Malireise 2012 | Theologische Ausbildung, Politik und Hungerhilfe

Nach unserem Frühstück versuchen wir den Tag zu organisieren. Einer meiner ehemaligen Kollegen an der FATMES, Tiowa Diarra, möchte uns treffen und stattet uns einen Besuch in unserem Quartier ab. Sehr schnell kommen wir ins Gespräch über die aktuelle Lage an der FATMES. Tiowa ist seit 2003 Lehrer für Altes Testament und bereitet gerade seine Doktorarbeit vor.
Wir sind glücklich, dass die FATMES schon 10 Jahre besteht. Die Direktion liegt in malischer Hand. Es waren die afrikanischen Dozenten, die trotz der Rückkehr einiger Missionare nach dem Staatsstreich, die Kontinuität der Arbeit gewährleistet haben.  Bis auf wenige Tage ist der Unterricht weiter gegangen. Die autonome Finanzierung des akademischen Betriebs funktioniert immer noch. Immer wieder schreiben sich neue Studierende in die verschiedenen Programme ein.
Was die politische Entwicklung angeht, so ist er guter Dinge und blickt optimistisch in die Zukunft.

Sehr aufschlussreich war auch das Treffen mit E., einem meiner ehemaligen Studenten an der FATMES, der zufällig hereinschneit und uns grüßt. Wir wollen wissen, wie es ihm, seiner Familie und der Gemeinde geht und wie sie die Krise bisher erlebt haben. „Die Tage unmittelbar nach dem Staatsstreich waren sehr angespannt. Keiner hat sich nach draußen gewagt. Viele Zivilisten sind im Kugelhagel der zerstrittenen Armeeeinheiten auf den Straßen Bamakos ums Leben gekommen“, erinnert sich E.. Die Eroberung des Nordens ging so schnell voran, dass wir schon Angst hatten, die Rebellen würden auch die Region Mopti erobern und dann bis nach Süden in die Hauptstadt Bamako vordringen. Die Armee war so schwach ...", so E. weiter. Er erklärt uns im Detail die Gründe für die Zurückhaltung der malischen Regierung, was die Militärintervention der CEDEAO (westafrikanische Union) angeht. Das Misstrauen gegenüber den Chefs der CEDEAO ist groß und man vermutet hinter ihrem Agieren eigene Interessen finanzieller und politischer Natur. Dennoch ist E. optimistisch. Er hofft, dass die neue Regierung die Situation stabilisieren und das Vertrauen der internationalen Staatengemeinschaft zurück gewinnen kann. „Der Dialog mit den Rebellen und Islamisten im Norden ist völlig aussichtslos. Wahrscheinlich ist eine Militäraktion zur Wiederherstellung der territorialen Einheit früher oder später die einzige Lösung“, so die Prognose von E. "Wie soll man mit Leuten verhandeln, die anderen ihre Ideen aufzwingen und die Infrastruktur, die mit viel Geld im Norden entstanden ist, in die Luft sprengen?, fragt E. empört.
Was unsere Gesprächspartner immer wieder betonen ist die neue Einheit unter den Christen – im Gebet und der solidarischen Haltung. Christen, die aus dem Norden fliehen mussten, werden versorgt. Man rückt zusammen und es zeigt sich, was der Glaube an Jesus wert ist. Die Hungerhilfe der Allianz-Mission ist auch in seiner Gemeinde angekommen. Die Leute sind sehr dankbar dafür. Nachbarn, auch Muslime, zeigen sich beeindruckt von der christlichen Solidarität, die Grenzen überschreitet.
Menschen sind zum Glauben an Jesus gekommen. Ich hake etwas nach, um heraus zu finden, ob sich die Leute wegen der materiellen Hilfe bekehren oder weil sie wirklich etwas von der Liebe Gottes begriffen haben. E. antwortet ehrlich: „Es sei in einzelnen Fällen nicht ausgeschlossen, dass Leute Christen werden, um möglichst von der Hilfe zu profitieren, aber einige vertrauen ihr Leben Jesus an, weil sie von der Liebe der Christen beeindruckt sind. Viele Randsiedler der Gemeinde lassen sich plötzlich blicken und füllen die Bänke des Gemeindehauses, um sich ihren Anteil an Reis und Hirse abzuholen.“ Die Gemeinden versuchen jedoch alle, ob Christen oder Muslime, von der Hilfe profitieren zu lassen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass der christliche Glaube mittels Reisrationen gewissermaßen käuflich sei. Es bleibt immer ein Balanceakt, wenn materielle Hilfe und evangelistische Ziele Hand in Hand gehen. Doch die Not ist so groß, dass es keine Alternative gibt. Familien leiden wirklich Hunger. Uns bleibt die Hoffnung und das Vertrauen, dass die Hinwendungen zu Jesus sich als nachhaltig echt erweisen und kein Strohfeuer bleiben.  

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