Mali | Bevölkerung zwischen Angst und Zorn

Unterdessen richten sich die
Rebellen und Islamisten in den eroberten Städten ein – zunächst durch offenen
Vandalismus der Milizen, durch Besetzung von Verwaltungsgebäuden und sogar das
Sprengen von Bankgebäuden und die Zerstörung von Restaurants und Hotels (so
z.B. in Gao) – da dort entgegen den streng islamischen Regeln Alkohol
ausgeschenkt wird. Neun Soldaten der offiziellen malischen Armee haben in Gao
ihr Leben lassen müssen. Frauen werden angehalten, sich zu verschleiern und nur
noch Röcke zu tragen.
Die Rebellion ist deshalb
überlegen, weil sie über schwere, moderne Waffen verfügt. Diese haben Söldner
aus Libyen aus dem Waffenarsenal Gaddafis entnommen und seit August 2011
Richtung Süden transportiert.
Die UNO hat heute den Putsch
in Bamako scharf verurteilt. Die CEDEAO (westafrikanische Wirtschaftsunion) hat
gestern ein landesweites Embargo verhängt. Banken sind geschlossen, Gelder
werden eingefroren, Grenzen zu den Nachbarländern sind gesperrt usw. Dieses
Embargo trifft die Bevölkerung hart und setzt die Putschisten weiterhin unter
Druck, die Regierungsgeschäfte unverzüglich an eine zivile Regierung zu
übergeben.
Der Generalsekretär der Ev.
Allianz in Mali teilte mir heute morgen telefonisch mit, dass die Bevölkerung
dieses Embargo nicht nachvollziehen und auch nicht lange durchhalten kann.
Die Putschisten haben bereits ein Einlenken signalisiert und die Malier
hoffen, dass die CEDEAO endlich agiert und nicht Embargos verhängt. Die Situation
geht eindeutig zu Lasten der zivilen Bevölkerung. Humanitäre Hilfeleistung wird
immer schwieriger. Ganze Regionen leiden schon jetzt wegen der Ernteausfälle im
letzten Jahr unter einer Hungersnot, so mein Gesprächspartner. Außerdem fragt
man sich, warum die malische Armee sich nicht gewehrt und zumindest versucht
hat, die Rebellen militärisch aufzuhalten. Der Grund liegt wohl u.a. in den
veralteten Waffen und der Aussichtslosigkeit eines militärischen Erfolgs.
Zu hoffen ist, dass die
Putschisten schnell reagieren, dass die CEDEAO das Embargo aufhebt und die
diplomatischen und wenn nötig militärischen Hilfsmaßnahmen seitens der
westafrikanischen Nachbarländer und der UNO anlaufen können.
Erfolgversprechende Gespräche sind wohl zzt. nur mit der MNLA (s.o.) möglich
und auch nur dann, wenn der Siegeszug der Rebellion sich nicht weiter nach
Süden verschiebt. Die Situation in Mali bleibt sehr angespannt und
kritisch.Dem Land droht eine territoriale Spaltung in Nord und Süd - so wie
dies vor einigen Monaten im Sudan der Fall war.
Gebet ist dringend notwendig.
Alle Beteiligten auf nationalem und internationalem Parkett müssen sich schnell
auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.
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