Mission ist wie Jazz

sind, erkennen wir am ehesten wer Gott ist – ein liebender, das Leben erhellender Gott, der dynamisch und kreativ als „Künstler auf Welttournee“ im Weltgeschehen unterwegs ist. Gott verfolgt dabei ein großes Ziel. Die gesamte Schöpfung und jeder einzelne Mensch sollen von seiner Liebe bewegt werden und zurückfinden in die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott.
Es ist unumstritten, dass das Konzept der Mission ein zutiefst
biblisches und göttliches Anliegen ist. Dennoch wird es kritisiert, außerhalb
und innerhalb des christlichen Spektrums. Aus empirischer Sicht hat die
nachweisliche Verbindung der christlichen Mission mit der Geschichte des
imperialistischen Kolonialismus und der europäischen Eroberungsgeschichte die
Missionsbewegung in erhebliche Erklärungsnot gebracht. Mission wird als kulturzerstörende
und eurozentristische Bewegung angesehen. In Theologenkreisen und an Universitäten wird Missionswissenschaft relativierend durch Begriffe wie interkulturelle Theologie, interreligiöser Dialog, Ökumenik u.a. ersetzt.
Auch der Begriff des Jazz war zunächst umstritten. Von den afroamerikanischen Musikern wurde er kritisch gesehen, da die amerikanische weiße Mastergesellschaft die Jazzmusik als „rhythmischen, anzüglichen Lärm“ betrachtete, hervorgegangen aus den niedrigen sozialen und ethnischen, meist afrikanischen Schichten, der im Gegensatz stand zu der harmonischen, zivilisierten Musik der westlichen Kulturräume. Jazz ist aus der afroamerikanischen Tanztradition (ragtime) entstanden, geprägt von dialogischer Atmosphäre (call and response), vom rhythmischen Händeklatschen, vom Stampfen der Füße und von im Westen unbekannten Blues-Tonleitern. Der Begriff selber stammt aus der Welt des Sports. Ein Baseballspieler namens Ben Henderson hatte 1912 seine ungewöhnliche und die gegnerischen Teams in Erstaunen und Ratlosigkeit versetzende Wurftechnik als Jazz bezeichnet. Erst 1914 benutzen Ragtime- und Swingbands den Begriff Jazz, um ihre Musikrichtung zu klassifizieren. Jazz ist jedoch keine Musiktheorie. Jazz ist ex-statisch. Jazz steht für energiegeladene mit Pep vorgetragene Musik. Der starre Blick auf das Notenblatt wird ersetzt durch eine improvisierte, tanzende musikalische Bewegung, bei der sich die Akteure auf der Bühne gegenseitig inspirieren. Erstarrte Formen werden ausgehebelt und kreativ neu bewegt.
Auch der Begriff des Jazz war zunächst umstritten. Von den afroamerikanischen Musikern wurde er kritisch gesehen, da die amerikanische weiße Mastergesellschaft die Jazzmusik als „rhythmischen, anzüglichen Lärm“ betrachtete, hervorgegangen aus den niedrigen sozialen und ethnischen, meist afrikanischen Schichten, der im Gegensatz stand zu der harmonischen, zivilisierten Musik der westlichen Kulturräume. Jazz ist aus der afroamerikanischen Tanztradition (ragtime) entstanden, geprägt von dialogischer Atmosphäre (call and response), vom rhythmischen Händeklatschen, vom Stampfen der Füße und von im Westen unbekannten Blues-Tonleitern. Der Begriff selber stammt aus der Welt des Sports. Ein Baseballspieler namens Ben Henderson hatte 1912 seine ungewöhnliche und die gegnerischen Teams in Erstaunen und Ratlosigkeit versetzende Wurftechnik als Jazz bezeichnet. Erst 1914 benutzen Ragtime- und Swingbands den Begriff Jazz, um ihre Musikrichtung zu klassifizieren. Jazz ist jedoch keine Musiktheorie. Jazz ist ex-statisch. Jazz steht für energiegeladene mit Pep vorgetragene Musik. Der starre Blick auf das Notenblatt wird ersetzt durch eine improvisierte, tanzende musikalische Bewegung, bei der sich die Akteure auf der Bühne gegenseitig inspirieren. Erstarrte Formen werden ausgehebelt und kreativ neu bewegt.
Was Jazz und Mission gemeinsam
haben.
Mission und Jazz haben drei Dinge gemeinsam: ein zentrales Thema,
kreativ agierende Interpreten und ein Ziel.
