Bamako | Schlaglichter nach dem Anschlag

Das Attentat hat die malische Hauptstadt mitten ins Herz getroffen - zumindest scheint so der Eindruck ein paar Tage nach dem Blutbad im Stadtviertel Hippodrom, wo Gäste eines Restaurants, Europäer und Malier, einem feigen Anschlag zum Opfer fielen. Wie schon sooft werden vorerst heftigst die Alarmglocken geläutet - in zwei Wochen wird das Leben wieder seinen normalen Gang gehen - so ein alter in Mali lebender Franzose in einem Interview. Wir werden sehen...
Die folgenden Reaktionen und Schlaglichter haben wir heute aus der Presse und in persönlichen Begegnungen als Reaktion auf den Terroranschlag vom Wochenende aufgeschnappt:
  • Die im hohen Norden Malis agierende algerische Terrorgruppe Mokhtar Belmokhtar Al-Mourabitoune hat sich inzwischen zum Anschlag in Bamako bekannt. Ihr Motiv: Wir haben Rache geübt, dafür dass man im Westen den Namen unseres heiligen Propheten Mohammed in den Schmutz zieht und am Tod unseres Mitkämpfers Ahmed Tilemsi, der durch internationale Spezialeinheiten im Norden Malis getötet wurde.
  • In der ländlichen Umgebung von Bamako gibt es Terrorzellen, schwer bewaffnet mit Koran, Waffen und Munition, die von malischen Fallschirmjägern entdeckt wurden, aber auf der Flucht sind. Zusammenhänge mit dem Anschlag in Bamako sind unklar.
  • Ein Student: „Die malische Polizei wird die Sicherheit der Bewohner Bamakos nicht gewährleisten können. Sie sind zu schlecht ausgebildet.“
  • Presse: Mali hat das Hilfsangebot Frankreichs, zusätzliche Polizisten und Spezialeinheiten zu entsenden, angenommen. - Das wird nicht allen gefallen. Ausgerechnet die alte Kolonialmacht Frankreich springt wieder in die Breche. 
  • Die gewöhnlichen Streifenpolizisten können zwar Taxifahrer und LKW-Fahrer wegen Überladung zur Rechenschaft ziehen oder Autopapiere kontrollieren, doch unsere Sicherheit werden sie nicht garantieren können.
  • Die Wächter an den Privathäusern werden die Flucht ergreifen, wenn ihr eigenes Leben in Gefahr ist.
  • Professionelle Wächter von Security-Services tragen zwar Schlagstöcke und Uniformen, doch auch sie wären schwerbewaffneten Terroristen schutzlos ausgeliefert.
  • Ein besorgter Malier ruft uns an und fragt, ob es uns gut geht.
  • Der malische Präsident war am Schauplatz des Geschehens. Er übermittelt den Angehörigen der Opfer sein Beileid und ruft die Bevölkerung auf, sich als „soldatische Patrioten“ zu erweisen, und dass jeder „mit seinen eigenen Waffen“ zur Sicherheit des Landes beiträgt. Gemeint sind wohl genauer sicherheitsrelevante Hinweise. Doch der Gebrauch des Wortes „Waffen“ im aktuellen Kontext klingt irgendwie nach Selbstverteidigung.
  • Unsere Beobachtung: Die Geldautomaten in der Hauptstadt sind besser bewacht als Restaurants, die stark von Europäern frequentiert werden. - An einem der uniformierten und bewaffneten Geldautomatenbewacher sind wir heute vorbeigefahren: Er saß in seinem Stuhl und war eingenickt. 
  • Ein Student fragt: „Wann werden Maßnahmen ergriffen, um die FATMES (unsere theolog. Ausbildungsstätte) zu bewachen?
  • Ein lange in Mali wohnender Franzose bedauert die steigende anti-französische Stimmung im Land.
  • Der Chef der Polizei in Yirimadio (östl. Vorort von Bamako) bestätigt, dass suspekte Personen vor dem Wochenende in die Hauptstadt gereist seien. Er habe schon vor dem Attentat ein ungutes Gefühl gehabt … Nach dem Anschlag wissen plötzlich viele Leute mehr als sie vorher zugeben wollten.
  • Unsere Pastorenkollegen sind besorgt und schweigen.
  • Unsere Freunde aus Deutschland fragen besorgt nach, beten für Bewahrung und für die nötige Freiheit des Herzens, unserer Arbeit weiter nach zu gehen.
Bamako ist unsicherer geworden. Die malische Hauptstadt ereilt wohl das gleiche Schicksal wie London, Kopenhagen, Washington, Paris, Madrid, beinahe Bremen usw.
Bei uns persönlich herrscht keine panikartige Stimmung. Wir sind vorsichtiger. Wir beten. Wir bleiben noch.

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