Malireise 2012 | Neema sorola - Regen ist Gnade
Wir sitzen draußen am Frühstückstisch. Der Himmel
ist verhangen. Es braut sich was zusammen. Schon gestern Abend und während der
Nacht hat es einen satten Regenguss gegeben. Heute Morgen geht es weiter. Es schüttet wie
aus Kübeln. Pastor Enoc hatte eigentlich vor, nach seinen Feldern zu schauen.
Doch der Regen hindert ihn an der Weiterfahrt. Er schaut bei uns vorbei und findet Unterschlupf unter dem riesigen Strohdach im Hof unseres Quartiers. Wenn
man sich vorstellt, dass die Menschen in diesem Jahr in weiten Teilen des
Landes wirklich Hunger leiden, weil es letztes Jahr nicht genügend geregnet hat
und es deshalb große Ernteausfälle zu beklagen gab, dann weiß man jeden Regentropfen
zu schätzen. Wir wünschen uns so sehr, dass die diesjährige Regenzeit gut
verläuft, die Saat aufgeht, die Ernte gut ausfällt und die Menschen endlich aufatmen
können.
Malier sagen oft, wenn es regnet: Sanji nana, an ye neema soro - Es regnet, wir haben Gnade gefunden. Das sagt Einiges aus über das dankbare Gefühl, von oben beschenkt zu werden, damit das Leben weiter gehen kann.
Wir sitzen einfach da, unterhalten uns, schlürfen
heißen Kaffee und beobachten den prasselnden Regen im Hof. Enoc telefoniert mit
einem seiner Neffen im Dorf, teilt ihm mit, dass er nicht kommen wird und fragt, ob der Regen auch bei ihnen angekommen ist.
Das Wetter ist immer ein großes Thema in Mali. Wir
genießen die frische Luft, atmen tief durch und genießen die Zeit.
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