Mali | Vorsicht, aber keine Panik


In westlichen Medien und auf den offiziellen Internetseiten der auswärtigen Ämter kommt Mali seit Jahren nicht gut weg. Reisewarnungen werden ausgesprochen. Uni sono, und das mit Recht, wird auf die nach wie vor prekäre Sicherheitslage im Norden aufmerksam gemacht, trotz der schon lange andauernden UNO-Friedensmissionen. Es ist davon die Rede, dass es überall im Land zu Attacken kommen kann. Die Demonstrationen mit möglicherweise ...
tumultartigen Szenen häufen sich. Überall und jederzeit könne es im Land zu Entführungen kommen, sagen die Diplomaten, selbst in Bamako. Die aufgrund dieser Einschätzungen ausgegebenen Warnungen spiegeln aber nicht nur, mal mehr oder weniger realistisch, die akute Sicherheitslage. Sie dienen auch der Vorbeugung, weil man nicht die Möglichkeiten hat, oder erst gar nicht in die missliche Lage kommen möchte, einem Staatsangehörigen im Notfall helfend zur Seite zu springen. Deshalb wird davor gewarnt, erst gar nicht einzureisen. 
Es wäre aber falsch, nur auf die auswärtigen Ämter zu hören und erst recht nicht, allein auf die Medienberichte zu vertrauen, die oft von Journalisten verantwortet werden, die das Land gar nicht oder nur oberflächlich kennen und aus Büros in Kairo, Nairobi oder anderswo über die Situation im Land berichten. Es gibt natürlich Journalisten, wenn auch nur einige wenige, die mitten aus den betroffenen Krisengebieten berichten. Wenn diese Nachrichten jedoch alleine das Bild Malis im Ausland prägen, kommt es zu einer Schieflage. Letzte Woche sind wir wohlbehalten von einer Reise im Südwesten Malis zurückgekehrt. Wir sind Menschen begegnet, die unbedroht ihren Alltagsgeschäften nachgehen und sich für das Wohl ihrer Region einsetzen. Kirchen sind bisher weitgehend von Anschlägen verschont geblieben, obwohl Christen sicherlich nicht zu den "ziemlich guten Freunden" der radikalen Muslime gehören. Solche Botschaften gehen zu selten über den Äther.
Wir hören und lesen davon, dass vorwiegend malische Sicherheitsorgane wie Armee, Polizei und Zollstationen von Attacken betroffen sind, oder Waffen- und Lebensmitteltransporte. Auch Hilfsorganisationen im Inneren des Landes sind oft Opfer von Autodiebstahl und Bedrohungen. Die Raubkriminalität hat in der letzten Zeit zugenommen. Wir werden über ein Netzwerk über viele kriminelle und terroristische Vorfälle im Land unterrichtet - relevante Diebstähle und Überfälle werden gemeldet. Auch die Zahl der Demonstrationen nimmt zu, organisiert von Oppositionellen, oder Befürwortern bzw. Gegnern einer territorialen Neuordnung des malischen Staatsgebietes. Doch die genannten Ereignisse alleine rechtfertigen keine pauschalen Reisewarnungen.
Weder die gewaltsamen Demos rund um den G20-Gipfel in Hamburg, noch die regelmäßigen Umzüge der Krawallmacher am 1. Mai in Berlin, oder die Aufmärsche rechter Rowdys in Ostdeutschland und au
ch nicht die kollektiven Vergewaltigungen in Freiburg, haben unseres Wissen nach zu einer allgemeinen Reisewarnung geführt, nicht nach Deutschland einzureisen.
Richtig ist es, vor Reisen in bestimmte Gebiete Malis zu warnen, wo es permanent unsicher ist, wie z.B. im hohen Norden und entlegenen Gebieten im Zentrum, im nördlich und östlichen Dogonland oder in Gegenden westlich des Nigers im Massina.
