Pfingsten - Fest des Aufbruchs

Als an Pfingsten der Geist Gottes über den Köpfen der Menschen schwebte und in ihre Herzen eindrang, geschah dies trotz der vorherigen Ankündigung Jesu auf eine eher unsensible, fast überfallartige Weise. Der Einbruch des Heiligen Geistes in das Leben der Jünger Jesu veränderte ihr Denken und Handeln radikal. Aus Angsthasen wurden mutige Bekenner, aus einer zurückhaltenden Minderheit wurde eine weltweite Bewegung. Die Jesus-Bewegung basierte auf einem geistlichen Aufbruch, der seinesgleichen sucht. Sie verdankte ihren Erfolg nicht den wenigen Jüngern und Aposteln, die der historische Jesus berufen hatte. Der Erfolg lag darin, dass die apostolische Mentalität, das Evangelium zu bezeugen, nicht an kirchlichen, generationellen oder soziologischen Grenzen Halt machte. Apostelgeschichte 2,17 weist auf diese ungewöhnliche Horizonterweiterung hin: „Am Ende der Zeiten‹, sagt Gott, ›werde ich meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Dann werden eure Söhne und eure Töchter prophetisch reden; die Jüngeren unter euch werden Visionen haben und die Älteren prophetische Träume.“ An prophetisches Reden und an Visionen, die nicht aus ellenlangen Sitzungen hervorgehen, sondern in Träumen vom Geist Gottes bewirkt werden, daran müssen sich die abgekühlten Kirchen in Europa erst wieder gewöhnen. 

Die christliche Gemeinde in Jerusalem lebte ihren Glauben mutig und offen, was Widerstand hervorrief. Ihre Anführer wurden vor Gericht gezerrt. Das beispielhafte Leben in der Gemeinschaft beeindruckte die Mitmenschen. Wahre Ekklesia ist die Gemeinschaft der Herausgerufenen, derer, die als Verkündiger, Gestalter und Versöhner Verantwortung für ihre Gesellschaft übernehmen, im geistlichen wie im sozialen Bereich.
In den ersten Jahrzehnten waren es vor allem sogenannte Laien, ganz normale Christen, Frauen und Männer, Kaufleute und Militärs, die in den Weiten des Mittelmeerraumes für das Evangelium eintraten, als Botschafter, als Gemeindegründer, als Zeugen und manchmal als Blutzeugen (Märtyrer), die für ihr normales, radikales Christsein mit dem Leben bezahlten. Es war eine inkarnatorische, eine Christus-ähnliche Bewegung. Inkarnatorisch zu leben bedeutet, die Welt und ihre Umstände anzunehmen, sich in sie hineinzubegeben und dort geisterfüllt Christ zu sein.
Organisation und Management standen nicht am Anfang der Bewegung, sondern waren eine Folge. Am Anfang der Bewegung standen das strategische Programm Jesu (Apg 1,8) und der Geist Gottes, der grenzenlos seine Dynamik entfaltete und Menschenherzen durchflutete. Der demografische Wandel in Europa, der Rückgang der Gemeindemitgliederzahlen, der sich abzeichnende Rückgang der finanziellen Unterstützung für die Missionsarbeit und der Mentalitätswandel hin zu einer pessimistischen Weltsicht lassen die durchschlagenden Optionen schwinden.
Wir stellen fest, dass es immer schwieriger wird, das Anliegen der Weltmission in der Mitte der Gemeinden zu platzieren und aus der Gemeinde heraus Menschen für ein weltmissionarisches Engagement zu gewinnen. Wir beobachten, dass Christen aus dem Globalen Süden bzw. internationale Gemeinden selbstbewusst auftreten und zunehmend Verantwortung übernehmen. Dies ist auch eine Folge bzw. eine Frucht des jahrzehntelangen Engagements westlicher Kirchen. 

Wie reagieren die traditionellen Missionsorganisationen? Angesichts dieser Entwicklungen setzen sie verstärkt auf effektives Management, indem sie sich als Organisationen so aufstellen, wie es die neuen Zeitgeister und Trends von ihnen verlangen, indem sie sich z.B. auf die digitale Lebenswelt konzentrieren, wo sie als westliche Akteure noch einen gewissen Kompetenzvorsprung haben, oder indem sie weltmissionarische Multidirektionalität durch Netzwerke und neue Partnerschaften ermöglichen.
Diese Optionen spiegeln die neue Rolle in der Weltmission wider, manchmal aber auch einen Überlebenskampf auf dem weltmissionarischen Markt, begleitet von einem aufkeimenden Aktionismus und der Suche nach den letzten personellen und finanziellen Ressourcen. Wer diesen Kampf verliert, der fusioniert oder demissioniert
Ich bin fest davon überzeugt, dass der managerhafte Umgang mit unserer neuen Rolle, oder die Anpassung an generationsbedingte Mentalitäten zu kurz greifen. Letztlich steht und fällt unser missionarisches Engagement mit Menschen, die sich vom Geist Gottes berühren und bewegen lassen, die sich unabhängig von ihren Befindlichkeiten und Erwartungen auf den Weg machen. Es sind Menschen, die bereit werden, das vom Geist Gottes gewirkte alternative Leben in der Nachfolge Jesu zu wagen, ganz gleich, ob sie damit im Trend liegen oder nicht. Die Frage, ob ich mir meinen Platz in der Weltmission in letzter Konsequenz vorstellen kann, ob es mir passt, ob es meinen Erwartungen entspricht, ob es leistbar ist, ob die Rahmenbedingungen stimmen, all das ist letztlich von untergeordneter Bedeutung für einen Menschen, den der Geist Gottes wachgerüttelt, mobilisiert und auf den Weg geschickt hat. Für einen solchen Aufbruch lohnt es sich zu beten. Es macht einen großen Unterschied, ob man einem Menschen in die Augen schaut, der abwägend und sich absichernd in die Zukunft blickt, oder ob wir es mit einem Menschen zu tun haben, dem man anmerkt, dass der begeistert ist, Teil der abenteuerlichen Bewegung Gottes in der Welt zu sein. 

Heiliger Geist, wir bitten dich: Komm, weite unser Denken, nimm die Ängste, befreie uns, bewege uns!

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