Der Müll brennt - auch an Weihnachten

Barbara Hans beschreibt in ihrem Artikel "Die Kinder aus Sodom" (Spiegel-Online 20.12.2011) die Entstehungsgeschichte des Fotos des Jahres 2011 und dazu die lokalen und globalen Hintergründe, die aufhorchen lassen.
Der Fotograf Kai Löffelbein ist für sein Foto eines Jungen auf der Müllhalde Agbogbloshie in der Nähe von Ghanas Hauptstadt Accra als Gewinner des internationalen Unicef-Wettbewerbes "Foto des Jahres 2011" ausgezeichnet worden. Es ist eine gespenstische Szene, die hier festgehalten wird. Ein Junge, gekleidet im Dress des FC Barcelona, hält einen kaputten Fernseher in die Höhe. Es ist Elektroschrott aus den westlichen reichen Industrieländern, der hier brennt und giftige Gase verbreitet. Barbara Hans schreibt: "Die vermeintliche Siegerpose täuscht. Das Foto des Jungen inmitten von Elektroschrott, umgeben von hochgiftigen Dämpfen, dokumentiert auf drastische Weise die Kehrseite des technologischem Fortschritts: Zerstörung und Elend für Menschen und Umwelt. Die Vereinten Nationen schätzen, dass allein Deutschland jedes Jahr etwa 100.000 Tonnen Elektromüll nach Afrika verschifft. "
Man bezeichnet diese Müllhalde bei Accra auch als "Vorhof der Hölle". "Auf der Deponie lodern den ganzen Tag Feuer", so Löffelbein, "die Kinder und Jugendlichen brennen die Gummiummantelungen der Kabel ab, um ihr kostbares Innenleben freizulegen. Am Tag, als das Foto entstand, brannte zusätzlich ein Stapel Autoreifen, in denen Stahl verarbeitet war. Die Deponie gilt als größter Elektroschrottplatz der Welt. Der Rauch über dem Feld zieht nicht ab. Die Stimmung ist gespenstisch, oft kann man keine zwei Meter weit sehen. Der Nebel spuckt Menschen aus, die Fernseher oder Monitore auf dem Kopf tragen - und er verschluckt sie auch wieder."

Nun ist es in christlichen Kreisen, wo die Bibel als Gottes Wort ernst genommen wird, schon ziemlich ketzerisch, wenn die Existenz einer jenseitigen Hölle angezweifelt wird. Die Hölle als einem Ort, wo es heiß ist, das Feuer nie erlischt und die verurteilten Menschen mit ihren Zähnen knirschen, das ist ein endzeitlicher Tatbestand.
Nun könnte ich als Theologe exegetische Recherchen anstellen, die Theologie- und Kirchengeschichte auf den Kopf stellen, um Belege für eine höllische Realität anzuführen und die Entwicklungsgeschichte der Bilder dieses höllischen Spektakel aufzeigen.
Aber ... Bilder wie das Foto des Jahres zeigen mir, dass Hölle schon mitten unter uns ist. Ich frage mich: Haben wir überhaupt das Recht, in Artikeln, Predigten und Wohnzimmerdiskussionen mit spitzfindigen Recherchen die Existenz einer künftigen Hölle zu beweisen, wenn wir nicht gleichzeitig bereit sind, der "Hölle mitten unter uns" ins Gesicht zu sehen, sie zu riechen und ihr Feuer zu löschen und das nicht nur mit seligmachenden Worten?!

Wer sind eigentlich die Höllenkinder? Die Kinder auf den Müllhalden bei ihrer Suche nach verwertbaren Rohstoffen, während sie giftige Gase einatmen?
Was ist eigentlich mit denen, die über ihre Verhältnisse konsumieren und durch ihre Müllproduktion Umwelt belasten und bewusst oder unbewusst Höllen schaffen?
Journalisten, die sich in diesen Tagen in den Fußgängerzonen und Konsumtempeln deutscher Städte umhören, finden heraus: Die Deutschen kaufen auch in der Krise. Keiner will sich Weihnachten verderben lassen. Der Einzelhandel ist zufrieden wegen guter Verkaufszahlen. Die Leute von Saturn&Co. klatschen in ihre Hände, wenn wir den alten PC oder Fernseher auf die Kippe werfen und uns neue Geräte zum Schnäppchenpreis zulegen. Man "ist doch nicht blöd...".
Der Handel blüht und der Müll glüht - aber das ist ja weit weg.
Wen interessieren die brennenden Vorhöfe der Höllen in Accra und anderswo, die auf unserem Konsummist entstanden sind?

Weihnachten heißt: Gott wendet sich einer kaputten Welt zu. Seine Augen brennen wegen und in dem Elend der Welt. - Unglaublich.

Der Hintergrundartikel von Barbara Hans zum Foto des Jahres 2011 hier: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,804733,00.html

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