In der Jazzmusik werden sog. Jazzstandards interpretiert. Dabei handelt
es sich um ein zentrales vom Komponisten vorgegebenes Thema eines Stückes, um
das die Improvisationen und Kreationen der Musiker kreisen. Jazz ist Bewegung,
die immer schneller und dynamischer werdend das Leben in Schwung bringt. Und –
genau das ist auch Mission.
Mission ist wie Jazz keine Theorie. In der Mission basiert die
theologische Reflexion auf dem konkreten Handeln Gottes und auf dem, was er
durch seine Missionare tut. So beinhalten z.B. die paulinischen Briefe im Neuen
Testament missiologische Statements (z.B. Verteidigung des Apostolats in 1.
Kor. 9; 2. Kor. 2-4. 10), die die missionarische Praxis des Apostels
reflektieren. In der Mission setzt Gott die Standards. Er gibt das Thema vor. Mission
lebt davon, dass Gott uns bewegt und uns in die von ihm geliebte und
gleichzeitig chaotische Welt hinauskatapultiert, um das Leben unser Mitmenschen
heilvoll in Schwung zu bringen. Dabei werden wir als Nachfolger und Gemeinde Jesu
aufgefordert, uns in den Rundtanz Gottes in dieser Welt einzureihen.
Mission ist eine von kreativer,
dynamischer Bewegung geprägte Mentalität.
Mission ist aus der rhythmischen, kreativen Bewegung Gottes
entstanden. Gott ist „sich selber nicht genug“. Er geht „sendungsbewusst“ aus
sich heraus. Gott ist Licht und Liebe – Eigenarten, die ihre Wirkung in der
Zuwendung zum Gegenüber entfalten. Gott schleudert sein mächtiges Wort in die
dunkle, chaotische Weite. Gott sendet sein Wort als Auftrag an die Elemente,
sich zu formieren. Gott ruft die Welt ins Leben, ruft Menschen in seine Gemeinschaft
und beauftragt sie. Wie Jazz ist Mission Bewegung, ein globaler Rundtanz, in
den wir uns als Nachfolger Jesu einklinken. Das Konzept des Rundtanzes
(perichoresis) wurde von antiken Theologen wie Gregor von Nazianz, Cyrill und
Johannes Damascensus entwickelt. Es war zunächst darauf ausgerichtet, das
gemeinschaftliche, dynamische Verhältnis von Vater, Sohn und Geist innerhalb
der Trinität aufzuzeigen, wobei sowohl die Einheit als auch die jeweilige
Eigenart der drei göttlichen Personen betont wurde. Jürgen Moltmann u.a. haben
dieses Konzept im 20. Jh. aufgegriffen und das Konzept einer „weltoffenen
Trinität“ weiter entwickelt. Theologisch wird Mission in dieser weltoffenen
Bewegung Gottes verortet. Mission ist eine von Dynamik geprägte Mentalität,
eine Herzenshaltung, die das missionarische Wesen Gottes reflektiert. Diese im
Herzen Gottes verwurzelte Mentalität ist Voraussetzung für das konkrete,
variantenreiche, intuitiv auf die jeweilige Situation eingehende missionarische
Handeln in der Welt.
Gott ist der Komponist. Er setzt
den Standard.
Die Jazzmusik lebt davon, dass ein Thema die gesamte Darbietung
bestimmt. Dieses Thema wird von den Mitgliedern des Ensembles aufgegriffen und
kreativ-intuitiv interpretiert. Jazz lebt auch von der Improvisationsfähigkeit,
die in der Lage ist, sich, vom zentralen Thema geleitet, an neue
Herausforderungen heranzutasten. In der Mission Gottes in dieser Welt ist das
ähnlich. Gott gibt das Thema vor. Gottes Standard ist seine Liebe, die sich auf
Menschen zubewegt. Es ist seine Sehnsucht nach heilvoller Gemeinschaft, die sein
Denken und Handeln bestimmt.
Gott ist missionarisch aktiv. Er
geht eigene Wege.
