Wozu ist Theologie gut?

Schock deine Eltern - Studier' Theologie! Der Slogan spricht Bände.Wen interessiert das schon? Nachdenken über Gott - Mensch. Jesus - Kirche. Liebe - Vernunft. Eucharistie - Liturgie. Schlagwörter, die irgendwie abstrakt klingen, nur für Insider gedacht sind und auf den ersten Blick nicht viel mit dem Leben zu tun haben. So verstanden ist Theologie in der Tat ein Schock für Eltern, die sich so sehr gewünscht hätten, dass Tochter und Sohn was Vernünftiges lernen. Also schaun wir mal nach, ob das Voruteil stimmt. Ist Theologie lediglich eine lebensfremde Wissenschaft? Und wie sollte sie betrieben werden, dass sie wirklich etwas mit dem Leben zu tun hat?

Was ist Theologie?

Theologie ist die Lehre von Gott. So zumindest haben es die alten Kirchenväter gesehen. Ursprünglich bezog sich der Begriff nur auf die Person Gottes und sein Wesen. Die christliche Lehre im Allgemeinen und das alltägliche Leben blieben zunächst außen vor.
Gott existiert jedoch nicht für sich alleine. Er hat sich in der Welt offenbart. Er steht in Beziehung zu Menschen. Er kennt sich aus in der Welt. So ist es eindeutig aus den biblischen Schriften zu entnehmen.
Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, den Begriff der Theologie auszuweiten und die Welt mit in die theologischen Überlegungen einzubeziehen.
Theologie bedeutet: Menschen denken über Gott und sein Handeln mit der Welt nach und fragen, welche Konsequenzen sich daraus für ihr eigenes Leben ergeben. Theologie greift Fragen des menschlichen Lebens auf. Sie versucht darauf eine Antwort im Licht von Gottes Offenbarung in der Bibel zu finden und so zu formulieren, dass Menschen damit etwas in ihrem Leben anfangen können.
Wenn Gott in Beziehung zur Welt steht, dann muss folglich auch die Theologie etwas mit den Menschen und ihren Lebensumständen zu tun haben.
Wir betreiben nicht Theologie um Gottes, sondern um unser selbst willen. Konkret soll sie sein, die Theologie - nicht in der Theorie stecken bleiben, abgehoben und abstrakt. Gott benötigt unsere exegetischen Künste nicht und die systematischen, teilweise sehr abgedrehten spekulativen Gedanken über sein Wesen und die Welt auch nicht.
Theologie ist jedoch „eine wichtige Voraussetzung, um in Fragen der Religion, der Auslegung der christlichen Tradition und der Gestaltung des Lebens im privaten, kirchlichen und öffentlichen Bereich begründet Stellung beziehen zu können“ (Dörnemann). Theologie soll einen kontextualen Bezug haben. Theologie wird betrieben im Spannungsfeld zwischen Analyse und Synthese, zwischen Rückbesinnung auf Traditionen, Gegenwartsbezug und Zukunft.
Da die Bibel Grundlage der theologischen Arbeit ist, ist die gewissenhafte historisch-analytische Erforschung der überlieferten biblischen Texte eine wesentliche Voraussetzung. „Jedoch liegt die Existenzberechtigung der Theologie nicht in der Exegese, sondern in der relevanten, pragmatischen und zukunftsorientierten Lebensgestaltung der Menschen.“ (Klement).
Unterschiedliche Disziplinen (Bibelwissenschaft, Historische Theologie, Systematische Theologie und Praktische Theologie) und unterschiedliche Methoden wissenschaftlichen Arbeitens helfen, die theologische Urteilsfähigkeit zu schärfen und gezielt Antworten auf Fragen der Zeit zu finden.
Für den CDU-Politiker Wolfgang Schäuble hat die „Theologie eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Sie soll Menschen ihrer ethischen Grundwerte vergewissern. Die Antworten der Theologie haben Leitbildfunktion. Theologie bietet Orientierung in der pluralistischen Desorientierung“.

