Koulikoro | Knastbrüder hören das Evangelium

Die Straße nach Koulikoro ist jetzt vierspurig und in einem sehr guten Zustand. Heute sind wir zu fünft. Begleitet werden wir von zwei Pastoren und dem Leiter der evangelischen Gefängnisarbeit in Mali, Pastor Enoc S. Als wir um Viertel nach Elf im Männergefängnis von Koulikoro eintreffen, steht die Sonne schon hoch. Es sind um die 40 Grad. 
Aktuell sitzen dort 184 Gefangene ein, normale Kriminelle, aber zunehmend auch im Norden Malis festgenommene Terroristen, die schon verurteilt sind, oder auf ihren Prozess warten. Der Leiter der Anstalt lädt uns zunächst in sein Büro ein und erzählt uns offen von seinen Sorgen und dem Stress, den er wegen zu befürchtender Unruhen im inneren und möglichen Befreiungsversuchen von außerhalb der Gefängnismauern empfindet. Heute haben wir zur Weihnachtszeit drei riesengroße Schüsseln voller Reis, Fisch und Gemüse mitgebracht, außerdem ein paar Kartons mit Seife und etwas Literatur.
Das Wachpersonal kündigt unseren Besuch in den Zellen an. Als wir dort eintreffen, fällt uns auf, dass die Stimmung unruhig und gereizt ist. Es kommt zu einem leichten Handgemenge. Der Rädelsführer wird aber schnell dingfest gemacht und in seine Zelle abgeführt. Vielleicht regt er sich auf, weil er Christen vor sich hat, weil er mental nicht gut drauf ist, oder auch weil Drogen im Spiel sind.  
Um für eine aufmerksame Stimmung zu sorgen, singen wir zunächst ein Lied in Bamanan. Das Lied ist neu, doch der Refrain ist schnell gelernt. Hinter uns sitzt ein Mann, einer der Gefangenen, im mittleren Alter, der uns auffordert, noch ein zweites Lied zu singen. Er selbst fängt mit dem Refrain an - Ala b'an kanu, Ala be mogo bee kanu, tinye don (Gott liebt alle Menschen, das ist wahr...). Dieses Lied kennen die Leute von den vorherigen Besuchen. Die Atmosphäre ist wie ausgetauscht. Ca. 100 Gefangene singen, zusammengepfercht auf engem Raum, umgeben von von der Decke herunterhängenden Kleidersäcken und Töpfen auf dem Boden, bei 40 Grad, Hallelujarufe, rhythmisches Klatschen, lautes Amen - und dann höchste Aufmerksamkeit bei der Andacht. Einer unserer malischen Kollegen spricht von der Suche Gottes nach den Menschen im Paradies nach dem Sündenfall und vom Kommen Jesu Christi. Die Botschaft wird sehr positiv aufgenommen. Wir verabschieden uns mit Gebet und Segenswünschen. Die Gefangenen freuen sich über das Essen, das draußen im Hof steht und für sie bestimmt ist.
Dann geht es einen Trakt weiter. Hier sitzen hohe Beamte aus Ruanda ein, die in den Genozid vor über 20 Jahren involviert waren und jetzt in verschiedenen Gefängnissen Afrikas ihre Strafe verbüßen müssen. Einige von ihnen sind in den Benin verlegt worden, erzählen sie. Im Andachtsraum sitzen deshalb heute nur sechs Männer vor uns, teilweise krank, gebrechlich, aber sehr froh über unseren Besuch. Es sind Leute, die zum großen Teil aus einer christlichen Tradition stammen. Sie singen die französischen Kirchenlieder mit. Auch hier steht bei der von mir gehaltenen Andacht die Weihnachtsbotschaft im Mittelpunkt und der Text aus Lukas 4,14-21, wo Jesus seine Mission zusammenfasst. Er ist gekommen, die zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, den Armen frohe Botschaft zu verkündigen, den Gefangenen Befreiung zu bringen, die Blinden sehend zu machen, die Unterdrückten zu befreien und das Gnadenjahr des Herrn auszurufen. Deswegen feiern wir Weihnachten, weil uns in Jesus Christus ein Gott begegnet, der an die Ränder geht, in unser Chaos und Gefangensein und der die Unterdrückung in Freiheit verwandelt, der Gnade bringt.  
Wir gehen in die Gefängnisse, weil uns dort Brüder begegnen, Ebenbilder Gottes, Menschenskinder, die Gott nicht im Stich lässt. Es sind Gefangene, denen Gottes Liebe gilt, die auf Freiheit warten und auf neue Perspektiven für ihr Leben. Deshalb gehen wir hinter die Gitter, zu den Leuten, schütteln ihnen die Hände, teilen Essen und Zeit mit ihnen. Die Weihnachtszeit ist ein eine gute Gelegenheit, die Freude in Jesus zu teilen und Solidarität zu zeigen.

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