Bamako | Seminar für Ehepaare

Die Gemeinde der UEPEM in Quinzambougou hatte uns zu einem Seminar für Ehepaare eingeladen – nicht als Redner, sondern als Teilnehmer. Der verantwortliche Pastor meinte, wir seien doch jetzt schon so lange verheiratet und könnten den ein oder anderen Rat weitergeben. Anbetungslieder, anschließend ein gemeinsames Essen und ein einführender Vortrag zur harmonischen Gestaltung des Familienlebens standen zunächst auf dem Programm. Die Aussprache lief etwas zögerlich an. Schon zu Beginn der Veranstaltung fiel es einigen zusehends schwer, dem Aufruf des Gemeindeältesten Folge zu leisten. Die Übung war eigentlich ganz einfach: die Paare sollten sich doch bitte diesmal nebeneinander setzten. Das ist schon ungewöhnlich, da im normalen Gottesdienst Frauen und Männer getrennt sitzen. Mit viel Gedruckse und schamvollen Schmunzeln war die Aktion schließlich vollendet.
Christiane und ich hatten uns beim Betreten des Raums ganz natürlich nebeneinander gesetzt – aber wir sind ja auch Tubabs (Weiße), die sowieso Vieles anders machen. Normalerweise sitzen wir auch getrennt, doch wir dachten, der Anlass des Seminars geböte es, es entgegen den Regeln der Kunst diesmal anders zu machen.
Die meisten haben ihre Fragen und Anmerkungen während einer Pause auf Zettel geschrieben - eine gute Methode, die bei diesem Thema und einer schamorientierten Kultur angebracht ist. Nacheinander wurden die Fragen dann abgearbeitet und viele haben sich dann in dieser „anonymen Atmosphäre“ beteiligt. Einige Fragen drehten sich um den gemeinsamen Besitz und die „Gütertrennung“. Ein Teilnehmer sagte uns: "Wenn mich meine Familie im Dorf um finanzielle Unterstützung bittet und ich ihnen antworte, ich müsse mich erst einmal mit meiner Frau beraten, dann ist das für meine Verwandten wie eine "Kriegserklärung." Diese Anmerkungen zeigt, dass die jeweilige Herkunftsfamilie immer noch einen sehr hohen Stellenwert hat und es für junge Familien gar nicht so einfach ist, eine gewisse Unabhängigkeit zu entwickeln. Beratungsgespräche mit der Ehefrau werden wohl eher als eine individualistische Untergrabung des traditionellen Familienverständnisses angesehen. Was bedeutet es aber, wenn in der Bibel zu lesen ist: Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen, zu seiner Frau ziehen und die beiden werden "ein Fleisch" sein (Gen 2,24). Unser Gesprächspartner gab zu: "Es ist in Mali nicht einfach, die biblischen Vorgaben für Ehe und Familie umzusetzen, weil die Großfamilie immer das letzte Wort haben will."
Im weiteren Verlauf der Aussprache ist uns aufgefallen, dass 90 % der angesprochenen Probleme auf eine mangelnde Kommunikation zwischen Mann und Frau zurückzuführen sind. Ein zur Gemeinde gehörendes Paar aus Kamerun sprach dies auch unverblümt an. Sie sagten: „Es wird Zeit, dass sich die Tradition und Kultur in Mali bezüglich der Familie und Ehe etwas verändert und Christen mit einem guten Beispiel voran gehen“.
Wenn wir als Gäste und Fremde einen malischen Hof betreten, wird uns Wasser und Essen gereicht, und man nimmt sich viel Zeit zum Plaudern. Unsere Frage lautete: „Warum ist die Gesprächskultur zwischen Männer und Frauen in ihren Ehen weniger entwickelt als im Umgang mit Fremden, die bei ihnen zum Besuch aufkreuzen?“ In Mali wird viel geredet, bevor Entscheidungen getroffen werden – doch in den Ehen und Familien gibt es da offensichtlich einen großen Nachhohlbedarf.


Fotos: J. Togo

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