Sabalibougou | Multikultur hat Tradition

Spontan fahren wir am heutigen Sonntag in „unsere alte Gemeinde“ nach Sabalibougou. Es weht ein frischer Wind an diesem Morgen, der sachte den Staub über die Piste fegt. Als wir am Tor vorfahren, hören wir schon den Gesang der Gemeinde. Die Gemeindeleitung hatte beschlossen, so hören wir, den Gottesdienst pünktlich zu starten. Die Bänke sind erst zu einem Drittel besetzt, was sich allerdings im Laufe der nächsten 20 Minuten ändern sollte. Der pünktliche Beginn widerspricht nicht der erlebnisorientierten Bewegung der Verspäteten, ...
oder dem Gang zur Toilette, die 15 Meter von der Veranda entfernt liegt, auf der der Gottesdienst stattfindet. Mütter stillen ihre unruhigen und hungrigen Kinder. Es herrscht Bewegung. Den Vergleich und die möglichen Reaktionen auf ähnliches Verhalten in den liturgischen oder modern gestylten Gottesdiensten in Deutschland verkneifen wir uns an dieser Stelle.
Immer mehr Nachzügler treffen ein. Stühle werden herbeigeschafft, damit jeder einen Sitzplatz bekommt. Den Gottesdienstleiter stört das nicht. Er macht einfach weiter im Programm. Wir sind happy, als sich im Laufe der Anbetungszeit ca. 60 Personen auf den Holzbänken und Stühlen eingefunden haben.  
An diesem Morgen fällt es uns besonders auf. Die Selbstverständlichkeit, mit der die kleine Gemeinde in Sabalibougou mit den verschiedenen Kulturen in ihren Reihen umgeht, ist beeindruckend. Die Gemeinde wird seit 3 Monaten von einem lutherischen Missionar und Pastor aus Kamerun geleitet. Die ihn unterstützende Missionsgesellschaft arbeitet schon seit einigen Jahren mit unserem Partnerbund UEPEM zusammen. Die Gottesdienstbesucher selber sind Mianka, Bambara, Bobo und Dogon. Die Gottesdienstsprache ist Bambara, obwohl diese Ethnie die größte in Mali ist, innerhalb der Gemeinde aber nur eine kleine Minderheit darstellt. Die Lieder werden in Bambara gesungen. Die Dogon und Bobo tragen ein Lied in ihrer Muttersprache bei. Dabei wird getanzt und der Gesang wird vollmundiger. Der Jugendchor und die Frauen komplettieren die multikulturelle Liturgie an diesem Morgen. Der kamerunische Kollege ist erst seit kurzem im Land. Deshalb predigt er in Französisch und lässt sich von einem jungen Mann ins Bambara übersetzen. Hier in der Gemeinde pocht keiner auf „seine Leitkultur“. Die Leitkultur ist die multikulturelle Harmonie, die auf Minderheiten und Mehrheiten gleichermaßen Rücksicht nimmt. Mali ist seit Menschengedenken ein Meltingpot verschiedener Ethnien und Kulturen. Multikultur hat hier Tradition.
Nach dem Gottesdienst grüßen wir einander. Dann geht es nach einer kurzen Pause mit einer Gemeindeversammlung weiter. Neben den üblichen Jahresberichten der Arbeitskreise, dem Kassenbericht etc. ergreift der Pastor das Wort. Er bedankt sich für die freundliche Aufnahme bei seinem Amtseintritt und entschuldigt sich, dass er das Bambara noch nicht so beherrscht, wie es sein sollte. - Die Kameruner sind Missionare. Einige ihrer Kinder sind in Kamerun geblieben, und nur das jüngste ist mit nach Mali gekommen. „Das macht uns zu schaffen“, gibt er offen zu, „wir fühlen uns noch ziemlich isoliert hier im Dorf und denken oft an unsere Kinder, unsere Familie und die Heimatgemeinde. Bitte betet für uns!“ Danach stellt er der Gemeinde seine Pläne für das laufende Jahr 2017 vor. Die klingen ambitioniert, und wir hoffen und beten, dass das Pastorenehepaar schnell Fuß fasst und die nötige Unterstützung durch die Gemeinde erfährt. Die Komitees der Gemeinde (Gemeindeleitung, Frauenkreis, Jugend, Chor) werden neu besetzt, oder die bisherigen Mitglieder im Amt bestätigt. Es sind um die 20 Posten - Vorsitzender, Sekretär, Kassierer, Organisator usw. Für jeden wird ein Name genannt, beklatscht und „betrommelt“. Die Schaffung von Komitees ist das eine, die verantwortliche treue Arbeit das andere. Wir werden sehen. Jedenfalls kündigt der Pastor an, sich mit jedem Komitee zusammenzusetzen, um die Aufgaben und Ämter zu erklären. 
Auf dem Rückweg beobachten wir in Bamako die vielen Hochzeitsgesellschaften auf einem Boulevard Richtung Innenstadt, die sich dort zum Shooting eingefunden haben. Die Lage ist unter Kontrolle, dank des mit einer MG ausgerüsteten Polizisten, der sich mit seinem Pickup auf einer Verkehrsinsel positioniert hat.
Wir fahren mit einem guten Eindruck nach Hause und sind dankbar für die erfreuliche Entwicklung nach unserem Weggang Ende Juni 2016. Gott baut seine Gemeinde.

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