Buch | Der Chronist der Winde
Henning Mankell. 2015. Der Chronist der Winde. München:
dtv, 268 Seiten
Der
2015 verstorbene schwedische Schriftsteller Henning Mankell bleibt uns
vorwiegend als Bestsellerautor von Kriminalromanen in Erinnerung. Doch seine
wahre Leidenschaft galt der Beobachtung des afrikanischen postkolonialen Lebens in Mosambik, wo
er lange Zeit seines Lebens verbracht hat.
Angesichts der langen Reihe seiner Kriminalromane wirkt
das Buch über das Schicksal von afrikanischen Straßenkindern eher unscheinbar. Doch, so Mankell: „Dieser Roman hat einen besonderen Platz in meinem Herzen.“
In dem Roman erzählt der zehnjährige Nelio sein eigenes Schicksal. Es ist die Gegenwartsgeschichte aus einer ehemaligen Kolonie aus der Sicht eines Kindes – eines besonderen Kindes. Nelio, so sein Name, berichtet von der Zerstörung seines Heimatdorfes, von der Flucht, vom Verlust seiner Eltern, von dem weiten Horizont hinter dem Fluss und vom Leben in der Gruppe mit anderen Straßenkindern in der großen Stadt. Die Welt des kleinen Nelio war explodiert, und das Leben hatte ihn in die weite Welt geschleudert, wo er zusehen musste, dass er klar kam. Es ist eine Erzählung, die aus Nelios Munde kommt, als er bereits angeschossen und verletzt auf dem Dach einer Bäckerei liegt und dort von einem Freund versorgt wird.
In dem Roman erzählt der zehnjährige Nelio sein eigenes Schicksal. Es ist die Gegenwartsgeschichte aus einer ehemaligen Kolonie aus der Sicht eines Kindes – eines besonderen Kindes. Nelio, so sein Name, berichtet von der Zerstörung seines Heimatdorfes, von der Flucht, vom Verlust seiner Eltern, von dem weiten Horizont hinter dem Fluss und vom Leben in der Gruppe mit anderen Straßenkindern in der großen Stadt. Die Welt des kleinen Nelio war explodiert, und das Leben hatte ihn in die weite Welt geschleudert, wo er zusehen musste, dass er klar kam. Es ist eine Erzählung, die aus Nelios Munde kommt, als er bereits angeschossen und verletzt auf dem Dach einer Bäckerei liegt und dort von einem Freund versorgt wird.
Die Zeilen atmen den Staub der Straße und den Kampf ums
Überleben. Sie sind voller Poesie und Lebensweisheit.
- „Er, der nicht einmal sicher gewesen war, ob es das Meer wirklich gab, der geglaubt hatte, es sei vielleicht eine Erfindung seines Vaters-. Jetzt sah er es vor sich und hatte sofort dieses Heimatgefühl. Ein Mensch konnte sich also irgendwo zu Hause fühlen, wo er noch nie gewesen war.“
- „Gott ist auch in den Mülltonnen.“
- „Nelio entschied, dass Wissen bedeutete, Dinge zusammenzubringen.“
- „Dass er ein Dach überm Kopf und einen Personalausweis in der Tasche hatte, unterschied den Menschen vom Tier.“
- „Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben.“
- „Es ist nicht leicht zu sterben, sagte er. Das ist das einzige, was uns keiner im voraus beibringen kann.“
- „Mein Vater war ein sehr kluger Mann, sagte Nelio. Er lehrte mich, zu den Sternen aufzuschauen, wenn das Leben schwer war. Wenn ich den Blick dann wieder auf die Erde senkte, war das, was eben noch übermächtig war, auf einmal klein und einfach“.
Nelio ist der Chronist der Winde, den das Lebensschicksal
in jungen Jahren hat weise und reif werden lassen, so dass ihm selbst
Erwachsene aufmerksam zuhören.
Genau darum geht es Mankell in diesem Buch. Er möchte,
dass die Welt zuhört, wenn die Schwachen, die Marginalisierten und Verletzten,
die ihr Leben in Pappkartons verbringen, ihre Geschichte erzählen. Selbst die
Armseligen dieser Welt haben ihre Hoffnungen und Träume, und es ist ihr Recht,
sie zu verteidigen. Die Erfüllung unserer Träume, unser Paradies, ist „auf
keiner Landkarte verzeichnet, und man (kann) es dennoch finden“ (Krekeler)
Es ist ein emotionales Buch, das jeden, der einmal mit der Realität afrikanischer Straßenkindern zu tun hatte, fesselt. Das Schicksal von Nelio wiederholt sich tausendfach in Afrika - auch in den Straßen des verstaubten Bamako in Mali.
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