Unsere Reise nach Mali | erhitzte Gemüter und politische Bewegung im Monat Ramadan


Kommenden Sonntag werden wir unsere Urlaubsreise nach Mali antreten. Unter den aktuellen Umständen werden wir das Flugzeug wohl mit einer gewissen Anspannung besteigen. Denn – Mali ist nicht mehr das, was es war. Trotz allem leben dort Menschen, die uns am Herzen liegen.

Von außen betrachtet scheint sich in Mali ein gewisser Status Quo einzustellen. Die Fronten sind klar. Mali ist de facto geteilt. Im Norden herrschen die radikalen Islamisten, die die zwangsweise Einführung der Scharia vorantreiben. Im Süden geht das Leben seinen normalen Gang. In der Hauptstadt sind sich die politischen Akteure immer noch nicht einig, wie eine künftige Regierung der nationalen Einheit aussehen soll. Irgendwo dazwischen formieren sich Gruppierungen zu einer Art Landwehr. Es sind junge Leute, die sich militärisch ausbilden lassen und die Rückeroberung der verlorenen Gebiete im Norden Malis aus eigenem Antrieb erzwingen wollen. Das ist ein starkes Signal, gleichzeitig aber auch ein klarer Vorwurf an die mangelnde Durchschlagskraft der offiziellen Politik und das ewige Gerede der westafrikanischen und internationalen Strategen. Die Polizeistation der nördlich von Mopti gelegenen Stadt Douentza befindet sich Pressemitteilungen zufolge wieder in der Hand der staatlichen Polizei, nachdem dort zuvor Rebellen die Oberhand hatten. Dieser momentane Erfolg ist auch den zivilen Widerstandsgruppen zuzuschreiben.
Der Monat Ramadan hat am 20. Juli begonnen. Während des Fastenmonats erhitzen sich traditionell die Gemüter. Die Zahl der Verkehrsunfälle steigt wegen Unkonzentriertheit und die Preise der Grundnahrungsmittel schnellen in die Höhe.
Unterdessen wächst der Druck der internationalen Staatengemeinschaft auf die Politiker in Bamako. Die EU hat sich bereit erklärt, einen möglichen Militärschlag zur Rückeroberung des besetzten Nordens unter der Schirmherrschaft der Afrikanischen Union und der UNO strategisch zu unterstützen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Regierung des Landes sich stabilisiert und der Prozess der Konsolidierung der demokratischen Institutionen vorangetrieben wird. Gegner des Putsches vom März erheben schwere Vorwürfe gegen den aktuellen Regierungschef Diarra und werfen ihm Vetternwirtschaft und mangelndes politisches Geschick vor. Eine Sitzung jagt die andere, aber konkrete Ergebnisse kommen dabei nicht heraus.
In Sévaré und Mopti (ca. 700 km nördlich von Bamako) befindet sich eine Militärbasis, wo junge Soldaten rekrutiert werden. Wenige Kilometer nördlich davon beginnt die unsichere Zone und Islamistengebiet.
In Soufouroulaye (15 km südlich von Mopti), dort wo wir Anfang der 1990er Jahre eine Gemeinde gegründet haben, befindet sich ein Jugendcamp, wo ebenfalls Jugendliche militärisch ausgebildet werden.
Die ehemaligen Tuaregrebellen haben sich vor einigen Wochen von den radikalen Islamisten getrennt und der Errichtung eines unabhängigen Staates mittlerweile eine Absage erteilt. Sie erwägen nun den Kampf gegen Ansar Dine (islamistische Gotteskämpfer), ihre ehemaligen Verbündeten. Man hat den Eindruck, dass sich Einiges zusammenbraut. Es erscheint jedoch illusorisch, eine Lösung durch politische Gespräche zu erreichen. Der mehr oder wenig gut koordinierte Militärschlag scheint nur eine Frage der Zeit.
Inzwischen haben sich keine der viel diskutierten Lösungsansätze als praktikabel erwiesen und es ist nicht auszuschließen, dass das Tauziehen weitergeht – auf Kosten der unterdrückten Bevölkerung im Norden. Erklärungen von heute, können morgen schon wieder kalter Kaffee sein.
Die Rückkehr des Übergangspräsidenten nach Mali wird mit Spannung erwartet. Er befindet sich seit dem Attentat auf ihn im Monat Mai in medizinischer Behandlung in Frankreich. Der französische Außenminister wird im Laufe der Woche in mehreren westafrikanischen Staaten erwartet, um die politische Krise in Mali zu beraten.

Wir werden uns vorwiegend in der Hauptstadt Bamako aufhalten und dort Freunde, ehemalige Kollegen und Gemeinden besuchen. Außerdem werde ich predigen und einige Stunden Missionstheologie unterrichten. Eine Reise ins Innere des Landes ist auch vorgesehen. Jedoch werden wir uns hüten zu weit in den Norden zu reisen und auf gefährdetes unsicheres Terrain vorzudringen. Unser gesunder Menschenverstand und das Anraten unserer malischen Freunde halten uns zzt. davon ab. Auf ein tête à tête mit Radikalen und Rebellen verzichten wir gerne. Dennoch ist es uns ein Anliegen, unseren malischen Geschwistern in dieser angespannten und unsicheren Situation unsere Solidarität zu zeigen, unsere Freundschaft zu ihnen zu pflegen und gemeinsam zu beten – für ihre Familien, für die Gemeinden und die politische Entwicklung im Land.

Kommentare

  1. Ich wünsche Euch Gottes Segen, viel Weisheit und eine gute Zeit in Mali. Und kommt behütet wieder zurück. Wir brauchen Euch auch ...
    Hansi

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