Kriege seien alternativlos, sagen sie

Geschichten und poetry slams zur Alternativlosigkeit des Krieges

Die meisten Kriege beginnen mit gekränkter Ehre und Ambitionen der Mächtigen, mit einer Strategie, die mehr Einfluss und Reichtum verspricht und die geschichtliche Verhältnisse zurechtrücken soll. Immer wieder sagen sie uns, dass sie ihn ja nicht wollten, den Krieg, aber am Ende übertünchen sie unseren Geist mit der These der Alternativlosigkeit des Krieges: Wir konnten nicht anders, wir mussten uns rächen, wir wurden bedroht! Wir konnten nicht anders,  wir wurden provoziert, wir mussten uns verteidigen! Wir konnten nicht anders, wir mussten Schlimmeres verhindern, wir mussten unserem Verbündeten helfen! Wir konnten nicht anders, wir mussten unsere Werte verteidigen! Wir sind gegen Kriege, doch diesmal sind wir dafür!   

So war es schon immer, und dagegen wehrt sich mein Wissen, mein Denken und mein Gefühl. Die Kriege der Menschen  wachsen in desorientierten Herzen und in Räumen mit eingeschränkter Kreativität. Es sind verbogene Geister, sture Gesellen, die in Kriegen eine Logik erkennen.

Szene Eins - Für Gott, Kaiser und Vaterland. Wie der Erste Weltkrieg begann

Der Tod eines österreichischen Thronfolgers führte dazu, dass Deutschland sich als Verbündeter zu einer Kriegserklärung hinreißen ließ und den Ersten Weltkrieg anzettelte. In Wirklichkeit ging es dem deutschen Kaiser um die Vorherrschaft in Europa. Frankreich wollte sich für die Niederlage im Krieg von 1870/71 rächen und unterstützte dazu Russland, um Deutschland einen Zweifrontenkrieg aufzuzwingen. Der deutsche Schlieffenplan wurde unterlaufen und entschärft. England sprang dem besetzten Belgien zu Hilfe und suchte eine Gelegenheit, die Großmachtsambitionen der Deutschen zu brechen. "Die Schlafwandler" (Ch. Clark, brititscher Historiker) in den europäischen Führungsriegen wollten den Krieg nicht, haben die Entwicklung aber solange schleifen lassen, bis er nicht mehr zu verhindern war. Er wäre zu verhindern gewesen. Kein Krieg ist alternativlos. Das Ergebnis - Abnutzungskrieg und Millionen Tote. Wir müssen wissen, wie die Mächtigen ticken, damit wir uns nicht vor ihren Karren spannen lassen - immer wieder und uns einreden lassen, es ginge nicht anders. Der Erste Weltkrieg begann am 1. August 1914. Der Krieg hätte an Weihnachten 1914 schon zu Ende sein können. Die Fronten bewegten sich kaum. Die Krieger wollten sich die Hände reichen und sehnten sich nach Hause zurück.

An der Westfront in Flandern organisierten Briten und Deutsche einen Sängerwettstreit mit Weihnachtsliedern und spielten anschließend gemeinsam Fußball. Doch die Befehlshaber beorderten die Jungs wieder zurück in ihre Stellungen. Nicht Sport und Gesang, sondern die Waffen sollten entscheiden. Keiner soll sagen, dass Kriege nicht beendet werden könnten, bevor noch Tausende sinnlos ihr Leben lassen. Am Ende sind es nicht die Oberen, sondern die Masse der einfachen Menschen, die fallen und die Gräber für ihre Kameraden ausheben müssen. Erst 1918 hatte das Gemetzel ein Ende.

Wie alles begann ...

Den Thronfolger aus Wien
Franz-Ferdinand, den Prinzen, ihn traf in Sarajewo ein Geschoss.
In Wien bebt das Großreich, die Herren erröten vor Zorn.
Sie schlagen Alarm und klagen an.
Ein Serbe wars, ein Nationalist, revoltierend gegen fremdes Joch.

