Mali - digitale Technologie, junge Generation und Kirche

Fast alle Jugendlichen in Mali verfügen über ein Smartphone und einen entsprechenden Internetzugang, der einfach über Prepaid-Karten ermöglicht wird. Die Jugendlichen verbringen viel Zeit damit, mit dem Smartphone im Internet zu surfen. Die Nutzung digitaler Technologien hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Die Chancen und Risiken sind in Mali ähnlich wie in anderen Gesellschaften. Ich wollte von Noé D. wissen, wie er den Umgang mit digitalen Medien und neuen Technologien speziell im kirchlichen Bereich einschätzt. Noé ist seit Jahren kreativer Medienmacher und Mitorganisator christlicher Veranstaltungen. Er ist Künstler, Dichter und Musiker, Solist und Chorleiter. Noé verfügt über viele Fähigkeiten, die für die Bearbeitung und den Einsatz von Software notwendig sind. Zusammen mit Freunden betreibt er ein Tonstudio in der malischen Hauptstadt Bamako, in dem er eigene Produktionen und die seiner Freunde aufnimmt. Bei der Gestaltung seiner Medien wie Werbeclips oder Musikvideos setzt er neben klassischer Software auch KI-gestützte Techniken ein. Ich habe ihm einige Fragen gestellt, die er mir schriftlich beantwortet hat.

Alfred: Hallo, guten Tag, Noé. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, meine Fragen zum Einsatz digitaler Technologien in Mali zu beantworten.


Noé: Selbstverständlich, "Papa Alfred". Ich beantworte Deine Fragen sehr gerne, weil mich das Thema sehr interessiert und es sehr spannend ist.

Alfred: Welche Medien, analog oder digital, werden derzeit in den Kirchen in Mali verwendet?

Noé: Die Kirchen in Mali nutzen hauptsächlich Radio und Fernsehen als analoge Medien. Es gibt einen sehr aktiven evangelischen Radiosender in Bamako (der Hauptstadt). Es gibt auch mehrere Radiosender im Landesinneren, die zu 100 Prozent evangelikal sind und der Kirche bei Evangelisation, Lehre und Erbauung helfen. Im Bereich der digitalen Medien erleben wir einen Aufschwung. Viele Kirchen nutzen das Internet und insbesondere soziale Netzwerke wie Facebook, Whatsapp und TikTok, und es ist nicht ungewöhnlich, dass Kirchen eine YouTube-Seite oder sogar ein Online-TV auf YouTube haben.

Alfred: Was wird durch diese Medien transportiert?

Noé:
Die Medien transportieren Botschaften, Predigten, christliche Musik, Informationen über Aktivitäten der Gemeinde und oft auch des Landes.

Alfred: Wozu nutzen Jugendliche digitale Plattformen in ihrem Alltag?

Noé:
Digitale Plattformen sind aus dem Alltag junger Menschen nicht mehr wegzudenken. Sie dienen verschiedenen Zwecken, z.B. um Freunde zu finden, über aktuelle Ereignisse, Trends usw. auf dem Laufenden zu bleiben, sich zu unterhalten, seine Aktivitäten bekannt zu machen, Geld durch den Verkauf zu verdienen, aber auch um zu recherchieren, Vorträge zu hören, Musik zu hören, auf dem Laufenden zu bleiben, was jenseits der Grenzen passiert.

Alfred: Ist das Bedürfnis nach Selbstdarstellung (ich will von der Öffentlichkeit gesehen werden) in Mali seit dem Aufkommen der digitalen Medien gewachsen?

Noé:
Ja, das Bedürfnis nach Selbstdarstellung hat stark zugenommen. Die Talentiertesten nutzen ihr Talent, ihren Stil, ihre Ressourcen oder auch ihre Schönheit, um eine starke Community aufzubauen und ihre Follower zu beeinflussen, im Guten wie im Schlechten.

Alfred: Welche Konsequenzen hat das für die Gesellschaft?

Noé:
Meiner Meinung nach sind die negativen Folgen: eine starke Abhängigkeit von den sozialen Netzwerken, ein Ausgeliefertsein an die Perversionen der Welt und damit an die Tendenzen dieses Jahrhunderts. Eine zerstreute, unkonzentrierte Jugend.

