Mali | zwischen Hoffnung und Entsetzen


Der Wahlkampf in Mali ist in seiner heißen Phase. 28 Politiker hatten ihre Kandidatur zur Präsidentschaftswahl am 28. Juli angemeldet. Ein Kandidat ist inzwischen abgesprungen. Die Zeit sei viel zu kurz, die Wahlen seien schlecht vorbereitet und der Druck der Franzosen auf die Einhaltung der Fristen viel zu groß, so die Begründung. In weiten Teilen der Bevölkerung hält man die Termine der einzelnen Wahlgänge für zu früh angesetzt. Der amtierende Übergangspräsident Traoré hat letzte Woche jedoch bekräftigt, dass er selbst und nicht die französische Regierung den Termin festgelegt und befürwortet habe. Inzwischen sind zahlreiche Wahlbeobachter in Mali eingetroffen. Die Kandidaten sind auf einen fairen Wahlkampf eingeschworen worden. Die erste Woche des offiziellen Wahlkampfes ist zufriedenstellend verlaufen. Die Armee wird geschult und auf ihre neutrale Rolle bei den Wahlen vorbereitet.
Inzwischen sind die Banken in Gao, Timbuktu und Mopti wieder geöffnet worden. Normalität kehrt zurück. Der Gouverneur der Region Kidal, die zuletzt noch umkämpft war, ist zurück in seinem Amtssitz und bereitet die Wahlen gemeinsam mit den Sicherheitskräften vor.
Bei Patrouillen im sandig felsigen Gelände des nördlichen Mali ist die Leiche eines Weißen entdeckt worden. Es handelt sich um Philippe Verdon, einen Franzosen, der im November 2011 von radikalen Islamisten entführt worden war.  Aus Paris ist nach der Autopsie des Leichnams zu hören, dass Verdon mit einem Kopfschuss getötet wurde. Diese Tatsache ist ein harter Schlag für die betroffene Familie, die bis zuletzt auf eine Freilassung gehofft hatte – aber auch für die Freunde und Angehörigen der übrigen noch festgehaltenen Entführungsopfer irgendwo in einer Felsgrotte des Sahel oder in der sandigen Sahara.
Für die Malier ist die hohe Teuerungsrate, der enorme Anstieg der Lebenshaltungskosten das zentrale Thema des Wahlkampfes. Ein kleine Dose Trockenmilch kosten inzwischen 7 € und für 5 kg Kartoffeln müssen 5,85 € gezahlt werden. Die Spritpreise sind in den letzten Monaten um 50 % gestiegen. Das führt dazu, dass alle Waren, die aus größerer Distanz angeliefert werden müssen, sich zusätzlich verteuern. Hinzu kommt, dass viele Preise (z.B. Gas, Benzin,  Reis und Hirse, Zucker und Mehl) von zentraler Stelle aus festgesetzt werden und der freie Markt dadurch keine Chancen zu einer vernünftigen Preisbildung hat. Subventionierte Lebensmittel aus dem Ausland werden mit einem künstlichen Aufschlag versehen und dadurch teurer als im Land produzierte Waren. Dies ist z.B. beim Reis der Fall, so Alphaly, ein malischer Journalist. Die Vermutung liegt nahe, dass die künstlichen Gewinne in den Geldbeutel der politischen Elite fließen. „Die große Mehrheit der bekannten Händler sind in Wirklichkeit nur die Namensgeber für die politische Elite. Die wahren Aktionäre sind die Entscheidungsträger der letzten 20 Jahre. Das führt dazu, dass die Subventionen absolut keine Auswirkungen auf den Verkaufspreis haben und die einfache Bevölkerung leer ausgeht“, so die gängige Meinung eines jungen malischen Juristen. Die einfachen Leute in Mali setzen ihre Hoffnung, wie schon so oft, auf eine neue Regierung, die zugunsten der Mehrheit der Bevölkerung entscheidet und eine vernünftige Preispolitik betreibt, die das Leben erträglich macht.

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