Das Herz der Getroffenen sehnte sich nach Rache:
Wer wird den Feldzug der Vergeltung begleiten, die zerbrochene Ehre aufpolieren.
Die Noblen in ihrer royalen Blase, sie waren gekränkt.
Die germanischen Hochwürden, die in Berlin, sie lavieren, sie zögern, doch nicht lange.
Die Depeche trägt die Nachricht in die Welt: Wir klinken uns ein.
Wie springen herbei. Wir sind entrüstet und rüsten auf. 

Der Krieg entbrennt, zunächst im russischen Osten, dann im französischen Westen.
Die geschmähte Ehre der Hohen schickt die Niederen in die Gräben, an die Front und in den Tod.
So war es schon immer, wenn der Krieg nach Rechtfertigung lechzt.
Die mit den weißen Bärten, der hohen Stirn,
mit den Orden und hohen Verdiensten,
ihre Unfähigkeit lässt die Jugend bluten.
Die Gründe des Krieges hatten dem Willen zum Frieden die Schau gestohlen.  

Zu Tausenden haben sie gejubelt und um Gottes Beistand gebuhlt.
Die Waffen möge er segnen, das Vaterland,
eingetaucht in neuen Glanz.
Er schenke den Sieg in kurzer Zeit.
Alternativlos schreiten wir an die Front.

Zu Hundertsausenden sind sie geblieben, gefallen, nicht wieder zurückgekehrt.
Immer tiefer wurden die Gräben,
immer verbissener tobte der Kampf.
Kein Landgewinn im zerbombten Morast,
kein Sieg, nur Verlust, Geschrei, Resignation
und am Ende die Kapitulation mit Siegern und Verdammten,
mit Gerechtfertigten und Schuldigen,
die sich nicht schuldig fühlten – zum Stillstand gezwungen und in ihrer Ehre gekränkt.

Rückkehr mit amputierten Beinen, gebeugt unter der Last der Reparation.
Wie kam’s? Einer fiel. Danach fielen die vielen.
Kein Wille zum Frieden. Die Welt schrie auf.
So war’s, und es kam noch schlimmer.

Szene Zwei: Der gescheiterte Kleinkünstler und das große Reich – wie es zum zweiten Weltkrieg kam


Von der Mehrheit der Deutschen wurde die von den Alliierten formulierte Schuldzuweisung am Ausbruch und Verlauf des Ersten Weltkriegs als einseitig empfunden. Es braute sich Widerstand zusammen. Weltwirtschaftskrise, völkisches Gedankengut begleiteten den Aufstieg der NSDAP, der Partei Adolf Hitlers, zur Macht. 1933 kommt die Zeitenwende. Der völkische Zeitgeist, das Feindbild des Bolschewismus, der Antisemtismus und die Sehnsucht nach Wiederherstellung alter Größe kumulieren in einer politischen Strategie, die zu Diktatur, zu Tyrannei und schließlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führt. Hitlers Absichten waren seit den 1920er Jahren bekannt. Der Mut zum Widerstand wurde durch kollektive Wiedergutmachungsgelüste und die Schwäche der politischen Opposition nach dem Aus der Weimarer Republick vor Kriegsbeginn und den mangelnden Willen europäischer Länder, den deutschen Widerständlern während des Krieges zur Hilfe zu kommen, gebrochen. Auch dieser Krieg und seine katastrophalen Ausmaße hätten verhindert werden können. Kein Krieg ist alternativlos.
Zig Millionen von Toten, weltweit. Die ideologische Verbortheit der Herrenrassisten und Welteroberer macht ein Volk zu Mitläufern und Aufrüstern. Widerständler werden eliminiert. Wieder ziehen Hundertausende in den Krieg. Wieder werden Postkarten mit Traueranzeigen in die Heimat verschickt - gefallen für den Führer, für das Reich, fürs Vaterland.

Ein Aquarellmaler, ein Kopist, ein kleiner Soldat,
mit Wut im Bauch und Kampfeslust.
Adolf, der Putschist, er sammelt sie ein, erst wenige, dann immer mehr.
Er lockte die Massen mit Verschwörung, mit „Mein Kampf“, mit Fahnen und furiosen Ideen.

