Mali | steigendes Konfliktpotential

"Das Konfliktpotential in der malischen Gesellschaft steigt. Die Entwicklung ist besorgniserregend. Die Spirale der politisch und kriminell motivierten Gewalt zeigt nach oben. Es wird höchste Zeit, dass der malische Staat energischer durchgreift und die Zeichen der Zeit erkennt". So hat es der ...
kath. Erzbischof Malis beim Neujahrsempfang im Präsidentenpalast geäußert. Das Zitat ist weniger eine differenzierte Analyse als vielmehr Ausdruck einer Sorge, die viele Malier auch so empfinden.  
Die Sicherheitslage in Mali ist in der Tat nach wie vor kritisch. Kommissionen, die seitens der Regierung den Friedens- und Aussöhnungsprozess im Norden überwachen und nach vorne bringen sollen, stehen der Lage meist hilflos gegenüber. Hier herrscht mehr Frustration als Freude über Fortschritte. 
Die Ev. Allianz in Mali ist punktuell in Bemühungen für Frieden und Versöhnung involviert. Doch die Einheit unter den verschiedenen Denominationen unter dem Dach der Allianz ist brüchig und führt dazu, dass die moralische Kraft für einen ungeteilten Einsatz für den Frieden im Land fehlt. Der Dissens führt auch dazu, dass die Möglichkeiten, Mali gemeinsam mit dem Evangelium bekannt zu machen, nicht effektiv genutzt werden.
Seit 2011 stehen sich im Norden Malis bewaffnete radikale islamistische Zellen den offiziellen malischen Sicherheitskräften und den UN-Friedensmissionen gegenüber. Der ursprüngliche Plan der Radikalen, ganz Mali der Scharia zu unterwerfen ist zwar nicht aufgegangen, doch asymmetrische Attacken gegen Militärcamps, sowie Überfälle auf Lebensmitteltransporte und internationale Hilfsorganisationen lassen den Norden Malis nicht zur Ruhe kommen. Erst kürzlich sind zehn Blauhelme aus dem Tschad in Mali ums Leben gekommen. Moderate islamische Gruppierungen sind in Mali noch in der Mehrheit, was nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass öffentlich und geheim radikale, wahhabitisch salafistische Kräfte auch im Süden des Landes ihren Einfluss zu stärken suchen.
Im Zentrum des Landes geraten die ethnischen Konflikte aus dem Ruder. Seit Jahrzehnten gibt es diesen immerwährenden Konflikt zwischen Viehzüchtern und Ackerbauern. Seit dem Teile der Peulh (bedeutende Ethnie in Mali, Viehhirten) sich auf die Geschichte des islamischen Reiches von Massina (19. Jh.) berufen und im Zuge der Radikalisierung des Islam versuchen unter der Führung radikaler Imame an politischem Einfluss zu gewinnen, ist die Spannung gestiegen. Die benachbarten Dogon und andere Ethnien versuchen diese Ambitionen zu bekämpfen. Die traditionellen Donson (Jäger), die sich aus mehreren mehrheitlich Ackerbau betreibender Ethnien zusammensetzen machen gegen die Siedlungen der Peulh mobil. Dörfer werden überfallen. Todesopfer sind zu beklagen. Allein im letzten Jahr sind ca. 200 Viehhirten diesen Attacken zum Opfer gefallen. Unterdessen wird in Mali kontrovers diskutiert, ob diese Razzien eventuell heimlich von der Zentralregierung befürwortet und unterstützt werden. Die Vereinigungen der Peulh in der malischen Hauptstadt Bamako sind alarmiert und werden bei der Regierung vorstellig und rufen zum Eingreifen auf. Die permanenten Unruhen im Zentrum spielen den radikalen Islamisten in die Hände.
In Bamako steigt die Zahl krimineller Übergriffe. Geschäfte werden am helllichten Tag überfallen. Die Zahl der Motorraddiebstähle nimmt zu. Vor ein paar Tagen wurden ein Geschäftsmann und ein Imam getötet. Im Zuge dessen werden immer mehr Stimmen laut, die Anfang der 1990er Jahre ausgesetzte Todesstrafe mit dem Ziel der Abschreckung und Bestrafung wieder einzuführen. Hinzu kommt, dass in den letzten Wochen immer wieder Lehrer in Streik getreten sind. Häufige Unterrichtsausfälle führen in Mali immer wieder dazu, dass ganze Schuljahre nicht angerechnet werden können. Dies schwächt das ohnehin angeschlagene Bildungssystem in Mali und mindert die Aussichten der malischen Jugend.
Auch in Mali gibt es eine wachsende Zahl von Homosexuellen. Sie hat es schon immer gegeben. Dass man hier und darüber spricht, ist dem internationalen Diskurs zu diesem Thema zu verdanken. In Mali werden diese Menschen jedoch meist gemieden. Übrigens gibt es auch in den christlichen Gemeinden kein ausgeprägtes Bewusstsein, wie mit gesellschaftlichen Minderheiten umgegangen werden soll. Da Homosexualität strikt abgelehnt wird, ist nicht damit zu rechnen, dass Christen die betroffenen Menschen vor Repressalien schützen werden.
Der jüngste Versuch der Regierung, in den Schulen die Genderthematik einzuführen, wurde vom Hohen Islamischen Rat vehement abgelehnt. Daraufhin hat die Regierung das Vorhaben wieder begraben. Dies ist verständlich, weil das Thema einseitig nach westlicher Ideologie "riecht" und als nicht kompatibel mit der malischen Tradition empfunden wird. 
Malis Gesellschaft ist wegen der andauernden Krisensituation verunsichert. Mali braucht Frieden und Versöhnung zwischen den rivalisierenden Gruppen. Die Menschen im Land benötigen Zeichen der Hoffnung und wirtschaftliche Perspektiven. Mali braucht unsere geistliche und praktische Unterstützung. Voraussetzung dafür ist, dass etablierte Missionsgesellschaften die missionstheologische Weite des Reiches Gottes konsequenter nutzen und gesellschaftsrelevantes und sozialpolitisches Engagement stärker in ihren Strategien etablieren.
Wir haben an der FATMES die Möglichkeit, die junge Generation auf ihre Leitungsaufgaben in Gesellschaft und Gemeinde vorzubereiten und die Einheit zu fördern.

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