Mali | politisches Gerangel in Bamako und diplomatische Schachzüge im Norden
Das Leben in der Hauptstadt normalisiert sich.
Geschäfte und Banken haben geöffnet. Der Interimspräsident hält sich immer noch
in Frankreich auf, wo er sich nach einem auf ihn verübten Anschlag medizinisch
behandeln ließ. Der Ministerpräsident Diarra ist zu Staatsbesuchen in Algerien
und Frankreich unterwegs – auf der Suche nach Verbündeten. Der neue
französische Staatspräsident Hollande hat sich beunruhigt gezeigt wegen der Präsenz
islamistischer Kräfte in Mali und befürchtet eine langfristige Bedrohung, die
von Westafrika ausgehend ganz Afrika und auch Europa bedrohlich werden könnte.
Während der Abwesenheit von Präsident und
Ministerpräsident gab es bisher keine weiteren Unruhen in der Hauptstadt. Das ist ein gutes Zeichen.
Unterdessen geht das politische Gerangel zwischen den verschiedenen politischen
Akteuren der malischen Politik weiter. Die wichtigsten Aspekte: Kritik an der
Übergangsregierung, der Inkompetenz und Einseitigkeit vorgeworfen wird; das
Gerangel um den Sessel des Parlamentspräsidenten und die noch immer
undurchsichtige Rolle des ehemaligen Militärrats. Der Militärrat ist offiziell,
auf Druck der internationalen Staatengemeinschaft, aufgelöst und durch eine militärische
Beraterkommission ersetzt worden. Manche vermuten: nur ein neuer Name für die
gleiche Sache.
Im Norden des Landes hat es Kämpfe zwischen
gemäßigten Tuaregrebellen der „Bewegung für die Befreiung des Azawad“ (MNLA)
und den radikalislamistischen Ansar Dine (Gotteskämpfer) gegeben. In den
letzten Tagen sind am Himmel über Tombuktu Aufklärungsflugzeuge gesichtet
worden. Mauretanien hat den Maliern militärische Unterstützung im Falle einer
Intervention im Norden zugesagt. Der Vermittler der CEDEAO (westafrikanischen
Union), Präsident Compaoré aus Burkina Faso unterhält inzwischen regelmäßige diplomatische
Kontakte zu den Vertreter von Ansar Dine mit dem Ziel, den Frieden im Norden
Malis wieder herzustellen.
Der Sicherheitsrat der UNO hält einem Militärschlag
zur Rückeroberung des besetzten Nord-Mali zurzeit für unnötig. Vermutlich
deshalb, weil die UNO zunächst abwarten will, ob sich die Politiker und
Parteien in Bamako auf einen einheitlichen Kurs einigen und auch, um der CEDEAO
und der afrikanischen Union nicht die Federführung im Konflikt zu entreißen. Die
CEDEAO hat in den letzten Tagen in Abidjan beraten und die Entsendung von bis
zu 9.000 Soldaten nach Mali in Aussicht gestellt.
Die internationale Hilfe für die vom Hunger
geplagten Menschen im Zentrum und Norden des Landes läuft gut an. Malier, die
in Frankreich und Deutschland leben, beteiligen sich an der Hilfe für ihre
Landsleute.
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