Sanankoroba-Bethel | Hühner jagen und Gastfreundschaft genießen

Bethel, das ist der Name der landwirtschaftlichen Hofgemeinschaft der Familie Mounkoro im Hinterland von Sanankoroba. Auf dem Weg dorthin müssen wir mit unserem Wagen Pfade bewältigen, die eigentlich nicht für Autos gemacht sind. Hier und da müssen wir Leute aus den Siedlungen, Fußgänger oder Radfahrer nach dem rechten Weg fragen. Doch Tamous Farm ist den Leuten ein Begriff. Man weiß Bescheid und kennt sich. Bei unserem Ausflug wurden wir von unserer Tochter Janina, die den Ausflug arrangiert hatte, ihrer Freundin Leonie und Noé begleitet. 
Tamou und seine Familie leben schon seit ca. 2 Jahren hier auf ihrem Grundstück im westlichen Hinterland der malischen Hauptstadt. Das ca. 6 ha große Areal bietet großartige Möglichkeiten für Gartenbau, Land- und Viehwirtschaft. Nebenbei erwähnt Tamou eine weitere Option. Das Grundstück sei so groß, dass Missionare in Rente hier ihren Alterssitz errichten könnten. "Wer Jahrzehnte seines Lebens für Mali und seine Menschen investiert hat, der sollte das Land auch (be)erben, im Alter und darüber hinaus", so Tamou wörtlich. Dahinter steht die Vorstellung, dass es eine Ehre für ein Land ist, wenn jemand nach einem verdienstvollen Leben mit der Erde verbunden wird, wo er Furchen gezogen und Spuren hinterlassen hat. Dieses Erbe, das dann dort begraben liegt, soll die künftigen Generationen inspirieren. Gedanken ... 
Drei Wochen vor Weihnachten erhielten sie den Bescheid über die Eintragung ins Grundbuch. Tamou, der Chef des Ganzen, ist ein langjähriger Mitarbeiter von "Jugend mit einer Mission in Mali" (JeM). Da die Missionare von JeM, wie andere Missionare auch, von Spenden leben, müssen sie zusehen, wie sie ihr Leben im Pensionsalter bestreiten können. Aus dem Nichts haben Tamou und seine Familie Wohn- und Wirtschaftshäuser aus Lehm aufgebaut und einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb zur Selbstversorgung gestartet. Die Bewohner des Hofes werden mit Wasser aus einer Tiefbohrung versorgt. Selbst die Nachbarn kommen vorbei und tanken ihre Behälter auf, ohne dafür zu bezahlen. "Nein, Profit machen möchte ich nicht. Ich bin kein Wirtschaftsmensch", sagt Tamou. "Jeder hilft jedem; jeder ist hier auf den anderen angewiesen. Geld würde in diesem Fall den Geist des guten nachbarschaftlichen Zusammenhalts unnötig belasten." 
Regelmäßig empfängt er Gruppen junger Leute, die hier im Busch etwas über Landwirtschaft lernen. Sein Ziel ist es, eine ganzheitliche Jüngerschaftsschule aufzubauen, wo biblische Lehre und tools für die Landwirtschaft nach biblischen Prinzipien vermittelt werden. Dazu lädt er auch Fachleute aus dem Ausland ein, die ihm dabei helfen, Fachwissen weiterzugeben, Gärten anzulegen, Versuchsfelder zu starten und einen ökologischen Kreislauf aufzubauen.
Während des Tages werden wir mit selbstgebackenem Brot versorgt und genießen Hühnchenfleisch mit Reis. Zwischendurch werden uns immer wieder Getränke und Tee gereicht. Rund um die Freiluftküche sind die Frau des Hauses und Verwandte in Unterhaltungen vertieft und mit dem Haushalt beschäftigt. Janina muss "ihr Huhn" selber einfangen, ihm die Gurgel durchschneiden, die Federn rupfen, die Eingeweide entnehmen und es für den Grill vorbereiten. Das gehört hier zum normalen Leben auf dem Land dazu.
Seit über 30 Jahren ist Tamou als Mitarbeiter von JeM dabei und hat viele Jahre die Kinder und Jugendgruppen von Fabricants de joie (Freudenbringer) geleitet. Hier haben unsere Kinder eine tiefe geistliche Prägung erhalten, sind mit der Gruppe quer durchs Land gezogen und haben Gemeinden bei evangelistischen Einsätzen durch Theater, Tanz und Lieder unterstützt. Das hat Spuren hinterlassen, geistliche und kulturelle. Noch heute hat unsere Tochter Janina ein Heft zu Hause, wo sie sich damals Impulse aus den Bibelarbeiten und Seminaren notiert hat und in dem sie heute noch die ein oder andere Lektion nachschlägt. 
Wir als Eltern sind Tamou und seinem Team von Herzen dankbar für die Zeit, Geduld und Liebe, die sie in unsere Kinder investiert haben. Die Verbindung zu einigen FJ-lern aus den Jahren 2000plus bestehen bis heute. Es ist beeindruckend zu sehen, was aus vielen dieser Kinder geworden ist - eigenständige, geistlich verwurzelte Leute, die ihren Weg in Gemeinde und Beruf gefunden haben. Noe, unser malischer Begleiter, ist ein gutes Beispiel dafür. Er hat studiert, arbeitet als Graphiker und hat mit Freunden eine christliche Band samt Studio auf die Beine gestellt. 
Tamou und seine Familie haben auf ihrer Farm an Weihnachten in der ländlichen Einsamkeit ein großes Fest für und mit den Nachbarn veranstaltet, mit Gottesdienst, Essen und Tanz. Gut, dass es diese Formen der Gemeinschaft gibt, denn die bereits verheirateten Töchter wohnen nicht mehr hier. Manchmal spürt man die Einsamkeit im Hof, gibt Tamou zu. 
Tamou erzählt uns, dass er für die persönliche Meditation oft im Busch spazieren geht. Bei einer dieser Wanderungen entdeckte er jüngst eine Ameisenstraße. Er beobachtete, wie die Ameisen ihre Bagage von A nach B transportierten. Eine der Ameisen hinkte etwas hinterher. Vielleicht war ihr die Last zu schwer. Eine andere Ameise, die schon vorausgeeilt war, hatte dies offensichtlich mitbekommen, lief zurück und nahm die müde Kollegin samt Last auf ihren Rücken, um sie wieder an die Gruppe heranzuführen. Die Lektion ist schnell gelernt. Rücksichtnahme, Solidarität, den Schwachen mitnehmen, das sind Verhaltensweisen, so Tamou, die wir in unseren christlichen Kreisen neu lernen müssen. Oft ist es so, dass jemand, der zurückbleibt und Schwächen zeigt, zurückgelassen und angeklagt wird, statt ihm aufzuhelfen und den Anschluss wieder zu gewinnen.
Wir haben die Gemeinschaft und die ländliche Ruhe genossen. Und ... den Weg zurück nach Hause haben wir auch wieder gefunden.


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