Braunes braut sich zusammen in den Brauhäusern der deutschen Seelen.
Versailles, das Trauma der Schmach benennen,
das neue Reich errichten.
Der Nation zu neuer Größe verhelfen, zu ewiger Glorie, zu neuem Land.

Angriff auf Europa im Osten und im Westen.
Im Namen des Kreuzes mit den großen Haken.
Inszenierte Schüsse, und wieder ein totaler, ein alternativloser Krieg. 

Die Mächte provozieren, die Welt in Brand setzen,
die Kritiker konzentrieren, sie an die Wand und ins Abseits stellen,
die Juden in die Öfen schicken.
Die Söhne an den Fronten verheizen.
Millionen Tode beklagen.

Schaut an die Machtgaukler, die Illusionisten in ihrem Größenwahn,
die Masse der Mitläufer, der Heilsüchtigen,
der Obrigkeitshörigen, der Untertänigen und die mit dem lauten Jawohl.
Wieder ein Krieg, maßlos, tödlich.
Nicht Gott wurde herbeizitiert. Diesmal nicht.
Die Ideologie der Herren wars,
die Sehnsucht nach der Wiedergutmachung immer noch bohrender Schmach. 

Widerstand und weiße Rosen, erstickt und zertreten,
die Freiheit wird gefangengenommen und an den Galgen gehängt,

Die Erde wird vom Staub der Vernichtung bedeckt.
Verbohrte Wenige katapultieren die Vielen, eine ganze Generation –
in den Abgrund, in dunkle Höhlen, ins Trauma ohne Sinn.

Die Völkerwelt wendet sich ab.
Ein geschlagenes Volk ist isoliert – zu Recht.
Wieder eine Niederlage, wieder ein Sieg,
die Genugtuung für die einen,
Befreiung und Frieden, endlich und für alle.
Es folgt die Demut des Nachdenkens und ein fester Entschluss: Nie wieder Krieg! 


Szene Drei: Der große Protest gegen das Vergessen - was die Studenten auf die Straße trieb 

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war vom Aufbau geprägt, von der großen Hoffnung auf bessere Zeiten und vom Wirtschaftswunder. Die Menschen schauten nach vorne und nicht zurück. Doch die junge Generation suchte neue Freiheiten, weg vom Lebensstil der Eltern, weg von einer Kultur, die Mitläufertum und Krieg ermöglicht hatte. Sie stellten Fragen gegen das Vergessen, und sie protestierten gegen Kriege und Entscheidungen, die sie nicht verstanden. Die Eigenmächtigkeit der Mächtigen, die ideologische Verbortheit und die Schwäche derer, die sich später verteidigen müssen, all das ist zu verhindern. Kein Krieg ist alternativlos. Blinder Gehorsam, das war gestern. Protest, der Gang durch die Instanzen war angesagt. Und wenn das nicht half, dann wurden außerparlamentarische Wege erschlossen. Wenn Du etwas von mir willst, dann erklär es mir, überzeuge mich, sonst schweige still.

 

Väter und Söhne blieben an der Front.

Sie kamen nicht zurück.
Eingemeißelte Namen auf Denkmälern.
Trompetenklänge der Trauer für Volk und Vaterland.
Graue Bilder der Erinnerung auf verstaubtem Sims.
Eingepfercht in Lagern, verdurstet, ausgehungert.
Einige kamen, nach langer Zeit, gebeugt an Leib und Seele.
Die Frauen, die tapferen, sie warten auf Nachricht, auf den nächsten Zug.

Sie suchen auf Listen die Namen der Geliebten.
Es fegen die Frauen den Staub der Zerstörung vom Hof.
Neue Häuser. Neue Fabriken. Aufbau und neues Glück.

Die Gräuel verschweigen und sie vergessen.
Nach vorne schauen, aber der Wahrheit nicht ins Gesicht.

