Tousséguéla | auf den letzten Drücker

Die Fahrt von Bamako bis südlich von Bougouni verlief problemlos. Die sich anschließende Wegstrecke war von vielen Baustellen und Geröllpisten geprägt. Ständig waren wir von Staubwolken umgeben und mussten auf den letzten Kilometern zahlreiche Schlaglöcher umfahren. Fünfeinhalb Stunden Fahrt lagen hinter uns, als wir die kleine Kreisstadt Tousséguéla in der Region Sikasso erreichten. Hier hat unsere Partnerkirche UEPEM vor, neue Gemeinden zu gründen. Mit dabei waren der Präses der UEPEM, Enoc S. und sein Vice Benjamin K., die bereits im November die Gegend erstmals besucht haben. Moussa S., Mitglied einer Gemeinde in Bamako war als Techniker mit an Bord. Auf einer solch langen Fahrt hat man Zeit zu plaudern und strategisch zu fachsimpeln. Es war sozusagen ein Ausflug der ersten Generation unserer gemeinsamen Gemeindearbeit in Mali. 
Die beiden Pastoren Enoc und Benjamin und wir, Christiane und Alfred, gehören zu den Pionieren, zu den Alten, was in Mali durchaus eine Ehrenbezeichnung ist. Wir haben im Kreis Mopti (Zentrum Malis) und in Bamako zu Beginn der 1990er Jahre gemeinsam viele Evangelisationen durchgeführt und uns so intensiv kennen gelernt. Das war eine spannende, reiche Zeit. Jetzt gehen wir alle auf die 60 zu, sind teilweise darüber und sitzen wieder gemeinsam im Auto, unterwegs zu einer Evangelisation. Älter, aber immer noch das gleiche Anliegen. Sowas macht richtig Spaß.
Und es ging noch weiter mit den sich schließenden Kreisen. Wir wurden vom Kreisrat, einem Kommandanten, empfangen. Er ist Christ und hat der UEPEM den Weg in die Gegend geebnet. Als wir rund um den Tee ins Gespräch kamen und uns einander vorstellten, schaute er mich an und fragte: "Alfred. Bist Du ... der Missionar aus Sevare?" Ich bejahte und erklärte ihm, wo wir damals gewohnt haben. Es stellte sich heraus, dass er 1989 bei unserer Ankunft in Sevare das Gymnasium besucht hat und einer der Teilnehmer bei dem Schülerbibelgesprächskreis war, der damals auf unserer Veranda stattfand. 30 Jahre später saß er vor uns und wir dachten uns, wie großartig Gottes Wege sind. Vom Schüler zum Kommandant und immer noch Christ. 
Wir wurden hervorragend bewirtet. Wir statteten dem Dorfchef einen Besuch ab. Das übliche Geplänkel rund um Familiennamen bildete auch hier den Türöffner zu einem ungezwungenen Gespräch. Wir fragten, wo wir heute Abend den Jesus-Film zeigen dürfen. Der alte Dorfchef erwies sich unserem "christlichen Anliegen" gegenüber als sehr offen. Anschließend ging es auf die Felder draußen vor dem Dorf. Hier hatte der Bürgermeister ein fast ein Hektar großes Grundstück im Auftrag der UEPEM vermessen lassen. Wir suchten zunächst verzweifelt, aber schließlich erfolgreich, die kleinen Grenzsteine, die sich im Gestrüpp und hohen Graß versteckt hielten. Der halbe Dorfrat war mit uns auf den Beinen. Hier zeigte sich, dass sie das Anliegen der UEPEM ernst genommen haben. Andererseits bedeutet die Größe des Grundstücks, dass jetzt unsere Gemeinden am Zug sind und konkrete Taten folgen lassen müssen. Das Grundstück muss zunächst ummauert werden. Dann soll irgendwann der Bau eines Gemeinde- und Pastorenhauses erfolgen.  
Nach dem Abendessen zogen wir mit unserer Ausrüstung auf den zentralen Dorfplatz. Wir zeigten Ausschnitte des Jesus-Films. Rund um uns fanden sich ca. 150 junge Leute und einige Frauen ein. Das ist das klassische Publikum bei solchen Anlässen. Männer schauten auch zu, aber eher aus der sicheren Entfernung, versteckt in der Dunkelheit der Nacht. Aus Scham und Angst vor zuviel Transparenz stellte keiner eine Frage. Benjamin fasste den Inhalt des Films zusammen und erklärte, wie ein Mensch Jesusjünger werden kann. Dann packten wir zusammen. 
Wir waren alle ziemlich müde. Christiane und ich übernachteten auf einer dünnen Matte in einem der freien Zimmer. Die Kollegen waren nebenan im gleichen Gebäude untergebracht. Die Nacht war ziemlich kühl. Die Luft war rein, und es gab kaum lästige Mücken. Wir haben nicht besonders gut geschlafen. Morgens waren wir froh, dass wir unsere Hände über dem Kohlefeuer aufwärmen konnten, das zwei Jugendliche angezündet hatten und auf dem unser Teewasser aufgesetzt wurde. Wir werteten unsre Eindrücke aus. Der Jesus-Film ist immer noch gut dazu geeignet, um allen im Dorf zu vermitteln, was uns motiviert und was der zentrale Inhalt unserer Botschaft ist. Zu dem Kreisgebiet gehören insgesamt 21 Dörfer. In keinem davon gibt es eine christliche Gemeinde. Es gibt offene Türen, Möglichkeiten bis zum Abwinken.
Beim Abschied nach dem Frühstück fragten wir rein zufällig die beiden Jungs, ob sie schon Christen seien. Einer bejahte dies. Der andere fragte nach, was das denn konkret bedeutet. Wir erklärten ihm den Weg zu Jesus und beteten mit ihm und für ihn. Das war eine Bekehrung auf den "letzten Drücker", obwohl es sowas bei Gott nicht gibt. Er bestimmt den Zeitpunkt. So stellte sich auf die letzte Minute heraus, dass es eine Handvoll Christen im Dorf gibt. Das ist ein ermutigendes Zeichen zum Weitermachen. Wir überreichten beiden ein Neues Testament und ein Faltblatt, in dem kurz und bündig das Wesentliche des Evangeliums erklärt wird.
Der Zustand der Straßen hatte sich auf dem Rückweg leider nicht zum positiven verändert. Wir vertrieben uns die Zeit mit Witzen, betrieben interkulturellen Austausch über Hochzeitsriten und führten intensive strategische Gespräche. Wie kann es jetzt weitergehen? Wann wird der nächste Einsatz stattfinden? Wie soll der organisiert werden? Woher nimmt die UEPEM die finanziellen und personellen Mittel, um die begonnene Arbeit fortzuführen? Uns allen ist auf der Rückfahrt klar geworden, dass Gott uns hier große Türen geöffnet hat, in die hinein wir jetzt unsere Schuhe stellen müssen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Am Nachmittag kamen wir ziemlich erschöpft, aber mit einem dankbaren Herzen nach Bamako zurück. 

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