Ein Sommer in Frankreich



Wir stellen die Zeit um. Wir verabschieden uns wohl oder übel auf klimatischem Wege vom Sommer und werden von böigen Winden in den Herbst hinein geweht.
Es ist noch nicht lange her, da waren wir mit Zelt, Auto und Fahrrädern im Land unserer Nachbarn, in Frankreich, unterwegs. Sehr beeindruckt hat uns neben den Tagen an der atlantischen Küste ein Besuch in den alten Klosterruinen in Cluny. Die Klosteranlage wurde als Benediktinerkloster am Ende des 9. Jh. gegründet und hat bis zur Französischen Revolution (1789) großen Einfluss auf die französische und europäische Kirchengeschichte gehabt. Das Land wurde den Mönchen von Ludwig dem Frommen, einem Sohn Karls des Großen, geschenkt. Der große Karl hatte eine Kirchenreform angestoßen und die Mönche setzten diesen Weg nun fort. Die Unabhängigkeit von Bischöfen und Königen und die alleinige Verantwortung gegenüber dem Papst nutzen die Cluniazenser, um ihre Macht auszudehnen. Bereits 994 gehörten 65 Klöster inkl. immenser Ländereien dem Hauptkloster in Cluny an.
Im Laufe des Mittelalters entstand in ganz Europa ein ausgedehntes Netzwerk von Klöstern, das sich von Spanien, über Frankreich, Italien bis ins heutige Polen erstreckte. Im Zuge dieser Expansion entstanden neue Klosterorden. Das Auf und Ab der Kirche, ihre internen Intrigen, die Kirche als politischer und wirtschaftlicher Machtfaktor, aber auch der positive Einfluss auf die Kulturgeschichte Europas lassen sich exemplarisch anhand der Geschichte des Klosters in Cluny nachzeichnen. Die wirtschaftliche Machtposition und die politische Vereinnahmung des Klosters wurden unter Kardinal Richelieu (1629), der gleichzeitig politischer Berater und Minister unter König Ludwig XIII. war, zementiert. Am Ende waren der absolutistische Staat und die Kirche die dominierenden Faktoren, die den Hass der Revolutionäre und Kirchenkritiker zzt. der Aufklärung auf sich zog. Dies führte zur Französischen Revolution. Große Teile der Klosteranlage in Cluny wurden in der Folgezeit zerstört oder für säkulare Zwecke (Schulen, Verwaltung) genutzt.
Geschichte ist faszinierend, wenn man in sie eintaucht, sie anfassen kann und sie auf sich wirken lässt. Und sie ist ein großer Lehrer. Wer durch die Anlagen von Cluny läuft, der fragt sich unweigerlich: Wozu ist die Kirche da? Was ist ihr Job? Wo soll sie sich einmischen und wovon sollte sie am besten die Finger lassen? 


Besuch der ehemaligen Klosteranlage des Benediktinierklosters von Cluny (Burgund/ Frankreich) im August 2014

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