Eine Jugend wuchs heran, die den Krieg nicht kannte,
nur die Gnade der späten Geburt, 
die Anklage der Gerechten,
den schiefen Blick und die Last der kollektiven Schuld.

Die Sehnsucht nach Klarheit, nach Wahrheit.
Der offene Mund und die vielen Fragen.
Wo wart ihr? Was habt ihr getan?
Wo war euer Widerstand gegen den mit der Popelbremse,
mit dem zornigen Gesicht und dem lauten Geschrei?

Wo sind all die Herren hin, die mitliefen,
die sich jetzt in Schweigen hüllen
sich auf gepolsterte Stühle setzen,
im Parlament, im Gericht und in den Schulen?

Lasst euch blicken. Wir jagen euch vom Hof,
unter Schimpf und Schande und lautem Protest.
Und meine Söhne kriegt ihr nicht!
 

Szene Vier: Talking about my generation! - wie die Antikriegsgeneration entstand

 

 
International bildete sich in den 1960er Jahren eine Gegenkultur. In Amerika erhoben sich junge Menschen gegen das Eingreifen der USA in den Vietnamkrieg. „Was zum Teufel haben Amerikaner im Fernen Osten zu tun?“ Der verstorbene Boxer Muhammad Ali ist für seine Kriegsdienstverweigerung 1967 im Knast gelandet, weil er die Meinung vertrat: „Mann, ich habe keinen Ärger mit dem Vietcong und kein Vietcong nannte mich jemals Nigger." Der Vietnamkrieg war ein ideologischer Krieg. 
Die Jugend stand auf gegen die konservativen Strukturen des Establishments, angefangen bei den eigenen Eltern, den Familien bis hin zu den etablierten politischen Gremien. Sie proklamierten und praktizierten alternative Lebensgemeinschaften. Aus der Hippiekultur entstand eine subtile bis offene Kritik am Kapitalismus und an traditionellen Moralvorstellungen. „Woodstock“ steht für diese Generation der sich Ausklinkenden, der Alternativen, der Protestierer und der „Psychedeliker“, die tanzend und von berauschenden Wolken umgeben der Wirklichkeit trotzen. Weltweit steht die protestierende Studentenbewegung für einen ganzen Blumenstrauß an Motiven, die fortan aus dem Denken und Handeln nicht mehr wegzudenken sind: alternative Regierungs- und Lebensformen, Feminismus, Kapitalismuskritik, Protest gegen die Alternativlosigkeit des Krieges. Alternative Kreativität. Utopischer Pazifismus? Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin! Als der Rausch der Bewegung sich langsam aufgelöst hatte, wurde auch diese Jugend zu Konsumenten und kehrte ins Mitläufertum und in die Resignation zurück. Die spontane Musik des "Summer of Love" und der Revolution wird zu einem konsumierten Gut, mit dem Milliarden verdient werden. Die politisch Interessierten biedern sich dem Establishment an. Andere verschwinden im Untergrund und radikalisieren sich. Für den Rest sind Friedensmärsche und das Feeling von Woodstock nur noch Nostalgie. Punk. Null Bock auf Nichts.  Die Hippiekonservativen, die hartnäckig am Geist des Aufbruchs festhalten, die das permanent kritische Hinterfragen kultivieren und nach alternativen Lebensmodellen suchen - die gibt es immer noch, aber sie sind in der Minderheit.
 
Korea, Vietnam und der kalte Krieg.
Atomare Gedanken brodeln, 
aus überzüchteten Arsenalen steigen sie auf.
Die Machthungrigen, die Ideologen treiben weiter ihr Spiel.
Wir schrecken nur ab,
Wir wollen nicht kämpfen.
Es ist immer die gleiche Prozedur.
Zum Teufel damit.
 
Kein Stahlhelm mehr, 
der meine Haare frisiert.
No satisfaction.
Die Jugend wird manipuliert, rekrutiert, in Schlachten eliminiert.
 
Napalm auf breiter Front.
Mädchen in Flammen,
ein Bild geht um die Welt.
 