Gott gibt aber nicht nur das Thema vor. Er ist nicht nur Komponist oder
Dirigent. Nein, er spielt selber mit. Er reiht sich ein in das Ensemble und
steht in unmittelbarem Blickkontakt mit uns, den Gesandten. Er zwinkert uns zu
und signalisiert damit, wann wir losgehen und unserem Instrument die besten
Töne entlocken sollen. Manchmal ist Gott jedoch auch als Solokünstler
unterwegs, alleine sich vortastend in Bereiche, wo die anderen bisher einen
Bogen herumgemacht haben, und wo es schwierig war, einen kreativen Zugang zu
finden. Dabei wählt Gott als der erste Missionar oft Wege und Bühnen, die für
uns als Jünger Jesu oder christliche Organisationen unzugänglich sind. Er geht
missionarische Wege, von deren Existenz wir keine Ahnung haben. Es sind die
Wege, die durch die katastrophalen Wirren der Natur- und Menschheitsgeschichte
führen, in die Höhen und Tiefen der Politik, durch Revolutionen und die Schicksale
von Völkern, deren Einordnung unseren Horizont übersteigt. Hier geht er auf
krummen Wegen gerade aus und bereitet Zugänge vor, die wir als seine Nachfolger
missionarisch nutzen. Gott verfolgt neben, unter und über uns auch seine ganz
eigene Mission. Und dort wo er uns mitnimmt, uns nachvollziehbar vorausgeht, da
gibt es genug zu tun.
Die Schöpfung ist die erste
missionarische Handlung des dreieinigen Gottes.
Im Schöpfungsgeschehen (Gen 1-2) bricht die dynamisch kreative Kraft
Gottes auf, um das Nichts zu beleben, die Dunkelheit zu erleuchten und Räume
der Gemeinschaft zu schaffen. Gottes Mission ist auch, aber nicht in erster
Linie, eine Reaktion (Antwort) auf die Sünde des Menschen. Sie ist vor allem
Ausdruck seiner selbstbewussten kreativen, dynamischen Liebe, in Wort und
Aktion.
Die Mission Gottes setzt sich im
Geschichtshandeln fort.
Menschen werden von Anfang an in das kreativ-kulturelle Handeln Gottes
einbezogen (Gen 1,22.26ff). Selbst im dunkelgewordenen Paradies macht sich Gott
selber auf die Suche nach Menschen (Gen 3,8.9). Gott handelt in der Geschichte souverän
mit und an Menschen. Er rettet Noahs
Familie und startet als treuer Erhalter allen Lebens neu durch (Gen 8-9). Gott
beruft Abraham (Gen 12), den Vater
vieler Völker und sendet ihn in ein unbekanntes Land. Die partikulare Berufung
des Abraham mündet in den universalen Segen Gottes, von dem alle Nationen
profitieren werden. Er beruft und sendet Mose,
als Avantgarde geistlicher, politischer, wirtschaftlicher und nationaler
Befreiung (Ex 3). Gottes Mission bezieht die Berufung von gesalbten Königen ein, die im politischen Umfeld Recht und
Gerechtigkeit umsetzen sollen. Selbst Herrscher,
die nicht zum erwählten Volk gehören, gebraucht Gott, um seine Mission
fortzuführen (z.B. Kyros in Esra 1,1ff). Gott beruft und sendet Propheten, die sozialkritisch das
fromme, wirtschaftliche und politische Umfeld beleuchten (z.B. Amos und Hosea).
Das alles gehört zur Mission Gottes in dieser Welt. Mal sind es die
leisen Töne einer Klarinette, die das Thema vorgeben und das sensible Suchen
nach dem Sündenfall sowie den Neuanfang nach der Sintflut kennzeichnen. Mal ist
es die jazzrockige Welle von Nebel und Feuer, die die spürbare, belebende
Gegenwart Gottes im Exodus und in der entbehrungsreichen Wanderung durch die
Wüste bezeugen. Ein anderes Mal ist es der wilde improvisierte kritische Schrei
der Trompete, der die Machthaber und die fromme Elite zur Raison ruft.
Alle Varianten des göttlich missionarischen Handelns werden von dem
einen immer wiederkehrenden Grundthema bestimmt – von seiner ganzheitlichen Liebe
zu Menschen und von seiner Sehnsucht nach Gemeinschaft.
In der missionarischen Sendung
Jesu Christi läuft Gott zur Hochform auf.
Die Blicke des Bassisten, des Schlagzeugers, des Trompeters sind den
Rhythmus haltend auf den Pianisten gerichtet. Jetzt kommt sein großer Auftritt.
