Sportmission | Die Christen haben uns den Pokal geholt

2009 hat Stade Malien, ein in Mali sehr bekannter Fußballclub, die Kontinentalmeisterschaft gewonnen. Das war ein Highlight in der malischen Fußballgeschichte. Wie kam es dazu? Das ist eine Geschichte, die viel über die Bedeutung des Sports und die malische Kultur verrät.
Paul Fadigi C. hatte in der Stadt zu tun. Er war auf dem Nachhauseweg und kam vorbei, weil ich ihn gerne grüßen wollte. Eine Stunde saßen wir zusammen und haben über Sportmission und die alten Zeiten geplaudert. Paul ist ein alter Freund aus der Zeit, wo wir Mitte der 1990er Jahre in Kouloubleni (Stadtteil am östlichen Rand Bamakos) eine Gemeinde gegründet haben. Und er ist ein sportbegeisterter Zeitgenosse, einer der viele Verbindungen in die Sportwelt hat, angefangen von den Fußballclubs, über den malischen Fußballverband bis ins nationale olympische Komitee.
Ganz nebenbei hat er mir folgende ungewöhnliche Geschichte vom Stade Malien erzählt. Der Verein wurde 1960 von katholischen Missionaren gegründet. Der Club war aber von Anfang offen für Muslime und Christen. Zahlreiche nationale Meisterschaften wurden errungen. Die Pokale in den Vitrinen häuften sich. Doch seit dem Bestehen des Vereins hat Stade Malien noch nie eine afrikanische Trophäe mit nach Hause gebracht. Paul war bei der Hauptversammlung des Vereins zum Auftakt der neuen Saison im Jahre 2008 dabei. Paul erzählt begeistert seine Geschichte ...
Der Vereinspräsident und einflussreiche Mitglieder halten feurige Reden. Sie beklagen den Misserfolg der letzten Jahre. Plötzlich wendet sich der Redner an Paul. Alle wissen, dass er Christ ist. „Jetzt seid ihr an der Reihe“, sagt der Präsident. „Wir haben alles versucht. Imame haben für uns geschrien und gebetet. Wir haben Tiere geschlachtet und sie unseren Ahnen geopfert, doch ohne Erfolg. Was könnt ihr Christen tun?“
Paul hat das Prozedere bisher ruhig und mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl sitzend verfolgt. Er steht auf. Er nimmt das Mikrophon und sagt: „Das, was wir tun können ist – beten. Vor jedem Spiel werde ich für den Erfolg unserer Mannschaft beten, in der Kabine und im Stadion.“ Die Leute applaudieren und sind einverstanden. Paul nimmt das Anliegen mit in seine Heimatgemeinde in Kouloubleni. Seine Idee ist, den Jugendchor der Gemeinde mit ins Stadion zu nehmen, um dort christliche Lieder zu singen und die Mannschaft zu unterstützen.  Paul erklärt: "Der Ältestenkreis zögerte zunächst, wegen der Sicherheit, die nicht gewährleistet ist. Doch schließlich gibt der Pastor grünes Licht."
Von nun an ist der Jugendchor bei jedem Heimspiel dabei. Aus Christen werden Ultras. Polizisten stehen Spalier und begleiten den Bus der Jugendlichen bis ins Stadion. Es wird öffentlich im Stadion gebetet mit dem Mikro des Stadionsprechers. Aus den Liederbüchern werden christliche Lieder gesungen. Ein Erfolg folgt dem anderen. Sowohl in der nationalen Liga als auch in der afrikanischen Clubmeisterschaft fahren die Stadisten einen Sieg nach dem anderen ein. Und plötzlich … Stade Malien steht im Finale – zum ersten Mal. Der Gegner ist eine ägyptische Mannschaft aus Kairo.
Am Ende der 90 Minuten steht es unentschieden. Auch die Verlängerung bringt keine Entscheidung. Es kommt zum Elfmeterschießen. Ein Marathon bahnt sich an. Die Entscheidung will einfach nicht fallen. Es steht 13 zu 13. Der Ägypter nimmt sich den Ball und schießt am Pfosten vorbei. Wenn die Malier jetzt treffen, gehen sie als Sieger vom Platz.
Während der entscheidenden Momente singt der Chor. Er schreit und skandiert: « Duba ta a ye, duba ta a ye. » (Gott segne ihn, Gott segne ihn). Der malische Spieler schnappt sich den Ball. Er geht zum Elfmeterpunkt. Er läuft an und versenkt den Ball im Netz. Das Stadion tobt. Alle Blicke richten sich auf die singenden Christen. « Ihr Christen habt uns den Pokal geholt », so schreien die Leute.
Gott ist kein Fußballgott. Aber diese Geschichte zeigt, wie die Religion ganz selbstverständlich das Leben der Malier beeinflusst. Kein Mensch würde auf die Idee kommen zu sagen: „Religion hat nichts auf dem Fußballplatz zu suchen. Die gehört nur in die Moscheen und Kirchen".
In Mali leben nur 3-4 % Christen. Alle anderen sind Muslime und Animisten. Wie Religion ins Leben gebracht werden kann, davon verstehen Malier eine ganze Menge.
Kurze Zeit später erscheint eine Delegation des Vereins im Gottesdienst. Der Präsident bedankt sich persönlich beim Pastor und dem Jugendchor für die Unterstützung. Die Geschichte von Paul ist eine ungewöhnliche sportmissionarische Episode.
Wir haben uns gewundert und herzlich gelacht. Paul erzählt seine Geschichte, als ob sie erst gestern passiert wäre: Kabako don. Je te dis: c'était quelque chose! (Ein Wunder. Ich sage dir: Das war was!)
Nie hätte ich gedacht, dass die Gemeinde Kouloubleni, die wir vor vielen Jahren gegründet haben, auf diese Weise Sportgeschichte schreiben würde.

Kommentare

Unser Partner

Schule in Sabalibougou

SPENDENFORMULAR

Spendenkonto

Spar- und Kreditbank Witten

IBAN: DE86452604750009110900
BIC: GENODEM1BFG

Zweck: Meier - Mali