Es geht auf die Zielgerade


… zumindest, was meine Tätigkeit am Theologischen Seminar Rheinland betrifft. Die vorletzte Lehrerklausur mit intensiven Beratungen über das Studienjahr 2013/14 und die anstehende Studienreform ist geschafft. Im Juni 2014 wird die Zeit am TSR für mich vorbei sein. Ich freue mich, dass das neue Studienjahr bald beginnt – und ich freue mich, dass es mein letztes ist. Denn ab Sommer 2014 geht es wieder zurück nach Afrika.
Über 30 neue Studierende erwarten wir am Ende des Monats zum Eröffnungsgottesdienst im Neues Leben-Zentrum in Wölmersen. Im kommenden Jahr werden 85 Schüler am TSR eingeschrieben sein. Ich freue mich auf das Wiedersehen, auf den „letzten Walzer“ und auf ein spannendes Jahr der Vorbereitung auf die Rückkehr nach Mali.
Die Leute fragen uns: „Warum bleibt ihr nicht in Deutschland? Dort habt ihr eure Familie, ein Haus, Arbeitsplätze, medizinische Versorgung. Warum wollt ihr das alles aufgeben und unbedingt nach Mali zurück, zurück in den Staub, in die Armut und in unsichere Verhältnisse? Und was wird aus euren Kindern?
Es ist ganz nett und auch beruhigend, in einem Land zu leben, wo die Versorgung gewährleistet ist und man sich ein gutes bürgerliches Leben aufbauen kann. Doch Haus, Verwandtschaft, Freunde, medizinische und wirtschaftliche Versorgung dürfen uns nicht daran hindern das zu tun, was Gott von uns möchte. Deutschland zu verlassen und nach Mali zu gehen, das bedeutet sicherlich auch Opfer und Verzicht. Verzicht ist für uns aber etwas Positives, wenn er einem höheren Ziel dient und man dazu nicht gezwungen wird, sondern sich frei dafür entscheiden kann.
Ein gewisses Gefühl der Unsicherheit reist immer mit. Doch bei Mission steht nicht der negativ besetzte Gedanke des Verzichts im Mittelpunkt. Mission ist für uns etwas sehr Positives und Wertvolles. Auf den Spuren Gottes in dieser Welt entdecken wir großartige Dinge, die unseren Horizont enorm erweitern. Und wir  haben in der Vergangenheit erfahren, dass uns die afrikanische Kultur sehr bereichert hat und damit Vieles von dem ausgleicht, worauf wir im Vergleich zu Deutschland verzichten müssen. Neue Freunde, andere kulturelle Sichtweisen, neue Sprachen, Glücklich sein, obwohl man nicht alles hat …
Und außerdem gibt es auch in Mali Häuser und Ärzte. Zwei unserer Kinder sind in Mali geboren worden. Und mit Kronen und Zahnfüllungen kennen sich auch malische Zahnärzte aus … Es ist nur wichtig, dass man nicht zu viel vergleicht, sich anpasst und flexibel ist.
Von 1988 bis 2006 waren wir lange Zeit mit unserer Familie unterwegs in Mali. Dort haben wir uns in den verschiedenen Bereichen der Gemeindegründung, der strategischen Leitung, medizinischen Arbeit und theologischen Ausbildung engagiert. Wir haben Gemeinden gegründet und Fundamente gelegt.
2006 sind wir mit unserer Familie nach Deutschland zurückgekommen, um unsere Kinder zu begleiten und ihnen gute Voraussetzungen für eigene Lebensperspektiven zu ermöglichen. Mittlerweile sind sie alle erwachsen, gehen eigenständige Wege, sind eingebunden in ihre sozialen Netzwerke und wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen können. Kinder loszulassen ist nicht einfach. Aber es hat entscheidend etwas mit Vertrauen in die eigene Erziehung zu tun. Wir haben unseren Kindern das mitgegeben, was aus unserer Sicht wichtig ist, um im Leben zu bestehen. Wir haben versucht ihnen vorzuleben, dass es wichtig ist, Jesus zu kennen, diszipliniert zu arbeiten, Ziele anzustreben und zu erreichen und Gott einzubeziehen in den eigenen Lebensweg. Und jetzt vertrauen wir, dass das hängen geblieben ist und sie damit klar kommen, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen und tun, was Gott von ihnen möchte.
Für uns bestand durchaus die Option, für immer in Deutschland zu bleiben. Doch die Tür einer möglichen Rückkehr nach Mali wollten wir nicht ganz zustoßen. Während der verschiedenen Aufenthalte in Mali, seien es Urlaubszeiten oder bei missionarischen Einsätzen, haben wir gemerkt, wie sehr uns Mali und seine Menschen am Herzen liegen. Und wir sind in Mali immer wieder gefragt worden: Wann kommt ihr wieder zurück? Es gibt noch so viel zu tun für euch.
Hinzu kommt, dass ich im Laufe der Jahre gemerkt habe, dass ich in Deutschland nicht die Akzente setzen kann, die ich in Mali setzen könnte. Ich hatte das Gefühl, „mit angezogener Handbremse“ zu agieren und dass ein Großteil meiner Begabungen brach liegt. Mir haben die Weite und die Freiheit gefehlt, die mein Leben als Missionar über die Jahre geprägt haben. Irgendwann stellt sich dann die Frage: Kannst du dir vorstellen, die restlichen Jahre deines Arbeitslebens mit dem zu verbringen, was du gerade tust? Und diese Frage konnte ich in meinem Herzen nicht beantworten, ohne ständig an Mali zu denken.
All diese Überlegungen haben schließlich zu dem Entschluss geführt, dass wir im Sommer 2014 wieder zurückgehen nach Mali. Dort erwarten uns Herausforderungen und ein nach der politischen Krise verändertes Land.  Es erwarten uns Arbeiten, die aus unserer Sicht notwendiger zu tun sind als das, was wir gerade in Deutschland tun. Und wir geben zu, dass auch etwas Nostalgie dabei ist, wenn wir an Mali denken. Wir freuen uns auf die restliche Zeit in Deutschland, auf die Arbeit, die noch zu tun ist und auf alle Begegnungen.

Weitere Infos gibt es hier: www.camali.jimdo.com

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