Mission | Partnerschaft in der Weltmission und das liebe Geld

Die Zeiten der Bevormundung durch die westlichen Missionare sind vorbei. Die Gemeinden und Christen aus dem globalen Süden werden zunehmend selbstbewusster. Sie machen längst die Erfahrung, dass sie selber Gemeinden gründen und leiten können. Sie formulieren ihre strategischen und theologischen Positionen und tragen diese bewusst in persönlichen Gesprächen, Leitungsgremien und auf internationalen Konferenzen vor. Das ist gut so. Es gehört zu einer der wichtigsten Aufgaben von Missionaren, Eigenständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Selbstbewusstsein zu fördern. 
Oftmals wird der Reifungsprozess durch die „Reibung im Dialog“ mit den Missionaren gefördert. Auch politische Entwicklungen, wie jüngst in Mali, wo viele Missionare das Land verlassen haben, führen dazu, dass nationale Gemeindeleiter selbstbewusster werden und die Erfahrung machen: es geht auch ohne die Missionare. 
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Partnern aus den Gastländern gestaltet sich dann einfach, wenn der Dialog auf Augenhöhe geführt wird, wenn man sich auf das Begleiten, das Predigen, den theologischen Lehrdienst und das gemeinsame Bibelstudium konzentrieren kann – wenn keine Machtspiele betrieben werden und das Gerangel um Posten in den Gremien ad acta gelegt wird. Und – wenn Geld keine entscheidende Rolle spielt. In einem Land wie Mali, das zu den ärmsten der Welt gehört, ist es jedoch verständlich, wenn das Bemühen um materielle Absicherung des kirchlichen, sozialen und persönlichen Lebens einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Von daher sind Fragen, wo Geld und Absicherung eine Rolle spielen, nicht immer zu vermeiden. Dennoch gilt ...
Macht (wer entscheidet) und Geld (wer finanziert) und das zu große Gefälle zwischen reichen und armen Partnern sind entscheidende Faktoren, die die Zusammenarbeit belasten können  - so habe ich es zumindest in Afrika beobachtet.
Die Kooperation wird auch dann schwierig, wenn ein Partner bestimmen will und der andere die vorwiegend finanzielle Verantwortung für die getroffenen Entscheidungen übernehmen soll; und wenn einheimische Partner ihre Ideen deshalb nicht verwirklichen können, weil ihnen der westliche Partner die finanzielle Unterstützung und damit seine Zustimmung verweigert. 
Zur Eigenständigkeit gehört neben dem theologischen Selbstbewusstsein und der missionarischen und strukturellen Initiativfähigkeit auch die Frage, wie die einheimischen Gemeinden selber ihre materielle Versorgung organsieren wollen. Diese Frage darf im Autonomieprozess nicht ausgeklammert werden - auch wenn die Gemeinden in vielen Ländern des globalen Südens vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen. In diesem Prozess lernen wir zu teilen und auch zu leiden.  
Pastoren stehen in der Gefahr, ihren privilegierten Kontakt zur Missionsgesellschaft zu nutzen, um "direkt" von deren Finanzkraft zu profitieren. Dabei besteht das Risiko, dass die Gemeindebasis außen vor gelassen wird und die soziale Distanz zwischen Pastor und Gemeinde vergrößert wird. Die finanzielle Unterstützung seitens der Missionsgesellschaft darf den Prozess der Sensibilisierung in den Gemeinden nicht unterlaufen. Denn - geistliche Reife zeigt sich auch darin, wie Christen in den Gemeinden die Arbeit "ihres Pastors" materiell (Geld, Naturalien u.a.) unterstützen. Andererseits muss die Missionsgesellschaft Geduld aufbringen und den Prozess der finanziellen Autonomie wohlwollend und assistierend begleiten. Es ist ohne Zweifel ein Ausdruck der Zusammengehörigkeit der Gemeinde Jesu, wenn reiche Gemeinden mit den armen Gemeinden teilen lernen, sei es auf nationalem oder internationalem Level.
Aber ...

Partnerschaft in der internationalen Missionsarbeit verliert ihren Reiz und ihre geistliche Dimension, wenn sie auf den finanziellen Bereich reduziert wird.

Wenn Missionare und Mitarbeiter aus dem Westen jedoch vorwiegend als Geldbeschaffer dienen sollen und Missionsgesellschaften tendenziell Projekte begutachten und Anträge auf Bezuschussung kirchlicher Arbeit entweder akzeptieren oder ablehnen sollen, dann verliert die Zusammenarbeit in der Weltmission ihre ganzheitliche, integrative und auch geistliche Dimension. Dieser Reduktionismus führt zu einer Dienstleistungsmentalität, die es zu vermeiden gilt. Fragen der Finanzierbarkeit von Projekten sollte eingebettet sein in das gemeinsame Unterwegssein, das geprägt ist von geistlicher Gemeinschaft, gemeinsamer Arbeit, dem gemeinsamen Ringen um die richtigen, der gesellschaftlichen Situation angemessenen Vorgehensweise und vom gemeinsamen Feiern.
Mir fallen auf Anhieb drei wegweisende Entscheidungen ein, an denen ich als Verantwortlicher der Missionsgesellschaft beteiligt war und die den einheimischen Partnern nicht gepasst haben. Und alle Entscheidungen hatten mit Geld zu tun. Wenn es um theologische Fragen ging, oder darum, wo eine Gemeindearbeit gestartet werden sollte und wie wir das gemeinsam umsetzen können, dann glich die Zusammenarbeit dem "Ziehen an einem Strang". Sobald Geld im Spiel war, bestand die Gefahr, dass sich die gemeinsame Arbeit in ein "Tauziehen" verwandelte.
Was bleibt? Die faktische Reduzierung der Partnerschaft auf Finanzfragen hinterlässt ein ungutes Gefühl in den Beziehungen.

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