Mali | verstaubtes Corona

Früher waren es die Augenbinden aus dem Flugzeug, die Motorradfahrer als Schutz vor dem massiven Staub und den Abgasen vor ihren Mund banden. Heute gibt es dafür offiziell und regelgerecht Mund- und Nasenmasken. Un Malien – un masque (für jeden Malier eine Maske). Diese Masken hatte der inzwischen gestürzte Präsident IBK noch en masse aus China besorgt, als Schutz gegen das Virus. Wir haben unsere beiden Exemplare von einem befreundeten Pastor bekommen. Wenn wir ihn besuchen oder in seinem Auto mitfahren, dann spritzt er uns vorbildlich ein paar Tropfen Desinfektionsmittel auf die Handflächen. Natürlich schützen diese Stoffmasken nicht nur gegen Staub im Straßenverkehr, sondern vornehmlich und rein theoretisch gegen das auch in Mali vorhandene Virus Covid19 – multifunktional eben und typisch malisch. Aus der Not entsteht eine Tugend und aus dem "Elefant eine Mücke".

Corona ist natürlich auch in Mali ein Thema, und das schon seit April 2020. Anfänglich hielt man das Virus mit dem klangvollen Namen noch für eine "Krankheit der Weißen". Doch diese Haltung änderte sich schnell, als die ersten Malier, aus Frankreich kommend, die Krankheit mit dem Flieger nach Mali einschleppten. Schon im Mai 2020 gab es Schulschließungen. Viele Malier wurden arbeitslos, oder mussten erhebliche Einbußen einstecken. Malier sind heimtückische Krankheiten gewohnt. Ebola fand seine Opfer bereits ein paar Jahre zuvor. Damals wurden Hygienemaßnahmen verordnet, die den heutigen gleichen. Hände desinfizieren beim Eintritt ins Stoffgeschäft, Händewaschen vor dem Gottesdienstbeginn, Gruß auf Distanz und mit der Faust usw. – aber immer mit einem Grinsen auf dem Gesicht, das besagt: Ob sie helfen, all die Maßnahmen !?! – wir sind doch alle in Gottes Hand! Und recht haben sie. Die vielen Stoffmasken verstauben und verschwitzen schnell, und bei der Hitze wandern sie fix auf die Stirn oder unters Kinn. Mit Hygiene hat das nicht mehr viel zu tun.Übrigens sterben in Mali immer noch mehr Menschen an Malaria als an Corona. Darüber spricht in diesen Tagen nur niemand ...

Das malische Gesundheitsministerium veröffentlich regelmäßig Zahlen. Sie sind Ende Dezember hochgeschnellt. Wegen der Kälte und dem Harmattan, dem berüchtigten Wüstenwind, hat sich das Virus offenbar schneller verbreitet als die Wochen davor. Unverzüglich wurden Maßnahmen eingeleitet. Kommerzielle Hotspots wurden geschlossen. Massenveranstaltungen wurden verboten. Die Fußballliga hat ihren Betrieb eingestellt. Turniere wurden ausgesetzt Schulen sind auch dicht, bis einschließlich 24. Januar 2021. Die Zahl der Teilnehmer an öffentlichen Veranstaltungen ist unter Berücksichtigung des social distancing auf 50 beschränkt. Beim Gottesdienst, den wir letzten Sonntag besuchten, war davon nichts zu sehen. Die Besucher mussten lediglich zweieinhalb Stunden lang eine Maske tragen. Das ist schon anstrengend bei den angenehm warmen Temperaturen hier. Wir sind draußen geblieben. In den Moscheen der Stadt tummeln sich die Leute ebenso, mit und ohne Maske. Auch  auf den Straßen und Märkten herrscht reges Treiben. Die Leute gehen ihren Geschäften nach.  Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Soziale Absicherung und Wirtschaftshilfen - Fehlanzeige. 

Für heute, zum Fest der malischen Armee, wurde zunächst eine Kundgebung genehmigt und in letzter Minute abgesagt. Gestern sahen wir bei der Fahrt durch die Stadt massenweise Jugendliche beim Fußballspiel in den Stadtvierteln, ohne Masken logischerweise und mit viel Staub in der Luft. Soziale Distanz, der Respekt von sogenannten gestes barrières ist für viele Malier nicht nur ein Fremdwort, sondern widerspricht darüber hinaus diametral ihrer kulturellen Mentalität, was nur virtuelles Kopfschütteln hervorruft. 

Verschwörungstheorien gibt es übrigens auch in Mali. Oft besteht hier die Gefahr, dass alles, was im Internet erscheint für bare Münze genommen wird und entweder unreflektiert weitergeleitet wird, oder für erheibliche Unsicherheit sorgt.

Im Laufe des Januar sind die Infektionszahlen bisher rückläufig. Bis heute (Stand: 19.1.21) wurden für den gesamten Pandemieverlauf 7.880 Corona-Patienten registriert, von denen 5.647 genesen und 317 verstorben sind. Der 7-Tage-Mittelwert liegt bei 28 neuen Fällen pro Tag. Die reinen Zahlen sind also nicht gerade besorgniserregend. Doch Vorsicht ist allemal geboten. Wenn sich Corona irgendwo ausbreitet, wo es keine genügende medizinische Versorgung gibt, und das trifft auf die meisten Landesteile zu, dann Gnade uns Gott. Also tut man, was man kann und hofft, dass der Spuk bald ein Ende hat.

Die Gesundheitszentren werden bei schweren Verläufen der Krankheit von Ärzte ohne Grenzen unterstützt. Sie haben in Bamako eine Station zur Sauerstoffproduktion eingerichtet, um damit Notfallpatienten zu versorgen. Doch die Intensivbetten am Zentralkrankenhaus Point G in Koulouba sind bereits jetzt fast alle belegt.

Der Unterricht an der FATMES (Fachschule für ev. Theologie und Missionswissenschaft) in Bamako darf stattfinden, da hier wenig Leute unterwegs sind und aufgrund der Räumlichkeiten Distanz gewahrt werden kann. Wir genießen das Einkaufen am Straßenrand im Freien, ohne Maske. 

Wenn es stimmt, dass das Virus bei steigenden Temperaturen weniger Chancen zum Überleben hat, dann ist Mali allemal gut aufgestellt.

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