Zu Hause warten immer noch die Frauen, die Mütter.
Sie bleiben mit ihren feuchten Augen allein.
Wo sind all die Blumen hin?
Auf Gräbern des Todes entfalten sie ihre Pracht,
begossen von den Tränen der Lebenden.
Bunte Farben treffen graue Schatten.
 
Protest. 
No war.
Power to the people.
Give peace a chance.
Wir zwingen die Sinnlosigkeit in die Knie.
Wir verjagen die Verborten.
Wenn Krieg ist, gehen wir einfach nicht hin.
Warum soll ich töten?
Was haben sie mir getan?
 
Wenn wir nur lernten und uns versteh‘n.
Make love not war. Verdammt.
New generation, ein neuer Beat.
Neue Parolen und neue Kultur.
Psychedelischer Tanz in andere Sphären,
an Stränden und in Kommunen.
 
Wir wollen eine andere Welt.
Doch wieder gibt es verbrannte Erde,
aufgeriebene Seelen,
Millionen Tote in dunklen Gräbern.
Ein gedämpfter Sieg, 
ein Rückzug der Scham.

Szene Fünf: Die gewaltige Nostalgie von Vaterland und großem Reich


Die Welt begann, sich nach dem Ende des Kalten Krieges die Friedenszeit herbeizureden. Globalisierung und internationale Vernetzung sollten die neue Weltordnung absichern helfen. Doch die neue Freiheit zog bald die Balkankrise nach sich. Die Sehnsucht nach dem alten Vaterland, dass der Kommunismus vor Jahren vereinnahmt hatte, kam wieder auf. Europa schwächelte. Immer dann, wenn es ihm wirtschaftlich gut geht, verzettelt es sich in nationalistischen und eigensinnigen Tendenzen. Parallel zur Entspannung zwischen West und Ost entflammte in der islamischen Welt eine antiimperiale Stimmung, die ihren Höhepunkt in terroristischen Anschlägen fand und den Wunsch nach einem globalen Kalifat aufkommen ließ. Kulturen prallen aufeinander. Die lokalen Krisenherde und Bürgerkriege trieben Millionen in die Flucht. China strebt nach der Vormachtstellung. In Russland wird der Verlust der Sowjetunion und der Rekurs auf längst vergangene zaristische Größe als Motiv und Rechtfertigung für eine neue Expansionspolitik herangezogen. Demokratien, Oligarchien, Autokratien und Diktaturen liefern sich einen harten Schlagabtausch. Die Länder des Südens wechseln die Seiten und suchen sich unter den Feinden des Westens neue Bündnispartner. Alle bisherigen Bemühungen der Entspannung und der friedlichen Konfliktlösung werden in Frage gestellt oder als gescheitert erklärt. Die Zeitenwende wird ausgerufen. Es ist eine Rolle rückwärts in alte Zeiten. Bündnisse radikalisieren sich. Waffen werden geschmiedet. Ein Krieg wird angezettelt, Vereinbarungen und Völkerrecht werden für ungültig erklärt. Hätte man den Russich-Ukrainischen Krieg vermeiden können? Sind Waffenlieferungen die einzige Alternative zur schnellen Beendigung des Krieges? Was ist mit Friedensverhandlungen? Harte Debatten und Forderungen stehen im Raum. Und wieder wird der Krieg in der Ukraine in seiner aktuellen Konstellation als alternativlos dargestellt. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Es geht um Gut gegen Böse. Einer wollte den Krieg, also müssen die anderen ihn auch wollen, die Überfallenen und die mit ihnen Verbündeten. Wer tief Luft holt und das Wort F-r-i-e-d-e-n buchstabiert und davon träumt, wer zur Feder greift und sich um Frieden bemüht, der wird abgedrängt, attackiert und als Naivling etikettiert. Die Ukrainer bestimmen, wann Verhandlungen beginnen können. Die anderen dürfen nur Waffen liefern – nein, sie müssen. Darüber hinaus sollen sie schweigen. Auch so geht Krieg.

