anlässen immer so verkleidet, mit Perücken beladen und geschminkt, dass man erst einmal genau hinschauen muss, um wen es sich genau handelt. 
Der Blick in den vollen Saal verriet uns, dass ca. 400 Leute gekommen waren, meist schick und bunt angezogen. Doch irgendwann wechselte die Stimmung vom bunten Treiben in eine irgendwie ernste Atmosphäre. Der Ablauf war klar geordnet. Zwei Zeremonienmeister leiteten in Französisch und Bamanan durch das Programm. Bei der Begrüßung durfte keiner vergessen werden. Einer der Gemeindeleiter hieß die Besucher herzlich willkommen. Alle Gebete wurden von Pastoren aus dem Distrikt gesprochen. Die Lebensläufe der vier Hochzeitskandidaten wurden kurz umrissen - Geburtsdatum und -ort, schulische und berufliche Karriere, Bekehrung und Taufe - all das durfte nicht fehlen. Die Predigt hielt ein Pastorenkollege aus einer Nachbargemeinde, die nicht zum gleichen Gemeindeverband gehört. 
Zwischendurch wurde immer wieder mal gewitzelt und Familiennamen und Verwandschaftsverhältnisse aufs Korn genommen. Jedesmal ist dabei das Gelächter groß. Die Trauzeremonie übernahm unser Freund David Dembélé aus der Gemeinde in Kouloubléni. Der machte das echt gut. Er war gut vorbereitet und wirkte dennoch locker. Erklärungen. Bibelzitate. Alle Beteiligten wurden auf ihre eheliche Pflichten aufmerksam gemacht und "abgefragt". Hier ist ein Wunsch obligatorisch, nämlich der, dass Gott den frisch Vermählten viele Kinder schenken möge. Trotz aller wichtigen und bedeutsamen Wünsche und Ratschläge, blieb das erwartete Ja-Wort nicht aus. Das erste Paar war bei der Annäherung nach dem Segen etwas schüchtern. Doch beim zweiten funktionierte das recht gut zwischen dem frischgebackenen Ehemann und seiner Frau, mit der Umarmung und Küsschen hier und Küsschen da und sogar auf die ziemlich rot geschminkten Lippen der jungen Dame. 
Die Gottesdienstteilnehmer würdigten dies mit tobendem Applaus. 
Danach ging die Post so richtig ab. Die Familien trugen jeweils ein Lied vor. Da standen sie nicht nur und sangen. Da war Bewegung drin und wenn die Band dann einen schnelleren Takt anschlug, dann wurden Arme und Hüften geschwungen, was das Zeug hielt. Die Diarras waren mit 30 Leuten vor der Bühne vertreten und ihr Lied in Bobo riss alle mit. Bei den Diamoutenes ging es etwas bedächtiger zur Sache. Doch es war bei beiden Familien faszinierend, wie hier junge und alte Familienmitglieder, Männer und Frauen ihre Freude auf ihre in Familientraditionen gewachsene Art zum Ausdruck brachten. Doch die turbulenten Bewegungen und das Mitklatschen der Gottesdienstbesucher wechselte danach in ein gelangweiltes Schweigen. Denn - eine Eigenart bei malischen Hochzeiten ist, dass die Namen derer, die vor dem Gottesdienst Geldumschläge und Geschenke überreicht hatten, mit Namen zitiert wurden. Das dauerte ganze zehn Minuten und wirkte ziemlich protokollarisch und unterkühlt. 
Da der Hof der Gemeinde zu klein ist, um für die Freunde und Verwandten beider Familien Platz zu bieten, wurde das gemeinsame Essen auf mehrere Höfe verteilt. Wir blieben vor Ort und wurden zu den oberen Plätzen auf dem Dach des Hauses unter ein Zeltdach geführt, wo wir gemeinsam mit den Pastoren und anderen Ehrengästen, geschützt vor der Sonne, ein leckeres Reismenü serviert bekamen. Um halb zehn gingen die Feierlichkeiten los. Gegen 15.00 Uhr haben wir uns dann verabschiedet. Doch mit Sicherheit werden Gespräche bei Getränken und Tee noch bis weit über Mitternacht weitergehen. Es war uns eine Ehre, dabei gewesen zu sein. Wir wünschen den beiden Paaren viele glückliche Jahre in ihrem "neuen Leben" als Eheleute.






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