Worin bestehen die Aufgaben der Theologie?

  • ORIENTIEREN: Theologen haben die Aufgabe, die Gemeinde Jesu in ihrem Glauben zu festigen, ihre missionarische Sendung in die Welt zu begleiten und Orientierung zu bieten.
  • KRITISCH BEGLEITEN: Theologen sollen aber auch das Leben und Denken in den Gemeinden kritisch begleiten. Nicht alles, was die Kirche tut, ist hilfreich oder biblisch zu rechtfertigen. Konservative Engführungen und Einseitigkeiten müssen ebenso entlarvt werden wie die liberale Aufweichung des Evangeliums.
  • ERINNERN: Theologen sollen ihre prophetische Stimme erheben, wenn die Kirche sich um sich selber dreht und ihren gesellschaftlichen und missionarischen Auftrag vergisst. Ein Blick in Gottes große Geschichte, die in der Bibel erzählt wird, ist dabei unverzichtbar.
  • ÖFFENTLICH STELLUNG BEZIEHEN: Theologen haben auch eine Verantwortung in der Gesellschaft. Sie sollen die Trends der Gesellschaft wahrnehmen und analysieren und mutig Stellung beziehen, wenn biblische Werte mißachtet, die Freiheit der Gemeinde Jesu eingeschränkt und das Recht der Minderheiten mit Füßen getreten wird.
Wie sollen Theologen auftreten?

  • Theologen melden sich zu Wort. Das gesprochene und geschriebene Wort ist ihr privilegiertes Werkzeug.  Damit gehen sie in die Öffentlichkeit und sie legen sich fest. Sie eröffnen den Dialog und machen sich angreifbar für ihre Kritiker.
  • Theologen wissen um ihr fragmentarisches, lückenhaftes Wissen und sind deshalb offen für Kritik. Sie sind bereit, ihre Positionen zu überdenken und wenn nötig zu revidieren.
  • Theologen haben den Mut, zu ihren Überzeugungen zu stehen und sie zu verteidigen.
  • Theologen formulieren keine allgemeinen Herrlichkeiten. Sie haben den Mut, konkret zu werden und Profil zu zeigen. Theologische Positionen, die der Mehrheit in Kirche und Gesellschaft nach dem Mund reden, sind wie glatte Slicks, die nur für die schönen Tage geeignet sind und ihre Bedeutung verlieren, wenn es regnet und Reifen mit Profil benötigt werden.
  • Theologen finden eine gute Balance zwischen bestätigender Ermutigung und provokativer Herausforderung.
  • Theologen tragen durch ihr Auftreten dazu bei, dass eine Kultur der Kommunikation erlernt wird, die geprägt ist von Ehrlichkeit, Offenheit und gegenseitigem Respekt.
  • Theologen nehmen sich die Freiheit, Themen so anzusprechen, wie sie es auf der Grundlage der Bibel und vor Gott verantworten können.
  • Theologen haben einen Stand im konkreten Leben, engagieren sich in Kirche und Gesellschaft und bleiben so bodenständig.
  • Theologen wissen, dass nicht das Nachdenken und Ringen um Antworten, sondern die Anbetung Gottes das höchste Ziel der Theologie ist. Gott ist nicht in erster Linie der "wissenschaftliche Gegenstand" der Theologie, sondern ihr größtes Geheimnis.
Theologie zu studieren lohnt sich, weil sie lebenswichtige Denk- und Handlungshorizonte eröffnet, die im hektischen Alltagsgeschäft unterzugehen drohen. Gott hat etwas mit der Welt zu tun. Er hat etwas vor mit ihr. Daran zu erinnern und gründlich darüber nachzudenken - das ist die Aufgabe einer Gott und dem Leben zugewandten Theologie.
 Bildnachweis: http://infostelle.kibac.de

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