MALI | wir schauen mal zurück

Wir lassen das Jahr 2015 langsam zurück. Nächste Woche werden wir uns nach Deutschland aufmachen, um dort den Resturlaub zu verbringen. Wir freuen uns auf die Begegnungen in unseren Familien und mit unseren Kindern. Die Koffer sind noch nicht gepackt. Die Tage sind noch mit Arbeit und Sitzungen gefüllt. Die Klausurtagung mit unseren Kollegen wird heute zu Ende gehen. Am Samstag fährt Alfred zu einer Veranstaltung, bei der ein christlicher Fußballverein der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Am Sonntag steht der letzte Gottesdienst mit Predigt in unserer kleinen Gemeinde in Sabalibougou auf dem Programm und nachmittags noch eine Sitzung mit den Leuten von der sportmissionarischen Arbeit. Der Wochenanfang steht noch einmal im Zeichen der Schule in Sabalibougou und der FATMES – noch einmal Sozialkunde und vier Stunden Griechisch. Dann packen wir und freuen uns auf den Flug nach Deutschland.
  • Wenn wir auf das letzte Jahr zurückblicken merken wir, wie viel es hier in Mali noch zu tun gibt. Menschen fragen nach Gott und wollen Jesus kennen lernen. Ihnen zu helfen und sie zu begleiten ist uns ein großes Anliegen. Vorwiegend junge Menschen haben sich für ein Leben mit Jesus entschieden. Sternstunden.
  • Wir sind gesund und von Malaria verschont geblieben - auch dank des bitteren Artimisiapulvers, das wir jeden Morgen herunterschlucken.
  • Die junge Gemeinde in Sabalibougou stabilisiert sich. Wir haben Kontakte zu Jugendlichen und Trainern im Dorf, die sich wünschen, dass wir uns engagieren. Das sind hervorragende Möglichkeiten, Evangelium und Leben zu teilen, ohne sich aufdrängen zu müssen.


