Missabougou | sie kamen in der Nacht

Heute Morgen waren wir zum Gottesdienst in Missabougou, ca. 20 Minuten Autofahrt von unserem Wohnort entfernt. Maike, unsere Praktikantin, hat sich dort kurz vorgestellt, erzählt, wie sie Christ geworden ist und was sie motiviert, ihr Praktikum in Mali zu absolvieren.
Als Abdias D., der Pastor der Gemeinde, Alfred nach vorne bat und ihm einen Stuhl anbot, wussten wir, was auf uns zukommt. Der Gemeindepastor war wegen einer langen und wahrscheinlich auch ermüdenden Sitzung am Vortag nicht dazu gekommen, eine Predigt vorzubereiten. Während eines Liedes fragte er mich hinter vorgehaltener Hand, ob ich nicht für ihn einspringen könne. In dieser Situation ist es unmöglich und unhöflich zugleich, Nein zu sagen. Ich habe akzeptiert und während der nächsten drei Lieder und der Ansagen ein Predigtkonzept im Kopf zurechtgelegt. Gottes Geist wird es schon richten, dachte ich mir. 
Das Gebet des Moses für die kämpfenden Israeliten gegen die Amalekiter stand im Mittelpunkt der Predigt (Ex 17). Das Thema passte wie die Faust aufs Auge der aktuellen Situation  in Mali. 
Die Ereignisse in Sévaré (gewaltsame Befreiung von Geiseln in einem Hotel der Stadt) bringen Christen dazu, sich verstärkt im Gebet vor Gott zu vereinigen, einander die Hände und Arme zu stärken und Gott um Hilfe anzurufen, während die Sicherheitskräfte im Land versuchen, die Ordnung wieder herzustellen. Das verstärkte Aufflammen von Anschlägen im ganzen Land verunsichert alle. 


Während der Ansagen im Gottesdienst gab die Gemeindeleitung Anweisungen weiter, wie man sich im Falle einer Attacke verhalten soll. Der Anlass war ein ganz konkreter. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch waren bewaffnete Rebellen (Jihadisten) in den Hof der Gemeinde eingedrungen und hatten Schüsse abgefeuert. Die Familie des Pastors wurde aus dem Schlaf gerissen und reagierte weise. Alle Türen und Fenster wurden verriegelt und die Polizei verständigt. Doch da reagierte niemand. Ein befreundeter Pastor aus der Stadt wurde daraufhin benachrichtigt, der den Hilferuf an die nächste Polizeistation und an das Innenministerium weitergab. Erst nach ca. 2 Stunden tauchten Sicherheitskräfte auf. Die Rebellen hatten sich lange Zeit im Hof aufgehalten und die Menschen dort in Angst und Schrecken versetzt. Sie waren wohl auf der Suche nach Soldaten der MINUSMA (UNO-Schutztruppe in Mali) und hatten den falschen Hof ins Visier genommen. Keiner ist zu Schaden gekommen. Niemand wurde verletzt. Auch das Hab und Gut der Pastorenfamilie und der Gemeinde blieb unbeschädigt. Gott sei Dank.
Später in der Nacht waren in einem Nachbarviertel in Missabougou Schüsse zu hören. Wir erfuhren, dass sich dort ein Hotel befindet, wo Angestellte der MINUSMA untergebracht sind. Bei der UNO ist man mittlerweile auf solche Eventualitäten vorbereitet und es gelang, die Rebellen in die Flucht zu schlagen.

Der Zwischenfall in Missabougou und der Überfall auf die Polizeistation in Baguineda (siehe Post von Gestern) zeigen, dass die Hauptstadt Bamako und insbesondere die Aufenthaltsorte der MINUSMA (Privatquartiere, Lagerräume, Büros und Hotels) im Visier der Rebellen sind. Vorsicht ist geboten.
In der malischen Öffentlichkeit und der Presse wird die Regierung kritisiert. Viele der Minister sind irgendwo in der Welt auf Urlaubsreisen unterwegs, während die Bürger zu Hause um ihre Sicherheit fürchten. Wir sind gespannt, wie sich die Dinge weiterentwickeln.

Das Thema der Predigt hat uns neu bewusst gemacht, wie sehr wir das Gebet als unsere Waffe gegen zerstörerische Mächte nutzen müssen – und nicht erst dann, wenn die Rebellen schon im Hof stehen.

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