Malireise 2012 | Wie sicher ist Bamako?
Nach dem Frühstück fahren wir ins Büro der ACCM
(Verein für Kultur und Kommunikation in Mali). M., ein langjähriger
Freund und Kollege und Vorsitzender des Vereins, empfängt uns in seinem Büro. Nach
einer längeren Krankheit ist er jetzt wieder einigermaßen fit. Wir fragen, wie
es seiner Familie geht. Er interessiert sich für unsere Kinder, die er hat
aufwachsen sehen. Wir fragen ihn nach der aktuellen Sicherheitslage in Mali. „Es
ist schade, dass die Presse die Dinge manchmal maßlos übertreibt“, merkt er an.
„In Bamako ist die Lage im Allgemeinen ruhig. Vieles sei reine Panikmache. Banditen
gibt es – ja, aber die wird es immer geben. Richtig ist, dass es interne
Auseinandersetzungen innerhalb der Armee gibt, und dass das politische Lager
zerstritten ist. Doch dies habe keine Auswirkungen auf das Leben in der Stadt.“
Wir wollen wissen, ob es für Europäer sicher sei, in Bamako zu leben. Er hat
wenig Bedenken. Selbst in seinem eigenen Stadtteil, wo auch einige Wahhabiten (hommes
barbus – bärtige Männer) wohnen, haben Weiße Häuser, die sie bis heute
bewohnen. Wahhabiten sind bekannt für ihre islamistischen Ansichten und stehen
inhaltlich den radikalen Salafisten im Norden Malis nahe. „Natürlich habe ich
keine Garantie dafür, wie sich die Situation weiter entwickeln wird“, so M.
weiter. „Letztlich können wir uns nur Gott anvertrauen und hoffen, dass sich
die Lage stabilisiert.“ Auf militärische Hilfe aus dem Ausland setze er nicht.
Die westafrikanischen Nachbarn haben zu viel mit ihren eigenen Problemen zu
tun. Ihn beunruhigt die Zunahme des
Waffenhandels. Man weiß nicht genau, wer die Drahtzieher sind und in wessen
Hände die Waffen geraten. Zwei arabische Länder hat er im Verdacht, die die
Finanzierung der Rebellion im Norden des Landes sicher stellen.
Es klopft an der Tür. Ein junger Soldat in Uniform
tritt ein und grüßt förmlich. Begleitet wird er von seinem älteren Bruder,
einem Pastor. Der junge Gefreite ist Christ und hat mit seiner Einheit im
Massina (Gegend westlich von Mopti) gedient. Er war nicht an der Front als die
Rebellion die malische Armee im Norden Malis aufgerieben hat. Seine Aufgabe
bestand darin, illegale Waffenschmuggler und Banditen ausfindig zumachen.
Während einer der Patrouillen ist er in einen Hinterhalt geraten. Banditen
haben zwei Kugeln auf ihn abgefeuert. Die Leute gaben ihm keine Überlebenschancen.
Es gelang, ihn nach Bamako zu transportieren. In einem Krankenhaus der
Hauptstadt ist er behandelt worden. Zwei Wochen lag er im Koma. Jetzt steht er
vor uns - noch etwas traumatisiert aber froh und Gott dankbar, noch am Leben zu
sein.
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