Mali | als Missionare in Mali das Laufen lernten

... reisten sie mit Schiffen der französischen Kolonialadministration auf dem Senegal im Westen, oder auf dem Niger und Bani, mit Händlern und afrikanischen Fischerbooten und legten Wegstrecken zu Fuß zurück. Bei Zugreisen im Westen saß man in Wagons, die auf Schienen rollten, die von hart schuftenden Maliern auf Anweisung der Franzosen in Zwangsarbeit verlegt worden waren. Bei den Reisestrapazen haben sich die ersten Missionare darüber wahrscheinlich weniger Gedanken gemacht. Später erleichterte sogar ein nostalgisch legendäres Automobil aus der Wagenschmiede in Detroit die Reisen. Im Jahre 1923 erhielt das Team der amerikanischen CMA-Missionare einen Ford Truck Baureihe 1920, ähnlich dem auf dem Foto. Damit wurden Familien und ihr Umzugsgut in den Osten und Norden Malis transportiert. Die starren Blattfedern und die ruckeligen Pisten ließen dabei jeden Stoß in die Knochen fahren. Das Gefährt diente außerdem als Baufahrzeug bei der Erstellung der ersten Gebäude. In den Missionsmagazinen Alliance-Weekly der CMA-Mission habe ich Gebets- und Spendenaufrufe aus den 1920/30er Jahren entdeckt, um den Kauf und Weitertransport solcher Fahrzeuge zu ermöglichen. In den abgelegenen Gebieten, fern ab von den Büros der Kolonisatoren, dort wo es noch keine Verkehrsinfrastruktur gab, stieg man auf Pferde und bereiste die Dörfer der Dogon oberhalb und unterhalb der weltberühmten falaise, der steilen Abhänge, die das Dogonland von Bandiagara bis Sangha durchziehen. Die Missionare wurden bei ihren Einsätzen von malischen Evangelisten und Übersetzern begleitet, um die biblische Botschaft zu verkündigen und Gemeinden zu gründen. 

Das war Tortur ohne Klimaanlage und Abenteuer in einem, in sengender Sonne und heißem Staub. Es war aber vor allem konsequenter Gehorsam gegenüber dem Auftrag der Mission und der großen Vision. Aus den Berichten von damals leuchtet zwischen den Zeilen trotz aller Anstrengungen Freude und Begeisterung hervor. Es waren die ersten Schritte klassischer Pionierarbeit in den westafrikanischen Ländern, wie Guinea, Mali und Burkina-Faso. Anfang der 1930er Jahre starben in der Gegend von Sikasso eine ganze Reihe von Missionaren am Gelbfieber. Zu Hilfe kommende französische Ärzte konnten nicht entscheidend helfen - nur noch die Epidemie eindämmen. Heute sind wir gegen solche heimtükischen Krankheiten geimpft. Damals waren entsprechende Medikamente Fehlanzeige ...
1936 reiste ein schweizer Missionsehepaar der CMA mit einem Ford Station-Wagon von Algerien aus über die Pfade der Sahara ins malische Timbuktu. Die Legende, dass in Timbuktu selbst das Wasser trocken ist, hält sich hartnäckig. In der islamischen Metropole des Nordens angekommen, erreichte die Schweizer eine Depeche mit dem Aufruf, weiter Richtung Süden zu fahren, nach San und anschließend ins Boboland (östl. Mali), wo es heute zahlreiche Gemeinden gibt.
Solche Ausflüge in die Vergangenheit begeistern mich. Sie machen mich dankbar für das, was meine Vorfahren investiert haben. Sie schützen mich davor, das missionarische Unterwegssein als kalkulierbaren Tripp mit sicherem Ausgang anzusehen. Missionsgeschichte ist motivierend und ein wenig nostalgisch - nicht für jeden, wie mir durchaus bekannt ist. Heute benötigen wir wahrscheinlich eher hochaufgelöste Fotos von weißen Stränden, oder im Gegensatz dazu, Kinder, die in Slums leben und deren Blicke uns aufrufen, auf world tour zu gehen und ein Flugzeug zu besteigen.
Manchmal träume ich davon, einen history trip durch Mali zu unternehmen - auf den Fußstapfen und Pfaden der Pioniere, vom Besuch von Dörfern und Städten, wo Missionare erstmals ihre Arbeit aufgenommen haben, in Bamako, im Bélédougou, in der Gegend von Sikasso und San, in Sangha und in Sanékuy, Ich betrete dabei heute noch existierende Lehmhäuser, in denen Gottesdienste begannen und in denen die erste Pastorengeneration von Maliern ausgebildet wurde. Vielleicht treffe ich dabei auf Alte, auf längst pensionierte Pastoren, auf Zeitzeugen, oder Enkel derer, die die Ankunft der ersten Missionare live miterlebt haben, auf Leute, die anfangen, ihre Geschichten zu erzählen.

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