Mali | Herausforderung Mediation

Die Kirche in Mali ist zwar in der Minderheit, dennoch ein gefragter und wichtiger Gesprächspartner, Berater und Akteur im gesellschaftlichen Miteinander. Parteien und staatliche Instanzen sind im ständigen Kontakt mit der kath. Kirche und der ev. Allianz in Mali, dem repräsentativen Dachverband der meisten evangelischen Gemeindeverbände.
Neben dem Versuch, die innerkirchlichen Konflikte versöhnend zu begleiten, engagieren sich die Vertreter der ev. Allianz Malis auch im interreligiösen Dialog. Der regelmäßige Kontakt mit moderaten Islamverbänden hat eine hohe Priorität. Dies geschieht mit dem Ziel, präventiv zu agieren und Konflikten vorzubeugen. Auch die Jugendverbände der islamischen, katholischen und protestantischen Seite sind in ständigem Kontakt.
Die Kirche in Mali hat verstanden, dass es nicht nur in ihrem eigenen Interesse ist, den gesellschaftlichen Frieden aufrecht zu erhalten, sondern, dass es ein biblisches Gebot ist, als Friedensstifter aufzutreten. Christen verdanken ihr Heil Jesus Christus, der Frieden gemacht hat zwischen Gott und Menschen und die Mauern zwischen sozialen, religiösen und ethnischen Gruppen niedergerissen hat. Deshalb ist es eine logische Folge und ein Gebot der Nachfolge Jesu, sich umfassend für den Frieden einzusetzen und vermittelnd tätig zu sein.
In Mali ergeben sich neben den politischen und innerislamischen Konflikten (zw. unterschiedlichen konkurrierenden islamischen Gruppen und Verbänden) noch andere Herausforderungen:

Interethnische Konflikte

Die teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Ethnien sind nicht neu in Mali. Doch der Staat wirkt in vielen Regionen des Landes machtlos und vernachlässigt seine Aufgabe als „ordnende Hand“. Aus diesem Grunde nehmen die betroffenen Gruppen die Konfliktlösung selber in die Hand. In jüngster Zeit haben solche Auseinandersetzungen auch Menschenleben gefordert. Um welche Auseinandersetzungen und Konfliktpotentiale geht es?
  • Zwischen Peulh bzw. Rimaibe (meist Viehhirten) und Bobo, Bambara bzw. Dogon (meist Ackerbauern) im Zentrum Malis. Diese Konflikte basieren auf unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen und geschichtlich gewachsenen Rivalitäten. Mitte März fand ein „Friedenstreffen“ zwischen Peulh und Dogon in der malischen Hauptstadt Bamako statt, nachdem zuvor ca. 20 Menschen den interethnischen Konflikten in der Region Mopti zum Opfer gefallen waren. 
  • Zwischen arabisch stämmigen Tuareg und schwarzafrikanischen Songhai bzw., Bela im Norden Malis besteht seit Generationen ein latenter Konflikt. Die Rivalitäten beruhen sehr oft auf rassistischen Ressentiments (Überlegenheitsgefühl). 
Soziale und religiöse Konflikte
  • Soziale Konfliktherde entstehen zwischen Ethnien, wenn es um volksgruppenübergreifende Verbindungen wie z.B. Heirat geht. Die meisten Ethnien in Mali praktizieren die Endogamie (Heirat innerhalb der eigenen sozialen, religiösen und ethnischen Gruppe). 
  • Beispiele: Einer unserer Freunde, ein junger Christ, der in einer muslimischen Familie aufgewachsen ist, hat kürzlich eine junge Christin, gegen den Willen seiner Familie, geheiratet. Wir haben ihn in dieser Konfliktsituation begleitet und unterstützt. Bis heute ist das Verhältnis zu seiner Familie zerrüttet. In einem anderen Fall hat einer unserer Theologiestudenten, ein junger Dogon, eine Frau aus der Ethnie der Bozo geheiratet. Auch hier kam es aufgrund der traditionellen Gegebenheiten zu erheblichen Unstimmigkeiten. Seine theologische Überzeugung, dass die verbindende Kraft des Evangeliums stärker ist als die kulturellen Traditionen, hat ihm die nötige Kraft gegeben, der Kritik standzuhalten.

  • Zwischen einzelnen Familienklans, die als die Noblen (Freien) angesehen werden und Klans, die einer niederen Kaste zugerechnet werden (Schmiede, Griots). In den meisten Fällen werden die familiären Rivalitäten diplomatisch geschickt auf der Basis der sinankunya (Scherzverwandtschaft) geregelt. Diese Art des „Humors als friedenspolitischer Akt“ ist eines der faszinierendsten Phänomene in Mali. Hier und da kommt es jedoch auch zu Handgreiflichkeiten. 
In den genannten Fällen haben die christlichen Gemeinden einen Auftrag der Mediation zu erfüllen. Dies geschieht direkt (z.B. bei Familienangelegenheiten), aber vorwiegend dadurch, dass Kirchen und ihre Vertreter den staatlichen Organen zuarbeiten. Die christlichen Gemeinden benötigen ein vertieftes Bewusstsein für ihren biblischen Auftrag als Friedensstifter und Versöhner. Hier sind Pastoren und theologische Lehrer gefragt, dieses Bewusstsein in Predigten, Seminaren und im Rahmen der theologischen Ausbildung zu fördern.

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