Konna | das normale Leben nach dem Bombenhagel

Am Vortag erkundigten wir uns bei unseren Kollegen in Sévaré. Wir wollten wissen, ob es aus sicherheitstechnischen Gründen möglich sei, nach Konna zu fahren. Die Antwort: Kein Problem. Ihr kennt euch aus.
Konna liegt ca. 65 km nördlich von Mopti-Sévaré. Die Mehrheit der Bewohner sind Peulh (Viehhirten und Händler) und Bozo (Fischer). Im Januar 2013 marschierten Jihadisten und Rebellen auf die Stadt zu und lieferten sich ein dreitägiges Gefecht mit malischen Soldaten und den zu Hilfe gerufenen französischen Streitkräften. Der Vormarsch Richtung Süden wurde gestoppt und es gelang, die Islamisten zu vertreiben oder zu "neutralisieren".

Die Gegend ist zzt. wieder enigermaßen sicher.
Am nächsten Tag starteten wir unseren Ausflug nach Konna. Als wir an der Polizeistation am Ortsausgang ankamen, wurden Autopapiere und Pässe kontrolliert. Wir erklärten in Bambara, was wir in Mali tun und wie lange wir schon hier sind. Die Polizisten winkten uns durch und wir konnten ohne Probleme weiterfahren. Für die Sicherheitskräfte macht es einen großen Unterschied, ob Touristen und „Neue“ das Land bereisen, oder solche, die sich auskennen. Die Gegend nördlich von Mopti ist immer noch ein "heißes Pflaster" und wegen der Größe des Geländes von den malischen Sicherheitskräften kaum zu kontrollieren. In Konna lebte in den Tagen der Rebellion ein radikaler Imam, der die Aufrichtung eines Gottesstaates im Macina, so der Name der Gegend, vorantrieb. Während der Kämpfe hat er mit seinen Gesinnungsgenossen die Flucht Richtung Westen angetreten.
Jean T., unser Pastorenkollege vor Ort, und seine Familie konnten damals, einen Tag vor Beginn der Kämpfe Anfang Januar 2013 die Stadt Richtung Süden verlassen. Nach knapp 3 Wochen kehrten sie zurück. Inzwischen hatte die französische Luftwaffe die Rebellenstützpunkte bombardiert. Die meisten der malischen Soldaten hatten die Flucht ergriffen. Viele Bewohner Konnas flohen ebenfalls oder suchten in Nachbardörfern oder in der weiten Savanne westlich des Nigers eine vorübergehende Bleibe. Bei den Hausdurchsuchungen kam ein französischer Soldat ums Leben, zu dessen Ehren am Ortseingang ein Denkmal errichtet wurde. Am Wohnhaus der Pastorenfamilie und einigen der Nebengebäude sind Spuren der Einschüsse zu sehen, die mittlerweile mit Zement repariert wurden. Das Kirchengebäude wurde im Inneren verwüstet, blieb in seiner Bausubstanz aber erhalten.

Bei unserer Ankunft wurden wir sehr herzlich begrüßt. Für die Christen im mittleren Norden Malis ist es immer noch eine Außnahme, wenn Leute aus dem Süden, insbesondere Weiße, ihre Gegend besuchen. Pastor Jean berichtete uns über die neusten Entwicklungen in der Stadt und in der Gemeindearbeit. Der Bürgermeister ist ein angesehener Mann und ein gemäßigter Muslim. Mit seinem Vater haben wir zu Beginn der Gemeindearbeit in Konna im Jahre 1989 mit Erfolg wegen eines Grundstücks am Stadtrand verhandelt. Jean ist inzwischen der dritte Pastor unseres Gemeindebundes. Es ist schwer, Einheimische für den christlichen Glauben zu begeistern. Viel Geduld ist nach wie vor nötig. Um so größer ist unser Respekt vor den Kollegen, die in diesem in vielerlei Hinsicht schwierigen Terrain ihren Dienst tun.
Nach der einstündigen Plauderei stiegen wir in den Wagen und fuhren mit unserem Gastgeber an den kleinen Fischerhafen, der an einem Seitenkanal des Nigers liegt. Die Straße vom Hafen Richtung Innenstadt trägt den Namen des gefallenen französischen Soldaten – Rue de Boiteux. Die Lagerhäuser sind allesamt zerbombt worden. Hier hatte die malische Armee Waffen gelagert, die sich die Rebellen nach der Flucht der Armee „unter den Nagel gerissen hatten“. Die Franzosen machten kurzen Prozess. Gegen die Übermacht aus der Luft hatten die Islamisten keine Chance. Viele Rebellen wurden getötet und bei den anschließenden Razzien festgenommen. Die tiefen Bombenkrater und die zusammengestürzten Häuser zeugen noch heute von den Schreckenstagen Anfang 2013.
Wir fuhren am Marktplatz vorbei und an dem Platz, wo wir zu Beginn der 1990er Jahre Open-Air-Evangelisationen durchgeführt haben. Das Leben, so scheint es, geht wieder seinen normalen Gang. Jean erzählte uns, dass die Leute dennoch Angst haben, dass sich die Rebellen erneut unters Volk mischen und Schaden anrichten könnten. Unachtsame Kinder graben Munition aus und bringen sie zum Explodieren. Dabei starb vor kurzem ein Kind. Ein Team der französischen Armee ist danach angerückt, um eine Bombe zu entschärfen. Sie wurden wie Helden gefeiert, und zu ihren Ehren wurde ein Fest gefeiert. Dafür haben die Peulh ausnahmsweise einige ihrer wertgeschätzten Kühe gestiftet.
Zu der kleinen christlichen Gemeinde in Konna zählen sechs Familien. Es sind meist Beamte und Mitarbeiter von Organisationen, die sich regelmäßig zum Gottesdienst treffen.

Nach dem Mittagessen auf der Veranda des Pastorenhauses verabschiedeten wir uns mit einem Gebet für die Familie und die Stadt. Zuvor waren die Mädchen der Familie zum Markt aufgebrochen, um Getränke zu verkaufen. Ein Peulh schleppte zwischenzeitlich mit seinem Motorrad einen Sack Reis herbei, der vom Sohn der Pastorenfamilie mit Hilfe einer Dreschmaschine geschält wurde. Er ließ ein paar CFA da, die die Familienkasse auffüllen halfen.
Das Leben geht weiter in Konna. Vergessen haben die Menschen die schrecklichen Ereignisse nicht und hoffen sehr, dass es in Mali gelingt, dauerhaften Frieden zu schaffen.

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