Bokari Saba - Pionier und Evangelist im französischen Sudan

Bokari Saba ist der bekannteste malische Evangelist, der in der Pionierphase der protestantischen Mission im damaligen Französischen Sudan in den Jahren zwischen 1925 und 1949 gemeinsam mit amerikanischen Missionaren seine Kreise zog. Seine Spuren haben das kollektive Gedächtnis der malischen Christen geprägt. Bokari gehörte der Ethnie der Bozo, einem Fischervolk, an. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Bootsmann entlang des Nigers. Es verschlug ihn bis nach Guinea, wo er Anfang der 1920er Jahre den amerikanischen Missionar Wright traf. Am Ende einer gemeinsamen 14-tägigen Reise entlang des Nigers entschied sich Bokari für ein Leben mit Jesus Christus. Später begleitet er Wright auf seiner Reise von Bamako nach Mopti. Seine Aufgabe bestand darin, sich um die vierzig Lastesel zu kümmern, auf denen der Amerikaner sein Gepäck und Materialien transportieren ließ. Von Mopti aus ging es weiter nach Ouagadougou (Hauptstadt des heutigen Burkina Faso). Bokaris Glaube wurde stark. Er teilte seinen Glauben mit seinem Mitmenschen und verhalf ihnen, Christen zu werden. Von Ouagadougou aus führte sie ihre Reise in die Elfenbeinküste und auf dem Seeweg zurück nach Guinea. Bokari reiste von da aus zurück in sein Dorf, um seiner Familie das Evangelium zu bringen. Er heiratete, und nach dem Tod seiner Mutter kehrte er zurück nach Kankan, der Zentrale der amerikanischen CMA-Mission in Westafrika. Er lernte Lesen und Schreiben, um die Bibel besser verstehen zu können. Ohne die tatkräftige Unterstützung von Bokari Saba wäre die Arbeit der CMA im französischen Sudan längst nicht so erfolgreich gewesen. Bokari war ein Mann des Gebets, das selbst die Missionare überraschte und beeindruckte. Sein Elan, seine geistliche Tiefe, seine evangelistische Begabung und strategischen Fähigkeiten waren sehr gefragt in den ersten Jahren der Sudanmission. Bokar evangelisierte die Dörfer in der Umgebung von Kankan und reiste mit den Missionaren in den Zentralsudan nach San. Seine Motivation ließ ihn ethnische Grenzen überwinden. Widerstand gab es seitens der Familie und den animistischen Fetichisten, die ihn mit magischen Praktiken bedrohten. Dieser Widerstand machte ihn nur noch stärker und entschlossener. Bokari Saba teilte die biblische Botschaft in den 1920er und 1930er Jahren mit den Minianka im Süden von Bamako, den Peulh im Macina, und er war einer der Pioniere unter den Dogon. Die Bozo und Dogon verbindet seit der Antike ein besonderer Pakt, der u.a. vorsieht, dass beide Ethnien  untereinander nicht heiraten, einander nicht bekriegen oder andere Aktivitäten initieren dürfen, die zu Streit führen könnten. Wenn also ein Bozo sich entscheidet, mit der christlichen Botschaft das Volk der islamisierten bzw. animistischen Dogon zu erreichen, dann birgt dies natürlich potentiellen Konfliktstoff. Saba hat bei seinen Kampagnen im Dogonland immer seine "friedlichen Absicht" untermauert und den Dogon die Freiheit gelassen, sich mit dem neuen Glauben an Jesus Christus zu beschäftigen und sich frei zu entscheiden. Die Kraft des Gebets und die Kraft des Evangeliums sind letztlich bei großen Teilen der Dogonbevölkerung auf ein positives Echo gestoßen. Christliche Gemeinden sind oberhalb der Falaise (Felsvorsprung) und in der Prärie unterhalb davon entstanden.

Seine Reisen führten Saba mehrfach nach Obervola (Dédougou), wo er im Jahre 1934 von der französischen Administration verhaftet wurde. Man machte ihm zum Vorwurf, unautorisierte Versammlungen in der Öffentlichkeit abgehalten zu haben. Nach seiner Freilassung evangelisierte er mit den Amerikanern im staubtrockenen Timbuktu. Bokari Saba war der Paulus des Sudan, ein großes Vorbild und ein Zeugnis dafür, dass christliche Missionsarbeit als integrative Zusammenarbeit im gegenseitigen Respekt am nachhaltigsten und glaubwürdigsten ist. Bokari Saba verstarb 1949. Vielleicht sind der Elan, die Reisefreudigkeit und die Effektivität im Leben von Bokari Saba auch seiner nomadischen Mentalität als Fischer und Bootsführer zu verdanken. Diese Mentalität machte ihn unabhängiger und freier im Vergleich zu einem Bauern, der an Hof und Felder gebunden ist.

Wenn ich die Geschichte von Bokari Saba und die Anfänge der christlichen Mission im heutigen Mali im Unterricht an der FATMES oder bei anderen Gelegenheiten erzähle, dann fragen mich meine Studierenden und junge Menschen, wie es heute gelingen kann, trotz aller Herausforderungen missionarisch unterwegs zu sein und den Spuren Sabas zu folgen. Sie interessiert, wie die junge Generation neuen Elan in die Gemeinden einbringen kann. Die großen amerikanischen Missionsbewegungen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts fußen auf den Initiativen von dynamischen Jugendbewegungen. Beim Austausch darüber werden bei den malischen Jugendlichen Enttäuschungen sichtbar, die sich an den lahmen Strukturen der mittlerweile etablierten Kirchen und an der bevormundenden Art der älteren Generation entzünden. Die missionarische Unmittelbarkeit der ersten Jahre ist einer durch kirchliche Funktionäre administrierten Arbeitsweise gewichen. Die Langsamen und die mit den "größten Hüten" bestimmen das Tempo. Gott sei Dank gibt es erfreuliche Ausnahmen,  wo Pastoren junge Leute ausbilden und in eine kirchliche Missionsstrategie einbinden. Und es gibt Jugendliche, die Konferenzen auf die Beine stellen und in ihrem beruflichen Alltag das Licht des Evangeliums ausstrahlen. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Genauso wichtig ist es, eine missionarische Mentalität reifen zu lassen, die nicht die strategische Aktion, sondern die natürliche Ausstrahlung des Evangeliums im Alltag in den Blick nimmt. 

Kommentare

  1. Anonym11:59

    Danke für diesen Bericht. Es ist schön über die Afrikanische Kirchengeschichte mehr Informationen zu bekommen.

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    1. Anonym23:57

      Ja, es erfrischt meinen Glauben auch solch geschichtliches Zeugnis über Bokari Saga zu hören und die Lernbereitschaft und Neugier der Studierenden, wie sie es aktuell umsetzten können. Möge Gott aus Ihnen eine ganze Generation "Bokaris" in seine Ernte berufen

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