Was ist Mission ?





Mission …                                                                                    
Mit Gott unterwegs in der Welt.
Christus verkündigen. Gemeinden bauen. Gesellschaft gestalten.

Der Begriff „Mission“ ist umstritten und wird mittlerweile inflationär gebraucht. Unternehmen sprechen von Mission. Die NASA hat eine Weltraummission. Organisationen und Einzelpersonen feilen an ihrem Image und Profil, indem sie ein Missionstatement formulieren und dieses ständig präzisieren.
Auch Christen sprechen von Mission. Historisch gesehen verlief die Mission der Kirche  seit dem 16. Jahrhundert parallel zu eurozentrierten Zivilisierungsprozessen. Diese wurden geprägt und begleitet von Kolonialisierung und Imperialismus. Dies führte dazu, dass die christliche Mission in Misskredit und in eine Krise geriet.

Drei Faktoren haben aus meiner Sicht zu Missverständnissen und Einseitigkeiten geführt und den Begriff der Mission in Misskredit gebracht:
Eurozentrismus: Mission geht von Europa bzw. der westlichen Kultur aus und wird von deren theologischen und missionsstrategischen Denkschemata geprägt. Der Westen fungierte als zivilisatorischer Dominator der restlichen Welt. Dies führte zu Komplexen in den Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas.
Gefahr: Das Christentum wird als westliche Religion wahrgenommen und als Instrument, die Welt unter den Einfluss westlicher Kultur zu bringen.
Ekklesiozentrismus: Mission wurde missverstanden als ein von der Kirche (Ekklesia) ausgehender Prozess der weltweiten Christianisierung. Missionsgesellschaften erklärten die Gründung und Pflege von Gemeinden als vorwiegendes Ziel missionarischer Arbeit. Als Vorbild dienten dazu meist die Herkunftskonfessionen der ausgesandten Missionare (konfessionelle Mission: baptistische, lutherische, presbyterianische, katholische Mission).  
Gefahr: Junge Gemeinden in der Zwei-Drittel-Welt wurden hineingezogen in die konfessionellen Grabenkämpfe des traditionellen Christentums und waren nicht wirklich frei, ihr eigenes Bekenntnis zu formulieren und eigene theologische Konzepte zu entwickeln.
Christozentrismus: Christus steht im Mittelpunkt der Verkündigung. Dies ist nicht verwerflich – im Gegenteil. Jedoch war die Verkündigung zu enggeführt. Christus verkündigen hieß in den meisten Fällen der vom evangelikalen Mainstream dominierten Missionsarbeit, seinen Tod, die Vergebung der Sünden und die Auferstehungshoffnung zu verkündigen.
Gefahr: Die Gesamtheit und Ganzheitlichkeit der biblischen Botschaft bleibt auf der Strecke. Aspekte aus der Schöpfungstheologie, die vom Exodus Israels aus Ägypten geprägte heilsgeschichtliche und politische Dimension, die Rückbindung der jesuanischen Botschaft an das Gesetz und die prophetische Ethik des Alten Testament, sowie die sozialtransformatorischen Aspekte der Botschaft Jesu und das Vorbild seines Lebens kamen nur unzureichend zur Sprache. 

Wenn Mission von Gott ausgeht, dann muss sie trinitarisch begründet werden und alle Aspekte menschlicher Existenz ansprechen. Die folgenden Zeilen sind mein Versuch, Ursprung und Ziel von Mission zu beschreiben:

Der dreieinige Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist ist Initiator und Akteur seiner weltweiten Mission.
Mission ist ein vom dreieinigen Gott ausgehender, von Gott autorisierter und auf Gott hinweisender Prozess der dynamischen und transformatorischen Grenzüberwindung.
Ziel Gottes ist die Veränderung von Menschen und ihrer Lebensumstände, die Beteiligung von Menschen, die Erneuerung von Himmel und Erde und die Aufrichtung seiner Herrschaft.

Mission geschieht zielbewusst und ist von dem Wissen geprägt, von Gott gesandt zu sein (Sendungsbewusstsein).
Mission geschieht grenzüberschreitend und in der Autorität des dreieinigen Gottes.
Missionare sind mit Gott unterwegs in der Welt.
Missionare inszenieren nicht selbst Mission. Sie nehmen lediglich an Gottes Mission teil.
Da Mission von Gott als Schöpfer, Erhalter, geschichtsmächtigem Herrn, Erlöser und Vollender der Welt ausgeht, kann Mission nur ganzheitlich begründet und praktisch umgesetzt werden. Sie betrifft auf eine integrale Weise alle Lebensumstände der Menschen.

