Malireise 2012 | überraschender Anruf
Am Abend erhalten wir einen überraschenden Anruf
von einem alten Freund. Wir hatten ihn vor Jahren beim Erwerb seines
Schulabschlusses unterstützt. Eine Zeit lang war er unser Mitarbeiter. Danach
hat er eine Ausbildung als Agronom gemacht und lebt zurzeit mit seiner Familie
in Konna. Dort ist Anfang der 1990er Jahre eine kleine Gemeinde entstanden, die
heute von Pastor J. geleitet wird. Es ist die nördlichste Gemeinde, die zum
Gemeindebund der UEPEM gehört, nur knapp 100 km südlich vom besetzten
islamistischen Gebiet. In den letzten Wochen sind hin und wieder Rebellen
aufgetaucht, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Wir fragen nach, ob sie sich
sicher fühlen. „Zurzeit ist alles im Lot. Die Soldaten der malischen Armee
haben die Lage unter Kontrolle“, beruhigt uns unser Freund. Der Klang seiner Stimme
schwankt jedoch zwischen Hoffen und Bangen. Seiner Familie geht es gut. Morgen wird
der Besuch eines hohen Militärs aus dem ca. 70 km weiter südlich gelegenen
Mopti erwartet. Wir beenden das Telefonat mit Grüßen und ermutigenden Worten: „Ihr
sollt wissen, dass wir für dich, deine Familie, den Pastor und die Gemeinde
beten“.
Bekannte haben uns gesagt, dass vor zwei Monaten Banditen
und Rebellen in die Dogonstädte Sangha und Koro eingefallen sind. Meistens
tauchen die Gruppen auf den Märkten auf, stehlen Getreide, feuern Schüsse ab
und ziehen wieder Leine. Bei einem solchen Überfall sind zwei Bewohner der
Stadt Koro getötet worden. Beim nächsten Überfall haben sich die Jugendlichen
der Stadt zu einer Landwehr formiert, die Fluchtwege der Rebellen
abgeschnitten, ihnen aufgelauert und sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden
Waffen gelyncht. In beiden der genannten Orte gibt es große Gemeinden. In den
letzten Wochen ist Gott sei Dank wieder Ruhe eingekehrt.
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