Mali | in Staub und Hitze eingetaucht und von Begegnungen bereichert


Ganze zwei Mal bin ich von Studierenden während meines 3-wöchigen Aufenthalts in Mali nach den Umständen der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine angesprochen worden. Die inflationäre Kriegsberichterstattung im Westen wird hier nur sehr begrenzt wahrgenommen. Das hat mir gutgetan, denn ich hatte mir vorgenommen, das Geschehen in Europa weitestgehend auszuklinken. Hier in Mali hat das "lokale, Betroffenheit auslösende Leid" andere Ursachen. Für Malier ist der Krieg in Osteuropa Sache der Europäer. Auch hier in Mali kursieren einige Verschwörungstheorien, was die Ursachen des Krieges angeht. Noch ist der Druck der Bevölkerung auf die Regierung wegen der sich erhöhenden Lebenshaltungskosten nicht spürbar. Während meiner Reise war der russische Außenminister in Bamako. Da Kooperationen in Europa und Amerika wegbrechen, unternimmt Russland alles, um in Afrika und Asien neue Partner zu finden. Bei der letzten UN-Vollversammlung hat dann Mali auch, wie fast zu erwarten, sich erstmals mit seiner Stimme auf die Seite Russlands gestellt. Sollte es zu Engpässen bei der Öl- und Getreideversorgung kommen, dann benötigt Mali einen starken Partner, der hilft, Löcher zu stopfen. Die Atmosphäre in der politischen Szene Malis ist nationalistisch geprägt. Das "neue Mali", mit neuen Partnern und die auf eigenen Entscheidungen basierenden Politik steht ganz oben auf der Agenda des Militärregimes. Nachdem die von der UNO organisierten Friedenstruppen und Frankreichs Spezialkräfte die Situation im Land in den letzten Jahren nicht entscheidend ändern konnten, ist man jetzt auf der Suche nach neuen Bündnisspartnern. Das schmeckt nicht jedem in Europa, ist aber Malis gutes Recht - vorausgesetzt, man ist bereit, auch alle Konsequenzen zu tragen. 

Aus dem Osten des Landes habe ich während meiner Zeit nur sehr wenige Schreckensmeldungen gehört. Das betrifft neben der steigenden Kriminalitätsrate vor allem das Dogonland an der Grenze zu Burkina Faso. Menschen gehen dort auf die Straße und verfassen Aufrufe an die Regierung, damit etwas gegen die bedrohliche Sicherheitslage unternommen wird. Die Nächte in Bamako waren ruhig. Ich habe keine Schüsse gehört oder Lärm von irgendwelchen Razzien, zumindest nicht in unserem Stadtviertel.

Politik und Diplomatie sind eine Geschichte. Der Kontakt mit den Menschen auf der Straße und in ihren Häusern ist eine ganz andere Nummer. Hier dominiert, was die wirtschaftliche Situation angeht, wie auch schon in der Vergangenheit, der pure Überlebenskampf für die Mehrheit der Menschen. In der Hauptstadt Bamako ist zu beobachten, dass immer neue, höhere Gebäude entstehen. Folglich gibt es auch Menschen, denen es finanziell nicht schlecht geht und die über genügend Beziehungen verfügen. An den Straßen habe ich vermehrt Kinder entdeckt, die aus dem Norden des Landes in die Hauptstadt gekommen sind und jetzt ein kleines Geld durch Betteln verdienen. Das lässt vermuten, dass die landesinternen Migrationsbewegungen zugenommen haben. Beim Zusammensein mit den Maliern in ihren Häusern, beim Schlürfen des Tees in Unterrichtspausen, bei Einladungen und gemeinsamen Essen oder bei Gesprächen nach dem Gottesdienst herrscht immer noch eine relativ gelassene Atmosphäre. Gastfreundschaft ist immer noch eine große Geste, auf die nicht verzichtet wird. Man tauscht sich über persönliche Themen aus und macht Witze. 


Untergebracht war ich in einem sehr schönen Gästezimmer unserer Tochter Janina, die auch in Bamako lebt und arbeitet. Der Austausch und das aneinander Anteilnehmen an der Arbeit und den Netzwerken war sehr bereichernd. Die Zeit in Mali war ausgefüllt und gesegnet. Vieles lief nach Plan, anderes spontan - so wie immer. Die Temperaturen waren zwischen 30 und 40 Grad gemütlich bis anstrengend. Gelandet bin ich in Frankfurt bei 4 Grad. Die menschliche Wärme in Mali war wie immer beeindruckend. Die Erfahrung, mitten im Geschehen meiner missionarischen Berufung "wuseln zu können" hat mir ein großes Maß an Zufriedenheit vermittelt. Reisen. Landen. Zu Hause sein. Malische Atmosphäre aufsaugen. Mit der Arbeit loslegen und am Ende mit neuen Fragen sowie konstruktiven Ideen und Inspirationen wieder ins Flugzeug steigen.

Kommentare

Unser Partner

Schule in Sabalibougou

SPENDENFORMULAR

Spendenkonto

Spar- und Kreditbank Witten

IBAN: DE86452604750009110900
BIC: GENODEM1BFG

Zweck: Meier - Mali