Mali | Mutige Frauen trotzen dem Terror

 
Die Frauen aus dem Dogonland, die auf dem Foto zu sehen sind, haben über 12 km zu Fuß zurückgelegt. Sie haben einem Schlachtfeld getrotzt. Während eines Angriffs auf der Höhe des Bahnhofs von Songho, ihrem Heimatdorf im Zentrum des Dogonlandes, haben sie sich trotz heftiger Schusswechsel auf den Weg zum Verwaltungsgebäude des Gouverneurs von Bandiagara gemacht, um ihrem Überdruss wegen der ständigen Angriffe auf die RN15 demonstrativ Ausdruck zu verleihen. Die Nationalstraße 15 ist die Hauptverkehrsachse zwischen dem östlich gelegenen Sévaré und den strategisch wichtigen Orten und Märkten des Dogonlandes. Auf dieser Straße fahren Busse und Lebensmitteltransporter, die die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Das Dogonland grenzt östlich an das Arbeitsgebiet der Allianz-Mission und ihrer Partnerorganisationen (einer NGO und einem Kirchendistrikt) an. Viele der Gemeindeglieder in unseren Partnergemeinden sind selber Dogon und daher von den Schreckensnachrichten besonders betroffen. Bei jeder neuen Nachricht müssen sie befürchten, dass es eines ihrer Heimatdörfer oder ihre Familien betrifft.
In der Vergangenheit sind mehr als dreißig Händler aus dem Dorf Songho bei lebendigem Leib verbrannt worden. Die Empörung unter der Bevölkerung war groß. Daraufhin wurden seitens der Armee Versprechungen gemacht, die Achse zwischen Sévaré, Bandiagara und Bankass zu sichern und das Gebiet von terroristischen Bedrohungen zu säubern. Seitdem wurde nichts getan. Die Angriffe gehen weiter und auch die Trauer um die Opfer will nicht aufhören. Fast alle drei Tage oder weniger gibt es Angriffe. Mehr als 200 Menschen aus der Gegend befinden sich als Geiseln in den Händen der Terroristen. Bei einem Angriff auf den Bahnhof von Songho wurde kürzlich eine weitere Person getötet. Ein Reisender, der dem Terror entfliehen wollte und sich auf dem Weg zurück zu seinem Arbeitgeber machen wollte, wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Das war am 4. Juli.
Den Frauen des Dorfes war das genug. Sie beschlossen, einen Protestmarsch zu organisieren. Die meisten von ihnen sind Witwen. "Wie können die Dorfgemeinschaft und unsere Familien ohne unsere Männer überleben? Unsere Männer, unsere Kinder und unsere Mütter werden getötet. Wer wird uns schließlich ernähren? Wer soll uns alte Frauen begraben, wenn die Männer getötet werden?" - Das sind ihre bedrängenden Fragen, die aus der Tiefe ihrer betroffenen Herzen und aus den verstaubten Kehlen nach außen explodieren. Ob die Botschaft beim Gouverneur angekommen ist? 
Die Aktion der mutigen Frauen ist eine Botschaft an alle. Die Verbindungsstraße zwischen Sévaré und Bandiagara ist für uns schlimmer als das Mittelmeer, sagen die Betroffenen aus der Region. Und wir müssen es allen laut sagen, was hier gerade passiert. Während sie Frauen in Bandiagara demonstrieren, werden fast zeitgleich ihr Dorf und Passanten auf der Straße Richtung Bankass erneut attackiert Wieder sind Todesopfer zu beklagen. "Das, was wir sagen und hinausschreien ist eine Frage, die über Leben und Tod entscheidet", so lesen wir in den Depechen der Betroffenen.
Solche notvollen Berichte von Menschen aus dem Dogonland in Mali erreichen uns fast täglich, sei es über die Medien oder aus der Feder von Mitarbeitern und Freunden.
Unsere Bewunderung gilt den mutigen Frauen, die sich der Gefahr von Attacken und Terror aussetzen und so ihrem Hilfeschrei nach Frieden und verantwortlichem politischen Handeln Ausdruck verleihen. Es ist in den letzten Jahren während politischer Krisen des Öfteren vorgekommen, dass Frauen mutig auf die Straße gegangen sind, einmal sogar bis zum Präsidentenpalast in Bamako-Kolouba. Die Probleme entstehen in den Köpfen hartherziger und eigenmächtiger Eliten und in den Camps der bis an die Zähne bewaffneter Milizen. Gelöst werden Krisen meist erst dann, wenn die Basis die Faust in der Tasche ballt und schreiend auf die Straße geht, wenn die Menschen Dampf machen, damit die Energie entsteht, die Politiker zu verantwortlichem Handeln zwingt.
Wir hoffen auf Frieden für Mali, dieses seit Jahren geschundene Land.

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