  • Studierende an der FATMES (theolog. Fachschule für Theologie und Mission) fragen, sind wissbegierig und bereiten sich auf ihre Arbeit in der Gemeinde und Mission vor. Der Bau geht voran und wir hoffen, dass auch im kommenden Jahr die finanziellen Mittel zur Fertigstellung des Gebäudes zur Verfügung stehen.
  • Wir bekommen mit, dass ehrwürdige malische Herren in christlichen Organiationen „es nicht miteinander können“, entmutigt sind und dass sie geneigt sind, die Brocken hinzuwerfen. Und dann denken manche: der Missionar soll es richten. Das ist eine Gefahr, da die Auseinandersetzung in der Sache nur verdrängt wird. Statt aufzuarbeiten werden unliebsame Rollen an andere delegiert. Ob wir bei diesem Spielchen mitmachen sollen?
  • Wir freuen uns über die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit unserem Kollegen Enoc S. Der Mann ist engagiert, der denkt und handelt integriert, er kommuniziert – da haben wir ein gutes Gefühl. Andererseits merken wir aber auch, wie sehr uns die „Funktionäre“ in den Strukturen unseres Gemeindebundes auf die Nerven gegangen sind und uns mit ihren Befindlichkeiten und schwerfälligem Arbeiten ermüden.
  • Die Beschäftigung mit den Sicherheitsfragen nahm in den letzten Monaten einen nicht geringen Platz in unseren Köpfen und Herzen ein. Die nach wie vor unsichere Situation im Norden des Landes und der schleppend verlaufende Friedensprozess geben uns zu denken. Zwei Schritte nach vorne, zwei zurück. Stillstand. Neue Fronten. Auch im Zentrum und Süden des Landes gibt es immer wieder Anschläge, die die Leute in Angst und Schrecken versetzen. In Bamako hatten wir in diesem Jahr zwei große Anschläge mit islamistisch terroristischem Hintergrund, die weltweit für Schlagzeilen sorgten. Keiner weiß, wo sich gerade was zusammenbraut, wer gerade was mit wem ausheckt und wo sich islamistische Terroristen gerade aufhalten.
  • Irgendwann stellt sich dann die Frage, wie lange Mali noch so sicher sein wird, dass es verantwortbar ist, hier weiter zu leben und zu arbeiten. Auf jeden Fall merken wir, dass es wichtig ist, unsere Arbeit so zu gestalten, dass sie nicht von uns abhängig ist. Wir müssen noch stärker integriert arbeiten und Selbständigkeit fördern – und neue Arbeiten nur dann beginnen, wenn sich Malier von Anfang an voll und verantwortlich engagieren.
  • Unser Leben ist bisher nicht bedroht. Dafür sind wir Gott von Herzen dankbar. Dennoch merken wir, dass die latente Gefahr, die sich irgendwo da draußen zusammenbraut, unsere Seele belastet. Sie ist da, aber noch nicht so nahe, dass wir in Panik geraten müssten. Wir werden vorsichtiger, schauen uns um, verfolgen die Pressemeldungen, die Nachrichten der Sicherheitsdienste und reden mit Maliern. Wir ändern unsere Tagesabläufe, um unberechenbarer zu werden. Keiner von uns geht oder fährt alleine in die Stadt. Wir passen aufeinander auf – und wissen uns in dem allen in Gott geborgen.
  • Die Arbeit mit den Gefangenen mussten wir ab November vorerst einstellen. Im Gefängnis sitzen Jihadisten ein, die im Norden Malis gefangen genommen wurden. Die Gefängniswärter haben alle Hände voll zu tun, die Sicherheit in der Anstalt zu gewährleisten. Man befürchtet Tumulte und Befreiungsversuche der Genossen, die sich noch in der Natur herumtreiben. Die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Gefängnis wurden verstärkt und uns wurde von Besuchen bis auf weiteres abgeraten. Schade.
  • In den Monaten August bis Anfang November waren zwei Praktikanten bei uns in Bamako, die wir betreut und begleitet haben. Die Zeit haben wir genossen, viel geredet und voneinander gelernt. Auch ihr Aufenthalt war von Krisenmanagement und spontanen Programmänderungen geprägt. Dennoch waren es hilfreiche Erfahrungen, weil sie die reale Welt missionarischer Arbeit in einem Krisenland aufgezeigt haben.
  • Wir haben uns über die Skypekonferenzen mit unseren Kindern gefreut und über die kleinen Videoclips, die uns unsere Kinder zugeschickt haben. So konnten wir die Entwicklung unseres Enkelkindes über die Entfernung etwas verfolgen und bekamen mit, wie der kleine Paul die ersten Gehversuche startete, mit dem Ball kickt, seinen Vater verprügelt und sich kaputt lacht. Wir haben uns jetzt ein Jahr lang nicht gesehen und werden uns ihm als Großeltern wohl noch mal neu vorstellen müssen.
  • In diesem Jahr haben wir einige Zeit mit unseren Kindern verbracht, die uns besucht haben. Das hat uns gut getan. Hier haben wir gemerkt, wie sehr sich unser Leben verändert hat, dass wir unsere Kinder vermissen und den natürlichen Austausch mit Menschen, die uns nahe stehen und die wir lieben.
  • Wir haben uns über alle Rückmeldungen auf Rundbriefe und Mails gefreut, und auch über die großzügige finanzielle Unterstützung unserer Arbeit. Das zeigt uns: wir sind hier nicht alleine; Menschen beten für uns; uns wird der Rücken gestärkt.
Wir haben gelernt, unsere Herzen und Leben ganz an Gott anzubinden. Er hat uns gerufen und hinauskatapultiert in seine Welt. Menschen können enttäuschen, wir selber machen Fehler und die Umstände sind manchmal entmutigend und erdrückend. In diesen Zeiten ist es wichtig zu wissen, wo wir Antworten auf unsere Fragen finden können: Wem können wir ausnahmslos vertrauen? Wer hält uns? Wer erneuert unseren Mut? Wer schenkt Ausdauer und Stehvermögen? Nicht Menschen - Gott allein, der Große Meister seiner weltweiten Mission.
Die Advents- und Weihnachtszeit macht es uns neu bewusst. Jesus kam und er wird wieder kommen. Er hat Anfang und Ende im Griff. Keiner macht ihm was vor. Unser Gott, der große Weltenherrscher bestimmt Tag und Stunde. Er legt Anfang und Neubeginn fest - nicht die Terroristen, denen das eigene und fremde Leben keinen Deut wert ist. Gott allein - ER ist das Fundament unseres Lebens und Grund unserer Hoffnung auf bessere Zeiten - hier und jetzt und auch in dem, was danach kommt, wenn unsere Reise in dieser Welt beendet sein wird.

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