Mali | neue Regierung im Amt, Bewegung im Norden
Mali hat eine
neue Regierung. Im Laufe der letzten Woche wurde die Liste der Mitglieder der
Übergangsregierung veröffentlicht. Die Vertreter des Militärrates erhalten die
Ministerien für Verteidigung und Inneres. Das wichtige Finanzministerium und
der Erschließung von Bodenschätzen wurde ihnen verweigert. Die Zusammensetzung
der neuen Regierung wurde kritisiert, da es sich offensichtlich um
Technokraten, teilweise um unerfahrene politische Akteure oder dem alten Regime
nahestehende Personen handelt. Eine solche Kritik kennen wir auch aus
westlichen Ländern. Jeder der gerne an die Macht gekommen wäre und es nicht
schafft, würde so reagieren und seine Unzufriedenheit äußern. Berechtigt
ist die Frage der Kritiker dennoch: Nutzt die Übergangsregierung die Chance
eines politischen Neuanfangs, oder verfällt sie in alte Muster, die letztlich
zum Putsch geführt haben?
Unterdessen hat
die CEDEAO (westafrikanische Wirtschaftsunion) anlässlich ihrer Tagung in
Abidjan ein Schlusskommuniqué veröffentlicht. Die Putschisten werden darin
aufgefordert, definitiv in ihre Kasernen zurückzukehren und die politischen
Geschäfte der Übergangsregierung zu überlassen. Außerdem entsendet die CEDEAO
ein Truppenkontingent nach Bamako, um den Prozess der Transition zu überwachen.
Ein Militärschlag gegen die Rebellen und Islamisten im Norden Malis wird
vorerst ausgeschlossen. Zunächst sollen die Ergebnisse der laufenden
Verhandlungen abgewartet werden. Nach einem Scheitern der Gespräche sei ein
militärisches Eingreifen, so der Sprecher der CEDEAO, jedoch nicht
ausgeschlossen. Zu groß ist die Angst in der westafrikanischen Region, dass
sich im Norden Malis radikal-terroristische, islamische Gruppen auf Dauer
etablieren und so zu einer nachhaltigen Gefahr für die Region werden könnten.
Vor einigen
Wochen wurde eine Schweizer Sozialarbeiterin, die seit vielen Jahren in
Tombuktu gelebt und sich als Christin für die sozialen Belange der Bevölkerung
eingesetzt hatte, von Al-Qaida-Soldaten entführt. Sie ist mittlerweile wieder
auf freiem Fuß und wohlbehalten in Ouagadougou, der Hauptstadt des Nachbarlands
Burkina Faso, angekommen.
Afrikanische
und französische Pressemeldungen zufolge, ist in Tombuktu eine neue bewaffnete
arabische Gruppierung aufgetaucht: Front national de libération de l’Azawad
(FNLA – Nationale Befreiungsfront des Azawad). Ihr Ziel sei es, die Stadt
Tombuktu und das Umland abzusichern und gegen Islamisten und Tuareg aus anderen
Teilen von Nord-Mali zu verteidigen. Sie hätten keinerlei separatistische noch
islamistische Absichten – so der Sprecher weiter. Sie wollen lediglich eine
nachhaltige Atmosphäre der friedlichen Koexistenz aller Volksgruppen im Norden
Malis erreichen. Die FNLA ist mit ca. 500 schwer bewaffneten arabisch
stämmigen Soldaten und 100 Fahrzeugen aufgetaucht. Der Sprecher von Ansar Dine
(radikal islamistische Gruppe) erklärte: Wir werden die militärische Präsenz
der FNLA keineswegs dulden.
Die Situation
im Norden wird damit immer undurchsichtiger. Wer mit wem kooperiert oder wer
wen ausschalten will – das bleibt abzuwarten. Drei Parteien streiten sich
nunmehr um die heilige Stadt Tombuktu. Ist eine militärische Konfrontation nur
eine Frage der Zeit? Mit wem können glaubhafte Gespräche und Verhandlungen geführt werden?
Wie gestern
bekannt wurde, haben vorwiegend junge Leute mit Unterstützung eines Imam kurz
nach der Ankunft von Ansar Dine und Al-Qaida am 20. April in Tombuktu gegen die
radikalen Forderungen demonstriert und Ansar Dine vorgeworfen, sie würden lediglich Chaos verbreiten.
Bildnachweise:
www.maliweb.net
Kommentare
Kommentar veröffentlichen