Afrika | dezentral. partizipativ. transparent - Überlegungen zur Entwicklungspolitik
Es wird Zeit, dass Afrika
seine Probleme selber löst. Das ist nicht etwa die Aussage eines alternden, resignierten
westlichen Entwicklungshelfer, der die Nase voll davon hat, dass für die
Entwicklung eines Landes vorgesehene Gelder in dunklen Kanälen verschwinden.
Nein. Es ist die Meinung von
Samson R. Akinola, dem Chef der Abteilung
für regionale und urbane Entwicklung an der Universität von Osogbo in Nigeria.
Es liegen genug Analysen auf
dem Tisch, so argumentiert er, Analysen, die meist von westlichen Experten
vorgenommen wurden. Es ist Zeit, dass Afrikaner selber ihre Probleme
analysieren und eine Leidenschaft dafür entwickeln, sie zu lösen. Hausgemachte
Probleme können nur zu Hause gelöst werden.
Ein Problem besteht darin,
dass Ausbildungszentren diplomierte Leute produzieren, deren Ausbildung ihnen zwar
ein Mehr an Wissen gebracht hat, das aber mit der Lebenswirklichkeit der
Menschen in Afrika wenig zu tun hat.
Die Entwicklung findet auch
deshalb nicht statt, weil die Erklärungen und Projektentwürfe am Horizont der
betroffenen einfachen Menschen auf dem Land oder in der Stadt vorbeigehen. Die
einheimischen Sprachen und die traditionellen Denkweisen und Lösungswege werden
zu wenig berücksichtigt. Die in
klimatisierten Hotels durchgeführten Seminare und Workshops und die dort erarbeiteten
Strategien erreichen meist nicht die Basis.
Entwicklung und ein kollektives demokratisches Bewusstsein wird nur gefördert, wenn die Menschen an der Basis in die Entwicklung einbezogen und für das eigene Vorwärtskommen verantwortlich gemacht werden.
Entwicklung und ein kollektives demokratisches Bewusstsein wird nur gefördert, wenn die Menschen an der Basis in die Entwicklung einbezogen und für das eigene Vorwärtskommen verantwortlich gemacht werden.
Die Hilfe geschieht noch zu
wenig im Geist einer partizipativen Zusammenarbeit. Die Experten und
hilfswilligen Geldgeber kommen von außen.
Die gut ausgebildeten
afrikanischen Experten müssen eigene Problemlösungen entwickeln. Der soziale
Egoismus der Familien und Klans, der über die staatlichen Interessen der
Allgemeinheit gestellt wird, die Korruption, der zweifelhafte Lebensstil der politischen
Elite – das sind die wahren Probleme, die dazu führen, dass das öffentliche
System nicht funktioniert.
Deshalb, so Akinola, muss die
Entwicklungsstrategie demokratisiert und dezentralisiert werden und auf
Transparenz und Partizipation aufgebaut sein.
Er schlägt eine
polyzentrische Struktur der Realisierung von Projekten und der Verwaltung von
Geldern vor. Dezentrale Strukturen verwalten selber die für ihre Regionen
vorgesehenen Entwicklungsgelder und stellen durch zentrale Kontrolle ein
Gegengewicht zur zentralen Struktur des Staates dar. Nur die Basis kann der
Korruption „da oben“ ein Ende machen. Akinola ist der Meinung, dass dezentrale
und föderale Strukturen das demokratische Bewusstsein stärken. Nur so werden die Abgeordneten und Minister begreifen, dass sie Stellvertreter einer
Öffentlichkeit sind und nicht privilegierte Leute, die in die eigene Tasche
wirtschaften.
Das partizipative Vorgehen
setzt auch eine Einbeziehung aller am gesellschaftlichen Beteiligten voraus.
Dazu gehören Männer und Frauen, Junge und Alte, Intellektuelle und Ungebildete,
Arbeiter, Rentner und Arbeitslose.
Die Überlegungen des nigerianischen
Experten lassen sich wie folgt zusammen fassen: Selber analysieren, selber innovativ
sein, selber verwalten auf der Basis der Mitsprache alle einbeziehen und der
vertrauensvollen transparenten Kontrolle – das sind die Faktoren, die Afrika
helfen, Schritte in die richtige Richtung zu gehen.
Quelle: http://www.libreafrique.org/SamsonAkinola-developpement-africain-220715
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