Mali | mal wieder ein Militärputsch

Am 18. August ist der demokratisch gewählte Präsident Malis samt seiner Regierung vom Militär aus dem Amt gejagt worden. Begleitet wurde der Putsch von Plünderungen, vorwiegend der Häuser von Minister und hoher Beamter des Regimes. Der Präsident IBK (Ibrahim Boubacar Keita) hat einen Tag darauf offiziell seinen Rücktritt erklärt. Es war der vierte Militärputsch in der Geschichte Mali seit seiner Unabhängigkeit im September 1960. Zuvor hatte es wochenlang gewaltsame Proteste gegen die Regierung gegeben. Die Malier hatten den Eindruck, dass IBK zuallererst die „Schäfchen für die eigene Familie ins Trockene bringen wollte“ und erst in zweiter Linie an das Wohl der Allgemeinheit gedacht hat.

Der "moralische Anführer" der Opposition ist Mamadou Dicko, ein dem Wahhabismus zugehöriger einflussreicher Imam in Mali. Die Unzufriedenheit mit der Regierung und ihrer Ohnmacht, dem wirtschaftlichen Untergang, der Korruption und dem Terror im Land Paroli zu bieten bestand schon seit einigen Jahren. Jetzt ist das Fass übergelaufen. Die Junta hat erklärt, erst in drei Jahren wieder zur demokratischen Ordnung zurückzukehren und bis dahin nicht nur an der Macht zu bleiben, sondern "die Grundlagen des malischen Staates" zu evaluieren. Diese Aussage öffnet ein weites Spektrum an Konsequenzen und Handlungsoptionen.

Wie zu erwarten hat die sog. internationale Staatengemeinschaft und die westafrikanische Wirtschaftsunion CEDEAO die Übernahme der Macht durch die Militärs verurteilt. Viele unserer Kollegen und Freunde, aber auch wir als Beobachter von außen fragen: Was hat die Armee zum Putsch veranlasst? Was steckt dahinter?

Ist es die Wut darüber, dass die Regierung die Armee bisher zu wenig unterstützt hat, der Sold zu niedrig war, oder es ganz einfach an glaubwürdigen Strategien der Terrorbekämpfung fehlte. Die Soldaten hatten einfach keinen Bock mehr, das Kanonenfutter der Inkompetenz der politischen Verantwortungsträger zu sein.

Der schon erwähnte Imam Dicko hat die Junta dazu aufgerufen, die besagten drei Jahre der Transition auf 18 Monate zu verkürzen. Hofft er, sich bis dahin im politischen Geschehen noch besser positionieren zu könne, um dann als neuer Präsident Malis zu kandidieren?

Der Putsch hat zumindest einen positiven Aspekt, denn die gewaltsamen Auseinandersetzungen auf den Straßen der Hauptstadt dürften vorerst ein Ende gefunden haben. In der Tat ist es wohl ruhig, und die Plünderungen haben ein Ende gefunden. Andererseits fragen sich die Malier, ob jetzt die Terroristen im Zentrum und Norden Landes wieder Aufwind bekommen. Viele sehen die Armee in der Verantwortung jetzt zu liefern und mit dem gleichen Elan im Land für die Bekämpfung des Terrors zu sorgen.

Mali hat sich durch die Entwicklungen weiter ins Hintertreffen gebracht und isoliert. Internationale Partner aus Politik, Entwicklungshilfe und Wirtschaft werden weiter die Luft anhalten. Einer unserer Gesprächspartner sagte: "Mali geht einen Schritt nach vorne und dann wieder zwei nach hinten."

Militärputsche gehören zur politischen Strategie in Mali. Da es in einigen westafrikanischen Staaten ebenfalls Unzufriedenheit gibt, könnte das malische Modell Schule machen und der Putsch zu einer anerkannten Methode werden. Die vielfach geforderte Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen ist teilweise eine Farce. Bei den letzten Wahlen haben sich knapp 25 % Menschen an den Wahlen beteiligt. Hier gibt es sehr viel Manipulation. Die Mehrheit der Malier fühlen sich durch das politische Establishment in der Hauptstadt nicht vertreten.

Persönlich haben wir schon einige Präsidenten und Regime Kommen und Gehen sehen. Während unserer Zeit in Mali haben wir drei coups d'état erlebt - ohne dass sich unser Engagement für und in Mali geändert hätte. Wir sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen. Wir machen weiter, vorausgesetzt die Grenzen sind offen und es kommt nicht zum Chaos.

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