Bamako | von Abgasen und Überlebenskampf

Wir sitzen in unserem Auto, das wir von einem unserer Mitarbeiter für die Zeit unseres Aufenthaltes in Mali ausgeliehen haben, ein in die Jahre gekommener Mercedes 190 D. Dieses Modell wird hier von allen über den grünen Klee gelobt, wegen seiner „schieren Unkaputtbarkeit“. Besonders Taxifahrer stehen auf ihren 190er. Da der Wagen keine Klimaanlage hat, fahren wir, um dem Hitze- und Erstickungstod zu entkommen, mit offenen Fenstern durch die Stadt, bei Temperaturen von über 35 Grad. Staub und Abgase dringen in Nase und Mund. Gehupe, Geräusche von altersschwachen Getrieben und abgefahrenen Bremsscheiben rauschen uns um die Ohren. Keine Chance, dem zu entkommen. Weiter vor uns fährt ein alter LKW, der eine schwarze Abgaswolke hinter sich her zieht, die das Fahrzeug fast malerisch umschwebt.

Bei den Ampelstopps wandert jedes Mal ein kleiner Supermarkt an uns vorbei. Bananen, Ananas, Deo, Antimückenspiralen, Kekse, Fußbälle, Zitronen, Kämme, Zigaretten, Brillen, Putzlappen, Wischtücher, Besen und Kehrschaufeln, Duftkegeln fürs WC, Handtücher, Socken, alles, was das Herz begehrt und Mann und Frau so brauchen. Auf dem Kopf balanciert, unter den Arm geklemmt, auf Tabletts gestapelt werden uns die Waren durch die offenen Fenster feilgeboten. Wenn wir wollten, könnten wir jedes Mal mit einem Großeinkauf und einem Kofferraum voller Waren nach Hause zurückkehren. Ab und zu ein Bettler auf Knien und mit offener Hand, der uns um ein paar Münzen bittet und Jungs, die mit Wasserflaschen und Putztuch ausgestattet, die verstaubten Windschutzscheiben während der Rotphase säubern wollen. Die Kinder und Jugendlichen, die sich als Kleinwarenhändler und Dienstleister ihren Lebensunterhalt verdienen, setzen sich noch mehr als wir Staub, Hitze und Abgasen aus. In diesem Szenario ist Corona so was von weit weg.  

Diese Erlebnisse können wir aus umwelttechnischer oder wirtschaftlicher Perspektive anschauen. Wir könnten weit ausholen und anfangen zu analysieren. Was uns aber jedes Mal imponiert ist der unerbittliche Kampf ums Überleben, die Ausdauer, mit der die Leute auf der Straße versuchen, sich den widrigen Umständen ihres Lebens entgegenzustemmen, ein wenig Oberwasser zu gewinnen in dem Meer von Autos, Staub und Hitzewellen.

Kommentare

Unser Partner

Schule in Sabalibougou

SPENDENFORMULAR

Spendenkonto

Spar- und Kreditbank Witten

IBAN: DE86452604750009110900
BIC: GENODEM1BFG

Zweck: Meier - Mali