Evangelisation ist ein wichtiger Bestandteil der missionarischen Existenz der Gemeinde Jesu in der Welt. Die gute Nachricht der Bibel wird bezeugt und von Christen glaubwürdig gelebt. Evangelisation betont den Wortcharakter der missionarischen Dynamik.
Während Mission eher die dynamische Mentalität und Gottes Heilshandeln in der Welt zum Ausdruck bringt, betont Evangelisation eher den qualitativen Inhalt der Mission. Evangelisation weist hin auf Gottes ganzheitliches Handeln in der Welt und geht damit über das explizite Heilshandeln Gottes in Jesus Christus durch Kreuz und Auferstehung hinaus. Evangelisation geschieht als „Wahrheit in Begegnung“. Menschen werden in ihren jeweiligen Lebensumständen ernst genommen (kontextuell), Leben wird geteilt (inkarnatorisch), der Herrschaftsanspruch Gottes wird verkündigt (anspruchsvoll) und mitten ins Leben und das gesellschaftliche Leben hinein verkündigt (relevant).

Mission bringt die dynamische Mentalität des Evangeliums zum Ausdruck.
Evangelisation präsentiert den qualitativen Inhalt der biblischen Botschaft.

Aus dieser Grundlage ergeben sich Möglichkeiten, folgende Gefahren zu umgehen:

GEFAHR 1:
Mission ohne Evangelisation:
Mission bleibt zweifelhaft, da dynamische Grenzüberschreitung ohne den Hinweis auf die inhaltliche Qualität veränderten Lebens ins Leere läuft.

GEFAHR 2:
Evangelisation ohne Mission:
Evangelisation bleibt statisch und irrelevant, weil sie als Verkündigung objektiver Wahrheiten die dynamische Veränderung konkreter, kontextgebundener Einstellungen und Lebensumstände aus den Augen verliert. Evangelisation ist nur dann Verkündigung guter Nachricht, wenn sie Proklamation bibl. Wahrheit mit Situationsrelevanz verbindet.

AUSWEG: 
Mission muss verstanden und praktiziert werden als Partizipation an Gottes Sendung in die Welt, die die inkarnatorische Sendung der Kirche in die Welt einschließt und die integrativ evangelistische Verkündigung und ganzheitliche Transformation kollektiver Lebensumstände von Menschen gleichermaßen berücksichtigt.
Jede missionarische Aktion muss implizit oder explizit den Hinweis auf die verändernde Kraft des Evangeliums hinweisen. Die Evangelisation darf sich hingegen nicht auf die Veränderung der individuellen Beziehung des Menschen zu Gott beschränken, sondern soll auf die holistisch-transformatorische Kraft des Evangeliums hinweisen.

Eine Religion wird nur dann in einer bestimmten Kultur Wurzeln schlagen und nachhaltige Veränderungen erzeugen, wenn sie nicht nur individuell-spirituell-vertikal, sondern auch sozial-kollektiv-horizontal ausgerichtet ist.

Begriffserklärungen:
Eurozentrismus = auf Europa und dessen Kultur ausgerichtet und von ihr dominiert
Ekklesiozentrismus = von der Kirche initiiert, verwaltet und auf sie ausgerichtet
Christozentrismus = die Person, insbesondere das Erlösungswerk Jesu im engeren Sinne steht im Vordergrund.
Zivilisierung = Versuch der westlichen Länder, den Bevölkerung in Lateinamerika, Asien und Afrika ihr Weltbild, ihre Werte, ihr Erziehungssystem aufzuzwingen und als die westliche Kultur als überlegen darzustellen.
Impeialismus = Bestrebungen eines Staates, sich andere Regionen zu unterwerfen und ihnen ihre Gesetzgebung und Wirtschaftsordnung aufzuzwingen
Kolonialismus = systematische Besiedlung fremder Regionen 
Akteur = einer von dem eine Handlung ausgeht
Konfession = Bekenntnisgrundlage einer Kirche 
sozialtransformatorisch = Veränderungsprozesse, die das gesellschaftliche Zusammenleben betreffen
missional = die Mission steht im MIttelpunkt allen Denkens und Handelns
Dynamik = zielgerichtete, kraftvolle Bewegung 
Kreator = Schöpfer
Mediator = Vermittler (hier: Vermittler des göttlichen Wesens und des Heils)
Inspirator = Ideengeber
Kreator = Schöpfung
Inkarnation = Menschwerdung Jesu; Gott wird Mensch
Expansion = Ausdehung
Transformation = Veränderungsprozesse, die vom Evnagelium ausgehen und sich im Leben der Menschen, ihrer Kultur und Gesellschaft auswirken
Ekklesia = griechisches Wort für Gemeinde (aus dem politischen Bereich; Bedeutung: die Herausgerufene Versammlung von Bürgern, die Verantwortung für ihre Gesellschaft wahrnehmen)
Existenz = Lebensgrundlagen des Menschen
kontextuell = den Lebensumständen der Menschen entsprechend, mit denen man es zu tun hat
relevant = bedeutsam
Mentalität = Einstellung, Prägung
Qualität = der innere Wert einer Sache
individuell = den einzelnen Menschen betreffend
spirituell = geistlicher Bereich
vertikal = nach oben ausgerichtet (hier: persönliche Beziehung zu Gott)
sozial = öffentlich
kollektiv = eine gesellschaftliche Gruppe betreffend
horizontal =den Gesichtskreis betreffen, das, was der Mensch von links nach rechts mit seinen Augen wahrnimmt (hier: die innerweltlichen Bezüge, Lebensraum des Menschen, seine Beziehungen usw.)


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