Kirchenkritische Worte vom Erzbischof Carlo Maria Martini



"Die katholische Kirche agiert noch wie vor 200 Jahren. Unsere Kirchen sind groß und leer, unsere Bürokratie wird immer größer, unsere Bräuche sind aufgeblasen und unsere Gewänder pompös."
Das sind die kritischen Worte des am 31.8.2012 verstorbenen Mailänder Bischofs Carlo Maria Martini, der einst als Kandidat für die Nachfolge von Papst Johannes Paul II. gehandelt wurde. Das Zitat stammt aus einem Gespräch, das er im August mit einem bekannten Jesuitenpriester führte. Das Interview wurde nun von der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlicht.

Die Worte des Bischofs spiegeln die Tatsache, dass die Kirche als eine  Institution wahrgenommen wird, die sich auf jahrhundertealte Traditionen stützt und ihre Institution um jeden Preis erhalten will. Dabei riskiert sie, für die Gesellschaft bedeutungslos zu werden. Die Frage nach der Bedeutsamkeit für die Menschen heute muss sich aber nicht nur die katholische Kirche stellen. Auch für die unter den Freikirchen, für die ausgefeilte, attraktive Programme und ein pompöses Gemeindezentrum einen wesentlichen Teil ihrers Selbstverständnisses ausmachen, besteht die Gefahr, lediglich aufgeblasen zu wirken. Professionelle Organigramme und repräsentative Strukturen und gut eingerichtete Gebäude lenken nur allzu oft von der Tatsache ab, im Eigentlichen versagt zu haben - nämlich darin, Gottes Wort zu den Menschen zu tragen, nachhaltige Beziehungen zu Nichtchristen aufzubauen und gesellschaftliches Leben mitzugestalten,


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