Mali | die weitere Entwicklung

Wie wird sich die Lage in Mali politisch weiter entwickeln?
Die Rebellen haben die strategisch wichtigen Städte des Nordens Gao, Kidal und Tombuktu eingenommen. Ihr Ziel ist die Gründung eines autonom regierten Territorium im Norden - dem sog. Azawad. Die Rebellion im Norden Malis wird von unterschiedlichen Gruppen und Interessen voran getrieben:
1. Mouvement National de Liberation de l'Azawad (MNLA: Bewegung zur Befreiung von Azawad/ Norden Mali). Das Ziel ist eine autonome Verwaltung des malischen Nordens, der vorwiegend von Tuareg und verwandten Volksgruppen bewohnt wird.Die Tuareg haben sich seit den frühen 1990er Jahren von der Zentralregierung in Bamako vernachlässigt gefühlt. Wenig Geld für die Entwicklung des Azawad ist geflossen. Die daraus resuliterende Unzufriedenheit und Wut ist ein Grund für den Aufstand der Tuareg.
2. Daneben gibt es die  Mouvement pour l’Unicité et le Jihad en Afrique de l’Ouest (MUJAO). Diese Bewegung setzt sich aus gewaltbereiten, islamistischen Kämpfern aus Mali und Mauretanien zusammen. Ihr Ziel ist die Ausweitung des islamischen Einflusses im Sahel und der Sahara. Auch Teile des benachbarten Landes Niger sind von dieser Gruppe bedroht.
3. Darüber hinaus existiert eine weitere terroristische Gruppierung: die Salafisten des Ansar Dine (Verteidiger des Glaubens). Sie unterhalten Verbindungen zu Al Quaida in den Ländern des Maghreb (Nordafrika). Es handelt sich bei den Salafisten um eine islamistische Strömung, die sich streng an Sitten der islamischen Frühzeit hält. Dies bedeutet: Sie lehnen westliche, ungläubige Sitten ab – aber auch die Verhaltensweisen "unfrommer Muslime".
Diese drei Gruppen werden verstärkt und unterstützt durch ehemalige, mit modernen Waffen ausgestatteten Söldner der lybischen Armee, die sich nach dem Sturz Gaddafis Richtung Süden abgesetzt haben.
Ihr gemeinsames Ziel ist die Eroberung des malischen Nordens. Aber ihre langfristigen politischen Ziele sind unterschiedlich. Die MNLA spricht von Demokratie und ist gegen die Einführung der Sharia (islam. Gesetz), die anderen befürworten dies.

Die große Frage ist: Werden die Rebellen in Tombuktu Halt machen, oder werden, vor allem die terroristisch orientierten Gruppen, weiter Richtung Süden vordringen? Der Vorsitzende der Ev. Allianz in Mali hat diese Befürchtung in einem Mail geäußert.
Meine Vermutung ist, dass die Rebellen zunächst versuchen werden, die Kontrolle über die Gebiete des Azawad zu behalten und ihre Eroberungen abzusichern. Wenn die Regierung in Bamako allerdings weiter Schwäche zeigt, kann es natürlich sein, dass die Rebellen auch in die weiter südlich gelegene Region Mopti einmarschieren. Da der Militärrat (Putschisten) jedoch auf Druck der CEDEAO (westafrikanische Wirtschaftsunion) eingelenkt hat, wird sich die CEDEAO, so bleibt zu hoffen, jetzt verstärkt einschalten. Der Militärrat hat die Tür für Verhandlungen mit allen Parteien Malis, mit den großen religiösen Gemeinschaften und der CEDEAO aufgestoßen. Ziel ist die Bildung einer Übergangsregierung der nationalen Einheit, die sich aus zivilen und militärischen Technokraten zusammen setzen soll. Darüber hinaus sollen die verfassungsmäßigen Organe (Verfassung von 1992, Parlament usw.) wieder hergestellt werden. Die Übergangsregierung hat zwei Ziele: Herstellung der nationalen Einheit Malis und Durchführung von freien Wahlen.
Ein weiteres Vordringen der Rebellen nach Süden würde bedeuten, dass die Truppen der CEDEAO eventuell versuchen werden, den Vormarsch aufzuhalten. Heute finden neue Verhandlungen in Dakar statt. Mali wird den Norden nicht einfach so den Rebellen überlassen. Zunächst hat der malische Militärrat einen Diplomaten nach Tombuktu geschickt, um einen Waffenstillstand auszuhandeln. 
Was bleibt? 
Die Situation ist eine Bedrohung für alle Länder des Sahel. Der amtierende CEDEAO-Vorsitzende, Ouattara von der Elfenbeinküste,  hat erklärt, dass die CEDEAO alles tun wird, um die territoriale Integrität Malis wieder herzustellen. Dennoch scheint der Norden Malis zunächst verloren. Mali ist zweigeteilt. Die Bevölkerung im südlichen Mali und in Bamako, so mein Eindruck, rückt näher zusammen, da sie begriffen haben, dass nicht der Kampf zwischen Putschisten und Anti-Putschisten die eigentliche Baustelle ist, sondern die islamische Bedrohung im Norden und die geographische Spaltung Malis. Aus Sicherheitsgründen hat die französische Regierung ihre Landsleute zum Verlassen des Landes aufgerufen. Zu hoffen ist, dass die Hungerhilfe für die Länder des Sahel durch die Ereignisse nicht entscheidend beeinträchtigt wird. Hinter all den politischen Ereignissen stehen Menschen, die ängstlich in die Zukunft schauen, die sich bedroht fühlen, die Hunger leiden und die doch voller Hoffnung um die Zukunft ihres Landes bangen.

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