Ostern - Zukunft hoffnungsvoll gestalten


Die Karwoche spiegelt die Gegensätzlichkeit des Lebens – Anspannung, letzte Worte und Begegnungen, Fest und Festnahme, Zusammenbruch der Hoffnung, Leid, Tod und Heil in einem. Dann das Unglaubliche an Ostern, ein nachhaltiges Event, das Jesusnachfolgern und ewigen Skeptikern gleichermaßen Umkehr und Neujustierung der Lebensperspektive aufzwingt. Karfreitag und Ostern sind Feste des Durchbruchs zum Heil und zum Leben, Feste der Erhöhung des Leids und der Hoffnung auf Zukunft. 

Für alle, die tief im Morast ihres Lebens stecken, kommt Jesus, der Gekreuzigte, ganz nah und streckt seine aufgequollenen, von Blut verschmierten und gleichzeitig so starken Hände entgegen. Er zieht mich raus ins Leben, in seine Auferstehungswelt. Er besiegt den Tod, nicht mit Worten, sondern mit vollendeten Tatsachen. 

Das ist Kontrastprogramm zu den Talkshows mit ihren kämpferischen Wortgeschwader, die hilflos erklären, deuten, ankündigen, aber keine Taten schaffen. Das ist auch in Mali so, wenn ich mit Christen z.B. über den Ukrainekonflikt oder die Sicherheitslage im eigenen Land rede. Auch sie „wissen genau Bescheid“ und ordnen ein – mal spekulativ, mal faktenreich. Doch durch Debatten entsteht kein Friede, keine Versöhnung, keine Wiederherstellung der Sicherheit im eigenen Land. Worte können befreien, wenn sie Auswege schaffen und Gesprächspartnern Optionen eröffnen. Worte können aber auch Steine sein, die Mauern um unsere Gedanken bauen und "feste Stellungen" schaffen, die sich im Dialog und bei der Suche nach Lösungen dann als Hemmnis erweisen.

Für uns alle stellt sich die Frage: Wie können wir als Christen Friedensstifter werden, ohne uns zu einseitigen Deutungen des Weltgeschehens hinreißen zu lassen? Das Friedenstiften fängt bei der verbalen Abrüstung an: die Dreizeiler und sarkastischen Bemerkungen in den sozialen Netzwerken, die Fronten verhärten, uns dazu zwingen wollen, das Komplexe abzukürzen und damit eine Realität zu schaffen, die es in ihrer abgewürgten Form so nicht gibt. Statt zu versöhnen wird diffamiert und provoziert. Die reale Welt ist auch in Mali wegen der komplizierten Sicherheitslage, den religiösen Verflechtungen und konfusen politischen Ambitionen der Akteure komplex geworden. Sie erschließt sich annähernd, so stelle ich es bei meinen Reisen nach Mali fest, in der realen Begegnung, im Lesen zwischen den Zeilen, beim Nachfragen und in der scharfen Wahrnehmung dessen, was das schnelle selektive Shooting nicht vor die Linse bekommt. 

Ostern erfasst nur der, der wenigstens zweimal hinschaut, der den Auferstandenen nicht mit dem Gärtner verwechselt und das leere Grab nicht für eine Finte hält, der auf das Wort der Zeuginnen hört und trotzdem nochmal hinläuft zum Grab und sich des Grundes seiner Hoffnung vergewissert.

So wie Jesus eine Brücke vom Tod zum Leben geschlagen hat, so versuchen wir, motiviert durch den Auferstehungsglauben und die Impulse des Heiligen Geistes, Brücken zwischen verfeindeten Lagern zu errichten. In Mali geschieht das durch den Dialog, wo friedensbereite Muslime und Christen gemeinsam mäßigend auf die Gesellschaft und die Politiker einwirken. Es geschieht dadurch, dass wir in Predigten Jesus als den Meister der Geschichte vorstellen, der die Ohnmacht der Mächtigen entlarvt und seine Gemeinde zum Festhalten am Glauben und zum glaubwürdigen Zeugnis in der Welt ermutigt. Es geschieht dadurch, dass wir uns in unsicheren Lagen nicht von der latenten Angst vor Verlust und Einschränkung lähmen lassen, sondern uns mutig und mit dem Bewusstsein der Freiheit in Christus äußern und in der Öffentlichkeit zeigen. Engagierte malische Juigendliche organiseren mit Gemeinden Evangelisationen und Konzerte, wo das Evangelium verkündigt wird, auch in Gegenden, wo die Sicherheit nicht garantiert ist. Sie laden dazu malische Pastoren ein, aber auch Musiker und Redner aus dem westafrikanischen Ausland. Sie werden dadurch selber befreit und ermutigt. Menschen werden angesprochen und berührt von der Kraft des Evangeliums. Die Hoffnung wird so in die Welt getragen.

Gott schafft durch die Auferstehung Jesu eine tragende Alternative zum Tod und zur Hoffnungslosigkeit. Es ist beschämend, dass wir Menschen der scheinbaren Alternativlosigkeit des Krieges in all den Jahren nichts Kreatives entgegenzusetzen hatten. Die Chefs in der Politik sind „heillos“ überfordert. Jesus hingegen ist „heilvoll“ engagiert. Ich bin als Christ dankbar, dass Gott und sein Wort mir eine andere Ebene des Nachdenkens und Handelns eröffnet und ein tragbares Fundament im Leben und im Tod anbietet. 

Wir wünschen einen festen, strahlenden Blick auf das Kreuz Jesu Christi, wo Gott im Leid und Tod den großen Coup der Erlösung gelandet hat. Wir wünschen frohe Ostern, das Fest des Lebens, was uns zur befreiten und hoffnungsvollen Begegnung mit der Zukunft einlädt, wie auch immer sie aussehen mag.

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