Es ist die Zeit für eine neue, belebende Interpretation. Die bisherigen
Akteure, die Propheten und Könige treten einen Schritt zurück. Die Scheinwerfer
werden neu ausgerichtet. Der Sohn des Höchsten selber tritt ins Rampenlicht und
bearbeitet den missionarischen Jazzstandard neu, nicht halbherzig, und nicht
nur aus der Not geboren, sondern aus Überzeugung und gekonnt mit aller ihm zur
Verfügung stehenden Leidenschaft. Gottes Mission mündet in die Sendung seines
Sohnes Jesus Christus in diese Welt (Joh 1,14; 3,16). Hier zeigt sich Gottes
ganze Liebe zur ganzen Welt – wortstark, tatenreich, diakonisch konkret, alltäglich
und wundervoll, spirituell und sozialkritisch, in der Mitte und am Rand, im
Umgang mit Meinungsmachern und Führern, in der Zuwendung zu Blinden, Armen und
Ausgestoßenen, in Anerkennung und Abwendung, im Triumpf und im Leiden, im Sieg
des Lebens über den Tod.
Jesus erklärt selbst- und sendungsbewusst, dass der Weg zurück zum
Vater nur in der Gemeinschaft mit ihm zu finden ist (Joh 14,6). Das klingt
definitiv exklusiv und anspruchsvoll. In Jesus wird das große Thema der
göttlichen Mission Person, alternativlos, nicht verhandelbar, skandalös für die
meisten, heilvoll für die anderen. In Jesus Christus gibt es Hoffnung im Leben,
Heil und Heilung, Vergebung der Schuld und ewiges Leben.
Die Mission Jesu ist gleichzeitig multiplikatorisch. Sie bezieht
Menschen mit ein. Unsere Mission nimmt teil an der großen Mission des Vaters,
des Sohnes und des Geistes (Joh 20,21-22). Jesus beruft Jünger, die er
anleitet, die er lehrt und denen er das Reich Gottes vorlebt. Die
vorösterlichen Sendungsworte Jesu an seine Jünger machen deutlich: Die Predigt
vom Reich Gottes, das Heilen von Kranken und das Austreiben von Dämonen sind
gleichwertige Aspekte der Mission Jesu und seiner Jünger (Mt 10, 7-8par).
Die Jünger sind es, die später apóstoloi (griech.) (dt. Sendboten, lat.
apostoli (Vulgata), seit 17. Jh. missionarius) genannt werden. Missionare bzw.
Apostel sind von Gott und seiner Gemeinde zur Erfüllung einer konkreten Aufgabe
beauftragte und bevollmächtige Boten.
Im Jazz macht das facettenreiche, mitreißende, das Grundthema neu in
Erinnerung rufende Spiel des begnadeten Pianisten den Weg frei für den Auftritt
der anderen Bandmitglieder. Jeder einzelne von ihnen hat neu begriffen, um was
es geht. Jeder wird als begnadeter Musiker und neu belebt seinen Platz suchen
und einnehmen. In diesem Sinne sendet Jesus seine Jünger in die Welt (Mt
28,19-20; Mk 16, 15; Apg 1,8).
Nachfolger Jesu sind
Bandmitglieder in Gottes Mission.
Gottes schöpferische Handeln in der Geschichte und die Mission des
Sohnes Gottes zum Heil aller Menschen sind die großen Themen der jazzigen,
bewegten Mission Gottes in der Welt. Gleichzeitig zeigen sie die vielfältigen
Facetten und musikalischen Wege auf, die möglich sind. Wenn Jesus uns in seine
Nachfolge beruft, uns mit seinem Geist beschenkt, uns mit Talenten und Gaben
ausstattet, dann tut er es, damit wir kreativ, als Solokünstler und Mitglieder
eines musikalischen Kollektivs alles aus uns herausholen. Jeder von uns ist als
Nachfolger Jesu auch ein gesandter Zeuge der Gnade und Liebe Gottes – ob nun zu
Hause oder in weit entfernt liegenden geographischen Räumen. Jeder wird mit all
der ihm zur Verfügung stehenden Leidenschaft und Kreativität die Liebe Gottes
zur Welt, die im Leben und Tod Jesu ihren dramatischen Höhepunkt feierte,
hinausposaunen, hinaustrommeln, hinausschreien. Jeder wird sich
hinauskatapultieren lassen an den Ort, wo er mit seinem Talent Staub
aufwirbelt, den Rundtanz Gottes fortsetzt und seinen Beitrag leistet. Gottes
Liebe und Kreativität münden in eine tanzende missionarische Bewegung, die bis
heute andauert und an der wir als Nachfolger Jesu teilhaben. Pioniermissionare
trommeln an einsamen Orten und müssen erst geeignete Mitspieler finden. Missionare
versuchen in ihnen fremden Räumen das zentrale Thema mit neuen Rhythmen, neuen
Denkweisen und Weltbildern, mit neuen Musikern, mit fremden Partnern in der
interkulturellen Kooperation und mit ihnen bisher unbekannten Instrumenten, mit
neuen Methoden und Vorgehensweisen verständlich zur Geltung zu bringen. Dieser
Prozess ist kein Selbstläufer, sondern er erfordert hartes Training, Empathie
und den Mut, nach Fehltritten neu zu starten. Missionare benötigen deshalb eine
enge Beziehung zu Jesus Christus als Auftraggeber und Vorbild, einen festen
Charakter, eine realistische Selbstwahrnehmung und eine professionelle
Vorbereitung auf ihre Arbeit, weil die Anforderungen im interkulturellen Dienst
höher sind als in einem Umfeld, wo die meisten Menschen der gleichen Kultur
angehören und wo man sich zu Hause fühlt.
