Alles viel zu gefährlich ... oder was?


„In Afrika ist es viel zu gefährlich. In den Medien lese ich dauernd von Bürgerkriegen und gewaltsamen Auseinandersetzungen. Da kriegen mich keine zehn Pferde hin“. So beschreiben einige meiner Gesprächspartner die Lage, wenn wir auf die Sicherheit in Mali und andere afrikanische Länder zu sprechen kommen.
Mein Eindruck ist, dass wir im Westen die Fragen nach Risiko und Sicherheit mit zweierlei Maß messen. So ist auf der Seite des Auswärtigen Amtes zu lesen: „Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Bamako (Hauptstadt Malis) wird abgeraten. Auch wenn sich die Sicherheitslage in der Hauptstadt entspannt hat, besteht weiterhin ein erhöhtes Risiko, Opfer von Entführungen und/oder Gewaltverbrechen zu werden. In Bamako wurden die Sicherheitsmaßnahmen bei der Zufahrt zum Flughafen und am Flughafen selber verschärft (Straßenkontrollen, Streifen).“ Fakt ist, dass es auch während der Zeit der Krise und nach dem Militärputsch im März 2012 keinerlei Entführungen von westlichen Bürgern in Bamako oder im südlichen Mali gegeben hat – nachzulesen auf der Homepage von controlrisk. Dies wird jedoch offiziell in diplomatischen Kreisen nicht erwähnt bzw. vernachlässigt. Trotz der Androhung von Anschlägen in der Wahlperiode im August/September 2013, ist die Wahl friedlich verlaufen und es bestand keinerlei Gefahr. Zunehmend kehren auch westliche Personen nach Mali zurück, um sich in der kirchlichen und entwicklungspolitischen Arbeit zu engagieren. Diese positiven Entwicklungen werden zu wenig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Die o.g. amtliche Erklärung löst trotz aller Differenzierung bei unbedarften Personen das Gefühl aus: „Bleib lieber zu Hause, solange noch ein gewisses Restrisiko besteht.“

Szenenwechsel …
In Berlin wurde vor einigen Tagen eine 20-jährige Frau Opfer eines gewalttätigen Raubüberfalls, dem sie nur knapp entkommen ist. Mit letzter Kraft konnte sie ein Krankenhaus aufsuchen und behandelt werden. Aber nirgendwo ist zu lesen, dass vor Reisen nach Berlin Abstand zu nehmen wäre.
In Österreich dreht ein Irrer durch, knallt Menschen mit seiner Flinte ab und es kommt bei der landesweiten Verfolgung zu Todesopfern. Dennoch werden auch weiterhin Touristen in die Alpenrepublik strömen. 
In Schulen westlicher Städte kommt es regelmäßig zu Amokläufen, wo traumatisierte und irre Menschen ihre Mitbürger abschießen. Das versetzt die Betroffenen für eine bestimmte Zeit in Angst und Schrecken. Die Schulen werden geschlossen und nach der Trauerzeit wieder geöffnet. Keiner würde jedoch auf die Idee kommen aufgrund dieser Ereignisse eine Reisewarnung auszusprechen: „Vor Reisen nach XY ist wegen der latenten Gefahr, die von Psychopaten und Irren ausgeht, bis auf Weiteres abzusehen.“ 
Im Ranking der gefährlichsten Städte der Welt, kürzlich veröffentlicht im Kölner Stadtanzeiger, rangiert die US-amerikanische Stadt Detroit an vierter Stelle, direkt nach einigen kriminellen Dauerbrennern in Lateinamerika und Afrika, wo Drogenmafia und terroristische Splittergruppen ihr Unwesen treiben. „Mit dem Niedergang der Automobilindustrie ist Detroit in den vergangenen Jahren zur kriminellsten Großstadt der USA aufgestiegen. 2008 wurden hier 40,6 Morde, 36,4 Vergewaltigungen und 675,1 Überfälle pro 100.000 Einwohner begangen. Zu kämpfen hat die Polizei vor allem mit dem Drogenhandel und der Prostitution.“ – so die Kölner Zeitung. Das Auswärtige Amt weist auf die terroristische Bedrohung und erhöhte Sicherheitskontrollen bei Reisen in die USA hin und darauf, sich vor Taschendieben in Acht zu nehmen. Dass man möglicherweise in Detroit Angst um sein Leben haben muss, ist dort nicht zu lesen.
Die westliche Perspektive in Bezug auf die Frage nach Risiko und Sicherheit ist sehr stark auf das individuelle Wohl, auf günstige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen konzentriert. Positive Entwicklungen in ehemals unsicheren Regionen z.B. in Afrika werden zu wenig gewürdigt und problematische Entwicklungen in Teilen des Westens werden im Verhältnis dazu in den amtlichen Warnmeldungen verharmlost bzw. als bedauerliche Momentaufnahmen ohne Auswirkung auf die langfristige Entwicklung der Sicherheit dargestellt. 
Natürlich ist es wichtig, auf Gefahren und Risikopotentiale hinzuweisen. Nur, wenn man dies tut, dann sollte dies auf eine ausgewogene Weise geschehen und nicht einseitig. 
In keinem Teil der Welt kann absolute Sicherheit garantiert werden. Überall gibt es ideologisch verwirrte Irre, geldgierige Entführer und mental desorientere Menschen, die mit Waffen in der Hand ihr Unwesen treiben und Unsicherheit verbreiten.

Quelle Graphik: http://www.controlrisks.com

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