Benin | unterwegs auf der Sklavenstraße
Der heutige Tag war der bisher spannendste während
der Reise in Benin. Die Begegnungen mit dem Direktor von Wycliffe Bénin und dem
Chef des Institut Biblique du Bénin waren sehr aufschlussreich. In Afrika wird theologische
Ausbildung dringend benötigt. Es muss aber eine Ausbildung sein, die nicht nur
akademisch niveauvoll ist, sondern vor allem die in ihren Inhalten und Methoden
dem afrikanischen Kontext angepasst ist. Wir gewannen zudem einen guten
Überblick über die verschiedenen Gemeindeverbände in Bénin, das Verhältnis
zwischen Gemeinden, die von Missionaren und solchen, die von Afrikanern gegründet
wurden. Wir erfuhren Einiges über die Versuche gelungener und gescheiterter Zusammenarbeit.
Der Nachmittag hatte es in sich. Wir führen nach
Ouidah, ca. 30 km westlich von Cotonou gelegen. Hier befinden sich wichtige
Denkmäler der Geschichte Benins. Von einem lokalen sehr kompetenten 14-jährigen
Guide ließen wir uns die Geschichte der Sklaverei in Benin erklären. Wir fuhren
die Sklavenstraße entlang, den Weg, den die durch Razzien zusammengetriebenen
Sklaven aus dem damaligen Königreich Dahomey und aus Nigeria gegangen sind, um
am Strand in Boote gepfercht und schließlich in großen Dreimastern und am Ende auf
den Sklavenmärkten und Plantagen der Neuen Welt in Amerika zu landen. Mir wurde
noch einmal bewusst, wie stark diese Geschehnisse vom 16. Jh. bis Mitte 1848,
dem Jahr der offiziellen Abschaffung des Sklavenhandels, die Geschichte und das
Sozialgefüge der westafrikanischen Gesellschaften beeinflusst haben muss und
bis heute ein komplexes psychologisches Nachspiel haben. Die Portugiesen waren in
Benin die Pioniere auf dem Gebiet der Sklaverei. Aber es wurde beim Hinhören
auch deutlich, dass dieser gewinnträchtige Handel mit Menschen auch von einigen
Königen und Geschäftemachern des Reiches Dahomey gefördert wurde. Andere Könige
bekämpften dagegen die Sklavenhändler. Der Hauptumschlagsplatz im Ort Ouidah,
Place de Chaca, trägt jedenfalls den Namen eines afrikanischen Geschäftsmannes.
Im Kampf gegen den Sklavenhandel spielten die Amazonen, bis an die Zähne bewaffnete
und gut ausgebildete Kriegerinnen, eine große und mutige Rolle. Es ist ein
grausames Kapitel afrikanischer und europäischer Geschichte, das mich immer
wieder emotional berührt und mir zeigt, welche Verantwortung wir als Christen
in Afrika tragen und wie sehr die biblischen Werte als Evangelium verkündigt
und gelebt werden und ihre transformatorische Wirkungskraft entfalten müssen.

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