Selbst unsere malischen Freunde sind inzwischen sehr vorsichtig geworden. Wir fragen vor unseren Reisen ins Land bei unseren Leuten vor Ort nach. Sie beschönigen die Lage nicht, und sagen uns frei heraus, dass es diesmal nicht gut wäre, in ein bestimmtes Gebiet zu fahren. Dieser Rat ist uns ebenso wichtig, wie die Warnungen der Diplomaten. Wir fahren nicht in Gegenden, in denen akute Gefahr droht. Wir sind nicht nachts unterwegs. Wenn wir außerhalb der Stadt unterwegs sind, dann immer in Begleitung von Maliern.
Wir halten es nach wie vor für verantwortlich unter Berücksichtigung der genannten Faktoren, nach Mali zu reisen. Wir selber haben von 2014 bis 2016 permanent in Mali gelebt und in Bamako Attacken auf Hotels und Restaurants miterlebt. Seitdem reisen wir trotzdem regelmäßig nach Mali, um unsere Arbeit dort fortzusetzen. Gruppen, die seitdem mit uns gereist sind, Besucher und wir selbst sind bisher immer heil nach Hause gekommen und hatten nie den Eindruck, von lauter Terroristen, potentiellen Attentätern oder Entführern umgeben zu sein.
Die Hinweise der französischen Botschaft finden wir hilfreich und differenziert. Vor touristischen Unternehmungen sollte Abstand genommen werden, heißt es auf der entsprechenden Homepage. Personen, die in Mali beruflich zu tun haben, oder bereits seit längerem im Land leben, werden detaillierte, hilfreiche Tipps gegeben, statt sie pauschal vor der Einreise zu warnen. 
Mali wird in bestimmte Gefahrenzonen aufgeteilt, so dass jeder weiß, wo er hinfahren kann, oder wo er sich lieber fernhalten sollte. Es wird jedoch keine Panik gemacht und dazu aufgerufen, schnellstmöglich die Koffer zu packen. 
Jeder muss sicherlich für sich selber die Entscheidung treffen, ob er nach Mali reist oder nicht. Der in vielen deutschen Köpfen anzutreffende "Sicherheitsfanatismus" ist jedoch überzogen, erschwert eine differenzierte Betrachtungsweise und macht bewegungslos. 
Die genannte Einstellung führt u.a. auch dazu, dass es kaum mehr möglich ist, junge Leute für Kurzeinsätze oder ein längerfristiges Engagement in Mali zu gewinnen. Es gibt leider immer einen besorgten Bekannten, der es gut meint und warnend den Finger hebt. 
Übrigens gehören auch Missionare zu den Leuten, die in Mali ihrem Beruf nachgehen. Wir haben, anders als Touristen, dort einen Job zu erledigen, unabhängig davon, wie Freunde oder Bekannte dazu stehen. 
Außerdem dürfen wir uns nicht von den Radikalen unserer Zeit die uns wichtigen Werte kleinreden und Verhaltensweisen diktieren lassen. So zeigt sich z.B. die britische Regierung zögerlich, der in Paki.stan bedrohten Christin Asia Bi.bi Asyl zu gewähren. Sie fürchtet Unruhen unter den Muslimen im eigenen Land und mögliche Attacken auf britische Einrichtungen im Ausland. Das ist ein Armutszeugnis, ein Verleugnen unserer Werte und führt dazu, dass Verrückte und Extremisten die Richtung vorgeben. Leute, auf dieses Niveau lassen wir uns nicht ein.
Vorsicht ist zwar geboten in unseren Tagen, auch in Mali. Die Freiheit interkultureller Begegnungen, die freie Meinungsäußerung und die Freiheit, unseren Job als Beauftragte Jesu Christi zu erledigen lassen wir uns jedoch nicht nehmen.

Unser Partner

Schule in Sabalibougou

SPENDENFORMULAR

Spendenkonto

Spar- und Kreditbank Witten

IBAN: DE86452604750009110900
BIC: GENODEM1BFG

Zweck: Meier - Mali