 

Die in Moskau nach Gründen suchen,
Geschichte und Ehre beschwören,
die in hellen Räumen ihre Gläser heben, den Krieg beschließen,
die über Tische gebeugt die Karten studieren,
die Truppen positionieren, die Jugend aus ihren Träumen reißen,
Gehorsam erwarten und Müttern ihre Söhne rauben.

Die in Kiew und Charkiw in dunklen Räumen sitzen,
sich zu wehren suchen,
die Leben und Werte verteidigen,
die unter Rationen leiden,
denen die Sirenen Beine machen,
die getrieben im kalten Untergrund ihr Leben fristen,
die vertrieben in fremden Häusern um das Leben der Männer fürchten,
die mit geröteten Augen klagen
und mit zittrigen Armen die Gräber ausheben
und sich in zerbombten Häuser an schiefe Wände lehnen.

Frieden mit immer mehr Waffen?
Bevor er kommt haben wir unser Leben verlorn 
und zu hoffen aufgehört..
 
Krieg, wo ist dein Licht, ich sehe nur Schatten.
Wer sagt, er könne nicht anders,
der sagt: Ich habe versagt,
es nicht vermocht, nicht gekonnt, nicht wirklich gewollt.
Es ist Krieg, es ging nicht anders.
Die nach Frieden fragen, werden angeraunzt.
Tauben werden nicht gebraucht.
Die Falken überfliegen das Feld.

Tief im Herz lauert der Wunsch,
das Gefühl, das tiefe Wissen:
Kriege werden, weil sie den Frieden vermasseln.
Kriege sind nicht der einzige Weg.
Kriege sind, weil alle versagen.
Kriege fallen nicht vom Himmel.
Kriege werden auf Erden gebor'n,
in Herzen, in Köpfen und in Kasernen.

Kriege setzen sich fort in mutiger Wehr.
Sie enden an Tischen in dunklen Räumen,
in Gräben, gefüllt mit starren Leichen.
In Gräben enden sie, auf zerschossenem Feld,
in zerrissenen Seelen,
hinter Grenzen,
in einer Historie,
die mit dem Blut des Zerfalls neu geschrieben wird.
Selbst wenn die Waffen einst schweigen,
so ist der Frieden noch weit.
Furchen und Narben bleiben Jahrzehnte lang.
 
 
 
 
Bildquellen:
Reichswappen: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._(Deutsches_Reich)#/media/Datei:Wappen_Deutsches_Reich_-_Reichswappen_(Grosses).svg
1. Weltkrieg: https://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/erster-weltkrieg/fussball-weihnachtsfrieden-westfront-christmas-truce-100.html
2. Weltkrieg: https://www.planet-wissen.de/geschichte/nationalsozialismus/der-zweite-weltkrieg-erste-phase-des-zweiten-weltkriegs-map-102~_v-gseagaleriexl.jpg
Studenrevolte:https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQlJCxWn0kFRTsOPeHBgGSw8xGLV-AQuhLPBw&usqp=CAU 
Woodstock: https://www.fernsehserien.de/filme/woodstock-drei-tage-die-eine-generation-praegten
Ukraine: https://www1.wdr.de/nachrichten/ukraine-konflikt-108.html

Kommentare

  1. Kurt Scheffe19:01

    Manfred Siebald im Lied: Es geht ohne Gott in die Dunkelheit, aber mit ihm gehen wir ins Licht. Sind wir ohne Gott, macht die Angst sich breit, aber mit ihm fürchten wir uns nicht.

    AntwortenLöschen
  2. Anja16:57

    Die Sehnsucht nach einem besseren Ort wächst, bereiten wir den Weg, pflanzen wir noch einen Baum, rufen wir auf, zum Glauben und zur Umkehr, wohlwissend, ER kommt !

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Unser Partner

Schule in Sabalibougou

SPENDENFORMULAR

Spendenkonto

Spar- und Kreditbank Witten

IBAN: DE86452604750009110900
BIC: GENODEM1BFG

Zweck: Meier - Mali