Jazz lebt von der multikulturellen Vielfalt, vom crossover der
Traditionen. Instrumente aus unterschiedlichen Kulturräumen, wie
Blechinstrumente aus Europa und mit Leder überzogene Bongos aus Afrika, finden
Verwendung. Unterschiedliche Musiktraditionen bringen vielfältige Variationen
hervor. So ist es auch in der interkulturellen Missionsarbeit. Auch hier prägen
unterschiedliche konfessionelle Hintergründe und Prägungen oder theologische
Konzepte die gemeinsame Arbeit. Wir lernen voneinander. Unsere Teams sind bunt.
Ihre Mitglieder denken und handeln unterschiedlich, die einen
personenorientiert und zyklisch, die anderen projektorientiert und linear. Es
ist eine Kunst, den gemeinsamen Rhythmus zu finden und beizubehalten. Die
Herausforderungen in den verschiedenen Arbeitsgebieten und Kulturen sind vielfältig,
und heute anders als noch gestern. Missionare sind freie Menschen (1 Kor 9,1).
Sie benötigen Freiräume für kreative Zugänge, was die praktischen Methoden
angeht (1 Kor 9,19-23). Diese dürfen nicht vorgeben werden, sondern sie müssen
sich im Kontext der konkreten Arbeit vor Ort entwickeln. Gestern noch waren es
die attraktiven von der Gemeinde organisierten Open-Air-Veranstaltungen
(Vorträge, Filme, Konzerte), die Menschen angesprochen haben, und heute sind es
gesellschaftsrelevante Zugänge und die Mitarbeit in säkularen Strukturen
(Schulen, Unternehmen, Vereine). Die Bühne, wo die improvisierten Variationen
des Missionsauftrages Form annehmen, sind die lokalen, konkreten Kontexte, in
denen wir unterwegs sind. So ist z.B. die Idee zum Aufbau einer theologischen
Fachschule im malischen Bamako nach dem Mittagessen auf einer Holzbank in
Südafrika entstanden, wo Missionare und Pastoren aus Mali an einer
Missionskonferenz teilnahmen. Die Grundfrage, die im Raum stand lautete: Wie
können wir als Theologen in Mali die missiologische Ausbildung fördern und zur
Verbreitung des Evangeliums beitragen? Die malische Situation wurde im Kontext
der auf der Konferenz weitergegebenen Impulse reflektiert. So ist eine
tragfähige Vision entstanden, die dann im Laufe der nächsten zwanzig Jahre
Schritt für Schritt verwirklicht wurde. Auf diese Weise wurde das Thema des
Missionsauftrages (… lehret alle Völker aus Mt 28) neu interpretiert und
konkretisiert. Dabei hat keiner von uns auf einen speziellen von außen
kommenden Auftrag aus einem missionsgesellschaftlichen Headquarter gewartet.
Jazz ist eine faszinierende Musikrichtung. Jazz ist ein Lebensgefühl.
Mit der Mission, so wie wir sie im biblischen Zeugnis wahrnehmen, ist das
genauso. Es gibt als Christ nichts Faszinierenderes als sich in das
missionarische Unterwegssein Gottes in dieser Welt einzuklinken. Hier ist der
Raum für Erfahrungen und Gedanken, die ganz nah am Herzen Gottes liegen.
Alfred Meier, Allianz-Mission