Alfred: Welche digitalen Kommunikationsmittel benutzt Du als christlicher Künstler und Medienschaffender?

Noé: Ich benutze WhatsApp, um mit meinen Mitarbeitenden in Kontakt zu bleiben, und Facebook, Instagram und TikTok, um zu teilen, was ich an musikalischen, evangelistischen und christlichen Inhalten weitergeben möchte. Sie helfen mir auch, meine Gemeinschaft zu erweitern und einen Einblick in die Arbeit anderer zu bekommen. Da sie ein größeres und billigeres Portal sind, helfen sie mir auch, auf dem Laufenden zu bleiben. Ich benutze YouTube, um meine Produktionen mit anderen zu teilen.

Alfred: Wie nutzt Du als christlicher Künstler und Betreiber eines Tonstudios die Möglichkeiten der KI?

Noé:
Ich benutze KI für Recherchen bei der Entwicklung meiner künstlerischen und kulturellen Projekte, manchmal, um meine Texte redaktionell und stilistisch zu bearbeiten, oder um einzigartige Illustrationen zu meinen Themen zu erstellen.

Alfred: Welche Möglichkeiten gibt es, digitale Plattformen für die missionarische Arbeit zu nutzen?

Noé:
Heutzutage sind die Möglichkeiten der Plattformen enorm. Entscheidend ist, dass man die Werkzeuge und sein Thema beherrscht. Plattformen können genutzt werden, um Inhalte zu erstellen, die auf bestimmte Ziele ausgerichtet sind, oder für Informationszwecke, die den Bedürfnissen und realen Problemen entsprechen, mit denen die Nutzer in ihrem täglichen Leben konfrontiert sind. Dies kann durch die Gestaltung von Online-Sendungen, Live-Sendungen, Posts, Filmen und anderen Illustrationen erreicht werden.

Alfred: Worin besteht der Mehrwert der analogen Kommunikation?

Noé:
Analoge Kommunikation erreicht eine sehr spezifische Zielgruppe. Es gibt Menschen, die keinen Internetzugang haben und sich kein Smartphone leisten können, die stattdessen Radio hören oder einen Fernseher in Reichweite haben. Informationen, die auf diesem Weg ankommen, sind oft glaubwürdiger als solche, die über soziale Netzwerke verbreitet werden.

Alfred: Stimmt es, dass die übermäßige Nutzung digitaler Medien in Mali zu sozialer Entfremdung führt?

Noé:
Ja, es stimmt, dass die exzessive Nutzung digitaler Medien ohne Kontrolle das Verhalten der Menschen negativ beeinflussen und sich negativ auf die Gesellschaft auswirken kann.

Alfred: Wie können Jugendliche in Mali der Gefahr entgehen, von den Medien manipuliert zu werden?

Noé:
Um der Manipulation durch die digitalen Medien zu entgehen, muss man lernen, wie man sie nutzt. Man braucht ein solides spirituelles und pädagogisches Fundament. Es wäre wichtig, nicht alles für wahr zu halten, sondern alle Informationen einer Analyse zu unterziehen. Es ist auch wichtig, wählerisch zu sein, welche Seiten man abonniert, wen man als Freunde akzeptiert und wem man folgt.

Alfred: Was schlägst Du vor, um den Nutzern der digitalen Medien ein schärferes Urteilsvermögen zu vermitteln?

Noé:
Der Bedarf an Ausbildung ist offensichtlich. Eine Ausbildung durch Medienprofis, die Werkzeuge zur Analyse und Kritik vermitteln, um mit Fake News umgehen zu können. Man muss wissen, woher die Information kommt, wer sie verfasst hat, welche Plattform sie wann veröffentlicht hat.

Alfred: Hast Du weitere Anmerkungen oder Aspekte, die Du in Bezug auf die Nutzung der Medien hervorheben möchtest?

Noé:
Trotz ihrer Gefahren sind die Medien mächtige Instrumente, um eine Gemeinschaft zu verändern. Die Produktion von qualitativ hochwertigen Inhalten in den Sprachen, die von den Zielgruppen gesprochen werden, kann helfen, eine positive Wirkung zu erzielen.

Vielen Dank, Noé, für deine Antworten und Einblicke. 

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